Hadern:Frische Luft und prima Kies

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Man fährt elektrisch: An der Ecke Fürstenrieder-/Ammerseestraße hält ein Oberleitungsbus. Die Stadtsparkasse gab es damals schon, die Schuhfabrik Reiter und der Friseur Schmalhofer sind Geschichte. (Foto: oh)

Einwohner der ersten Stunde führt durch die Kurparksiedlung

Von Andreas Hensler, Hadern

Vor 1931 war die heutige Kurparksiedlung eine Ansammlung von Wiesen, Brachland und etwas erhöhten Kieswegen, die so schmal waren, dass nicht einmal zwei Autos problemlos aneinander vorbeikamen. Der Blick war frei, und den Horizont dominierte der Schornstein der Kartoffelbrennerei in Kleinhadern. Dieser Anblick ist mittlerweile Geschichte. 2002 wurde die Alkoholfabrik zugunsten des Wohnprojekts Guardinipark abgerissen. Das war eine der letzen in einer Reihe großer Veränderungen, die bereits in den 1930er Jahren in Hadern begannen. Die Kurparksiedlung ist heute ein Wohngebiet, dominiert von Einfamilienhäusern und vielen Grünflächen.

Einen Spaziergang mit dem Haderner Geschichtsexperten Alexander Brust bietet nun die Volkshochschule an. Er lebt seit seiner Geburt vor 76 Jahren in der Kurparksiedlung. Seine Eltern bezogen 1932 das erste und somit das heute älteste Haus. Wie wenig andere hat er die Veränderungen selbst miterlebt. Bei dem Spaziergang zu verschiedenen Stellen der Kurparksiedlung zeigt Brust anhand mehrerer Bilder, wie sich das Gesicht der Siedlung verändert hat, sei es durch den Bau der Autobahn A 96 Richtung Lindau, die mittlerweile hochgewachsenen Lindenbäume oder den Wandel von vielen kleinen zu wenigen großen Geschäften. Geschichte ist die Leidenschaft des 76-Jährigen. Er hat unter anderem familiäre Zeitzeugenberichte gesammelt und ist Mitglied im Geschichtsverein Hadern.

Mit einem Augenzwinkern blickt Alexander Brust heute auf einen Werbeprospekt für die Kurparksiedlung aus den 1930er Jahren: Die Bayerische Grundstücksverwertung versuchte damals, potenziellen Käufern die Siedlung schmackhaft zu machen: "Ständige Frischluftzufuhr, prima Baukies, Wasser-, Gas- und Lichtleitung" und die geplante Errichtung einer Straßenbahnlinie in der Fürstenrieder Straße. So viel sich im Viertel verändert hat, eine Sache ist in der "Oase der Großstadt", wie Brust sein Viertel liebvoll nennt, geblieben: Seit beinahe 90 Jahren wird über den Bau der Straßenbahn immer wieder debattiert.

Treffpunkt für die Tour am 21. Juli von 15 bis 17 Uhr: Kreuzung Ecke Ammersee-/Fürstenrieder Straße 166. Anmeldung bei der Münchner Volkshochschule, Preis sieben Euro. Mehr Informationen per Telefon 480 06 67 30 oder www.mvhs.sued.de.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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