Haar:Schrumpfkur für die Großklinik

Das Isar-Amper-Klinikum setzt seinen Dezentralisierungskurs fort

Das Hauptgebäude des Isar-Amper-Klinikums in Haar erinnert mit seiner von Efeu bewachsenen Natursteinfassade, dem mächtigen Portal, dem runden Turm, den Bogenfenstern und den schwungvoll gemauerten Giebelkronen am Dach an Harry Potters Zauberschule Hogwarts. Einen modernen Klinikbetrieb vermutet hinter der Fassade keiner. Doch der Eindruck täuscht. Das Klinikum des Bezirks Oberbayern steckt mitten in einem umfassenden Modernisierungsprozess.

Als der mittlerweile in die Jahre gekommene Kopfbau an der Wende zum 20. Jahrhundert errichtet wurde, war das Bezirkskrankenhaus in Haar-Eglfing die zentrale Anlaufstelle für Psychiatrie-Patienten in der Region. Es war eine Großklinik, die mit ihren in eine Parklandschaft eingebetteten Pavillonhäusern allerdings nicht wie eine solche wirkte. Heute blickt Geschäftsführer Jörg Hemmersbach von seinem Büro an der Vockestraße aus weit über Haar hinaus. Er leitet das Isar-Amper-Klinikum mit 3000 Beschäftigen und 200 Millionen Euro Umsatz, das an sieben Orten in der Region präsent ist; von Taufkirchen über Freising über zwei Standorte in München bis Fürstenfeldbruck und Dachau. Haar ist mit dem Klinikbetrieb München-Ost, den Hemmersbach auch führt, ein Standort unter vielen, wenngleich der weitaus größte.

Ein Aspekt dieses Umbaus ist die Schrumpfkur, die das Klinikum München-Ost, also das alte Bezirksklinikum in Haar-Eglfing, erfährt. Haar I und Haar II hießen die beiden großflächigen Parkanlagen, in denen die Klinik-Pavillons standen. Stationen aus dem insgesamt 22,5 Hektar großen Haar-II-Areal wurden bereits 2013 nach Schwabing und zuletzt erst im Herbst 2016 nach Fürstenfeldbruck verlegt. Das Klinikum unterhält in Haar II noch zwei Stationen der Geriatrischen Psychiatrie. Ende 2017 sollen die geräumt sein. Dann soll in Haar alles im Umfeld von Haar I zusammengeführt sein, wo freilich auch gravierende Veränderungen zu beobachten sind. Ein Nachfolgegebäude für die alte Aufnahmeklinik steht schon. Zweigeschossig und mit großen Fensterfronten versehen ergänzt die neue Patientenaufnahme, in der auch die Neurologie sowie psychiatrische Stationen und Suchtstationen untergebracht sind, das aus der Jugendstilzeit stammende historische Klinikensemble. Drei weitere Gebäude dieser Art, in denen weitere zwölf Stationen unterkommen sollen, sind nebenan schon zu sehen. Sie umschließen eine Freifläche, die eine Art Agora, ein Zentrum des Klinik-Areals in Haar bilden soll. Die Geriatrie, die Gerontopsychiatrie und die Psychosomatik werden dort Platz finden. Baukosten: etwa 50 Millionen Euro. Als Eröffnungstermin ist laut Klinik-Sprecher Henner Lüttecke Ende 2017, Anfang 2018 angepeilt. Die Klinik werde den Weg der Dezentralisierung weitergehen, sagt Hemmersbach. "Wir sind nach wie vor absolut überzeugt davon, dass eine Versorgung dort stattfinden muss, wo die Menschen leben."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: