Hadern:Neuanfang im Scherbenviertel

Hadern: Die alte Siedlung an der Ludlstraße wird abgerissen - wie es künftig dort aussehen soll, zeigen die Entwürfe.

Die alte Siedlung an der Ludlstraße wird abgerissen - wie es künftig dort aussehen soll, zeigen die Entwürfe.

(Foto: Dr. Wiese, Kirsten)
  • Die Stadt erneuert die Siedlung an der Ludlstraße in Hadern. Das soll das Viertel wieder attraktiver machen.
  • 373 neue Wohnungen sollen entstehen, dazu kommen soziale Angebote wie Kindertagesstätten.
  • Baubeginn ist im Herbst.

Von Berthold Neff

Schon seit Jahren ist klar, dass die Siedlung an der Ludlstraße abgerissen wird. Und vor zwei Jahren wurde im Realisierungswettbewerb entschieden, welches Gesicht das neue Quartier haben wird. Es entsteht nach den Plänen des Wiener Architekturbüros "Alles Wird Gut Architektur ZT GmbH" in Zusammenarbeit mit dem Münchner Büro "el:ch Landschaftsarchitekten GbR", das die Grün- und Freiflächen gestaltet.

Die Vorarbeiten für das Projekt der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag, die in das Areal an der Grenze der beiden Stadtviertel Hadern und Laim etwa 90 Millionen Euro investieren wird, haben bereits begonnen.

Wie schlecht der Zustand der Sozialwohnungen aus den Fünfzigerjahren inzwischen war, wurde beim Abriss der ersten zwei Gebäudezeilen nördlich der Ludlstraße deutlich. Allen Mieterinnen und Mietern, die dort wohnten, hat die Gewofag Ersatzwohnungen im eigenen Bestand angeboten. Das Unternehmen offerierte ihnen durch das firmeneigene Mieterzentrum sowie durch das Wohnforum, einen sozialen Dienstleiter der Gewofag, auch Hilfe beim Umzug an. Zug um Zug werden auch die anderen Bewohner, deren Häuser der Abrissbirne zum Opfer fallen, Wohnungen als Ersatzunterkunft erhalten.

Geplant ist, dass insgesamt 373 neue Wohnungen entstehen. Mehrere soziale Angebote sollen das Wohnen in der Gegend, die einst einen eher schlechten Ruf hatte, wieder attraktiv machen. Es wird ein Familien- und Beratungszentrum geben, das Haus für Kinder umfasst drei Kindergarten- und drei Kinderkrippengruppen mit insgesamt 111 Plätzen. Außerdem gibt es im Kitz, dem Kindertageszentrum, 120 Plätze in acht altersgemischten Gruppen.

Der Quartierstreff wiederum, zukünftig an zentraler Stelle gelegen, soll zum Mittelpunkt für die Bewohner werden. Dort soll es Gelegenheit geben, mit den Nachbarn ins Gespräch zu kommen, Kurse zu besuchen und sich gegenseitig zu unterstützen. Vorgesehen ist auch eine ambulant betreute Wohngemeinschaft.

Eine vergleichsweise neue Wohnform probiert die evangelisch-freikirchliche Gemeinde Großhadern, die in ihrem Mehrgenerationen-Wohnhaus Menschen unterschiedlichen Alters und mit verschiedenen Lebensformen zusammenbringen will. Ihr Haus mit 17 Wohnungen soll Familien, Singles und Paare verschiedener Altersstufen zusammenbringen.

Hadern: Spatenstich für die Neubauten ist im Herbst.

Spatenstich für die Neubauten ist im Herbst.

(Foto: Dr. Wiese, Kirsten)

Hauptidee dabei: Man hilft sich gegenseitig. Belebend für das neue Quartier werden sicher auch die zwölf Künstlerateliers wirken, die teilweise als Wohnateliers genutzt werden sollen. "Damit können sich Künstler im Quartier an der Ludlstraße ansiedeln und bezahlbare Arbeitsräume erhalten", so die Gewofag.

Dieser Vielfalt an Nutzungen kommt die kleinteilige Bebauung entgegen. Lediglich Richtung Süden gibt es zwei- und fünfspännig angeordnete Häuser, die zwar nicht wie ein Riegel aussehen, aber dennoch den Lärm der Lindauer Autobahn weitgehend ausblenden können. Die zwischen vier und sechs Stockwerke hohen, sogenannten Punkthäuser im Inneren des insgesamt 30 000 Quadratmeter großen Areals weisen einen fünfeckigen, polygonalen Grundriss auf und sind mal in die eine, mal in die andere Richtung verschwenkt, was jeder Wohnung Ost- und Westsonne verschafft.

Baubeginn für die Gebäude im ersten und zweiten Bauabschnitt soll im Herbst erfolgen. Bis dahin werden in weiteren Abschnitten weitere Bestandsgebäude abgebrochen. In zwei der Gebäudezeilen sind derzeit noch Flüchtlinge untergebracht, für die noch Ersatzunterkünfte gesucht werden.

Frühestens im nächsten Jahr wird man dann sehen können, ob der Sieger-Entwurf das hält, was sich der Jury-Vorsitzende Ludwig Wappner bei der Präsentation vor zwei Jahren erwartet hat: Das neue Quartier werde für die Bewohner "Heimat und Identität" schaffen.

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