Hadern:Giftköder-Alarm in Hadern

Warnung vor giftigen Hundeködern

Schrecksekunde für Hundebesitzer: Immer wieder wird in Grünanlagen vor Giftködern gewarnt.

(Foto: dpa)

Mehrere Hunde mussten bereits behandelt werden, nachdem sie davon gefressen hatten. Ihre Besitzer fordern ein Einschreiten der Polizei

Von Berthold Neff, Hadern

Die Aufregung ist groß im Viertel, seitdem Ende August in der Nähe des Stiftsbogens Giftköder gefunden wurden. Mehrere Hunde, die davon gefressen haben, mussten in der Tierklinik behandelt werden. Wie sehr das Thema die Menschen im Viertel umtreibt, wurde am Dienstagabend bei der Sitzung des Bezirksausschusses Hadern deutlich. Etwa ein Dutzend Hundebesitzer waren gekommen, um auch auf der politischen Ebene Alarm zu schlagen.

Sie warnen seit Wochen auf Zetteln vor den Giftködern und gehen seit Längerem auch nachts durch die Straßen, um herauszufinden, wer diese Köder auslegt. Es handelt sich um Hackfleischbällchen, in denen sich kleine, türkisfarbene Teilchen befinden, anscheinend Schneckenkorn. Die genaue Zusammensetzung wird derzeit vom Bayerischen Landeskriminalamt untersucht, was der Polizei zufolge allerdings etwa ein halbes Jahr lang dauern wird. Es gibt auch kaum eine Möglichkeit, dass die Polizei durch verstärkte Präsenz versucht, den oder die Täter zu finden. Dafür, so Wolfgang Dausses, Erster Polizeihauptkommissar von der für Hadern zuständigen Polizeiinspektion 41, fehle schlicht und einfach das Personal. Dausses sagte, er habe die Gegend nach den ersten Funden von Spezialisten mit einem für solche Zwecke ausgebildeten Hund absuchen lassen, es seien aber keine weiteren Giftköder entdeckt worden. Er appellierte an die Bürger, unverzüglich zu melden, wenn sie verdächtige Personen bemerken. Dausses: "Wir sind auf die Bürger angewiesen, dass sie uns solche Hinweise geben."

Einige der besorgten Bürger erledigten das gleich in der Sitzung. Ludwig Gierstl, der in Hadern wohnt, einen Hund hat und beruflich für die Projektentwicklung an der Hochschule für Philosophie zuständig ist, übergab dem Hauptkommissar eine Grafik mit den Fundstellen der Köder.

Die mit Gift versetzten Fleischbällchen wurden auch bei Nachtwachen entdeckt, zu der die Hundebesitzer aufgerufen hatten. Angesichts der oft sehr emotional vorgetragenen Klagen der Hundebesitzer sagte Gierstl: "Wir wollen nicht als hysterischer Mob rüberkommen, sondern nur dafür werben, dass die Bürger die Augen offenhalten." Die angespannte Lage hat dazu geführt, dass die Nerven blank liegen. Einige der Hundehalter zeigten sich überzeugt davon, dass sie bei ihren Kontrollgängen beobachtet würden. Sie stellten auch einen Zusammenhang zu einem eher grotesken Fund her. Mitten in der Nacht, an einer Stelle, die sie noch kurz zuvor überprüft hatten, entdeckten sie eine große Sexpuppe in einem durchsichtigen Plastiksack, die wie eine Frauenleiche aussah. Eine Hundebesitzerin sagte, sie verstehe das als Warnung, "als nächstes bist du dran".

Das Auslegen von Giftködern ist in diesem Jahr bundesweit ein Thema. In Gießen wurden im Sommer fast täglich präparierte Wurst- und Fleischstücke entdeckt. "Es ist der Sommer der Hundehasser", so der Spiegel. Mittlerweile wehren sich Hundehalter, indem sie ihre Funde der Website "Giftköder-Radar" melden. Und es werden spezielle Trainings für Hunde angeboten, damit sie nicht alles fressen, was so herumliegt.

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