Hadern:950 Jahre und kein bisschen leise

Hadern: Mit dabei: Musikalisch-Lustiges verspricht das Quartett "Fünferl".

Mit dabei: Musikalisch-Lustiges verspricht das Quartett "Fünferl".

(Foto: privat)

100 Organisationen und Künstlergruppen, 78 Veranstaltungen an 27 Orten: Am kommenden Wochenende feiern die Bürger in Hadern nach sechs Jahren Pause endlich wieder ein großes Stadtteil-Fest

Von Berthold Neff, Hadern

Sechs Jahre lang haben die Haderner warten müssen, aber jetzt ist es wieder soweit: Die Stadt spendiert eine Stadtteilwoche. Mehr als 100 Organisationen und Künstlergruppen machen mit, laden zu insgesamt 78 Veranstaltungen an 27 Orten, wobei im Festzelt und im Biergarten am Max-Lebsche-Platz am meisten geboten wird. Wie immer ist der Eintritt auch diesmal für alle frei. Und gewissermaßen ist es auch ein Geburtstagsgeschenk der Stadt an ihr Viertel im Westen, das in diesem Jahr 950 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung feiert. Damals trat der Ort als "Haderun" in die Geschichte ein, wurde später als Großhadern zur selbständigen Gemeinde und ist seit dem 1. April 1938 als Hadern ein Stadtteil der Landeshauptstadt.

Eröffnet wird die Haderner Stadtteilwoche am Freitag, 24. Juni, um 19.15 Uhr im Zirkuszelt am Max-Lebsche-Platz, in dem anschließend gleich einer der Höhepunkte lockt, nämlich ein Kabarettabend mit Andreas Giebel unter dem Motto "Das Rauschen in den Bäumen". Kabarett gibt es auch danach, unter anderen mit Michael Altinger, Matthias Matuschik und Susanne Rohrer. Musikalisch-Lustiges versprechen das Quartett "Fünferl" mit ihrem Programm "Um a Fünferl a Durchanand" (Samstag im Zirkuszelt), Gabi Lodermeier und Laurenz Schoon mit ihrer Hommage an Bally Prell (Sonntag, Theatersaal des Augustinums am Stiftsbogen) sowie "D'Raith-Schwestern & da Blaimer" mit ihrem Programm "I mog's bunt" (Mittwoch, Zirkuszelt).

Die Fülle der Veranstaltungen bringt es mit sich, dass den Hadernern schwere Entscheidungen nicht erspart bleiben. Wo zum Beispiel soll man am Sonntag hin? Entweder zur großen Aufführung von Carl Orffs "Carmina Burana" um 18 Uhr in der Turnhalle der Grundschule am Hedernfeld, mit den Chören von St. Canisius und von St. Ignatius sowie dem Singkreis der Pfarrei Erscheinung des Herrn. Oder aber doch zur kabarettistischen Kammermusik des Trios "The Three X" aus Polen, das verschiedene Musikstile mit Elementen der Theaterkunst kurzweilig verbindet (Zirkuszelt, 19.30 Uhr)? Oder sollte man schon zum Feierabendtreff um 18 Uhr an gleicher Stelle eilen, mit Pit Müllers Hot Stuff, Jazz und Swing vom Allerfeinsten? Aber wie schafft man es von hier rechtzeitig zu Gabi Lodermeier und Laurenz Schoon, die ihr Musikkabarett um 19 Uhr im Augustinum präsentieren?

Aber schon der Samstag hat es in sich. Zunächst wäre da um 13 Uhr die Eröffnung des neuen Kulturzentrums am Haderner Stern, zu der sich Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers angesagt hat. Die neuen Räume werden mit einem bunten Programm eröffnet, an dem sich auch die Münchner Volkshochschule und die Stadtbibliothek beteiligen; sie alle teilen sich künftig das Gebäude an der Guardinistraße 90. Danach oder zwischendurch sollte man auf jeden Fall schon mal in der Blumenauer Mittelschule an der Blumenauer Straße 11 vorbeischauen, denn: Dort nimmt ein Projekt Gestalt an, das symbolisch an die 950 Jahre erinnert, die Hadern mittlerweile auf dem Buckel hat. Unter dem Motto "Gemeinsam etwas bewegen" hat der Blumenauer Nachbarschaftstreff im Viertel Ziegelsteine verteilt, die man individuell mit Wünschen, Zeichnungen oder Geschichten gestalten konnte. Nun werden sie als Domino-Strecke aufgebaut und am Sonntag 15 Uhr feierlich angestoßen. Die Menschen haben dann ihren Beitrag geleistet, dann liegt es an den Steinen, richtig zu fallen.

Flankiert werden all diese Auftritte und Aktionen von Straßenfesten wie dem des Gittner-Kindergartens am Samstag von 12 bis 18 Uhr an der Neufriedenheimer Straße 71-79, bei dem auch das Haderner Kinderorchester auftritt. Andere Töne gibt es kurz danach im Theatersaal des Augustinums (Stiftsbogen 74, 19 Uhr) zu hören, beim Auftritt des Frauen-Polizeichors. An diesem Wochenende präsentieren sich außerdem die Vereine und Organisationen, die sich an der Stadtteilwoche beteiligen, bei einer Kultur-Dult zwischen 14 und 18 Uhr auf dem Max-Lebsche-Platz. Am Sonntag zwischen 14 und 18 Uhr ist dort auch die Kunstaktion "Das Papiertheater" zu sehen, bei der es um eine Frage geht: Was ist unbezahlbar? Antworten darauf wurden bisher schon in Israel, Palästina, Ecuador und Indien gesucht, nun dürfen auch die Haderner ihre persönlichen Stellungnahmen dazu in die Teller schreiben.

Auch die Gastronomie im Festzelt wird diesmal daran erinnern, wie groß die Welt in Wirklichkeit ist. Außer bayerischen Spezialitäten wie Obazdn gibt es Arabisches wie Falafal, zubereitet von der Familie Albaghdadi, die vor zwei Jahren vor dem Krieg aus Damaskus fliehen musste, wo sie ein Restaurant betrieben hatte.

Das Programm zur Stadtteilwoche gibt es kostenlos unter anderem im Rathaus, in vielen Lokalen und Geschäften in Hadern, im Augustinum und in der Stadtbibliothek. Es ist auch im Internet unter www.muenchen.de/stadtteilkultur abrufbar.

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