Gymnasium:Ein Jahr mehr fürs Abitur

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Die Freien Wähler kämpfen jetzt mit einer Online-Petition für die "Mittelstufe Plus"

Mit einer Online-Petition wollen die Freien Wähler Münchner Kindern den Weg zu mehr Zeit am Gymnasium ermöglichen. Die Schüler der Landeshauptstadt seien benachteiligt, weil sie nicht am Modellversuch Mittelstufe Plus mitmachen können, sagte der Münchner FW-Chef und Landtagsabgeordnete Michael Piazolo. Das sei "eine enorme Ungerechtigkeit". Unverständlich, findet er, wo doch Kultusminister Ludwig Spaenle und sein Staatssekretär Georg Eisenreich beide Münchner seien. Das Volksbegehren der Freien Wähler zur Reform des Gymnasiums war 2014 gescheitert. Schulen hätten selbst entscheiden sollen, ob sie das Abitur in acht oder neun Jahren anbieten. Nur gut 270 000 Wähler hatten unterschrieben, das sind 2,9 Prozent. Erforderlich sind zehn Prozent. Bis Mitte März können Interessierte nun im Internet bei Open Petition ihr Votum abgeben. In den ersten vier Tagen unterzeichneten knapp 30 Unterstützer.

Mit der Petition will Piazolo das Ministerium dazu bringen, eine zweite Bewerbungsrunde für weitere Modellschulen zu öffnen. 71 staatliche Gymnasien hatten sich im vergangenen Jahr für die Testphase zum neunjährigen Gymnasium beworben, einzelne kämpften noch bis zum Sommer erbittert darum, aufgenommen zu werden. Das Ministerium blieb hart, die 47 Erwählten bildeten die bayerische Schullandschaft ab, hieß es. Der Modellversuch soll zeigen, wie eine vierjährige, gedehnte Mittelstufe mit deutlich weniger Nachmittagsunterricht in großen Städten, auf dem Land, in kleinen und großen Schulen verschiedenster Zweige und Sprachenfolgen umgesetzt wird. Daraus will das Ministerium dann Schlüsse ziehen, ob und wie das Modell Mittelstufe Plus umgesetzt wird.

Dass keine Münchner Schule unter den 47 Gymnasien ist, sei auch ein Makel für die Auswertung des Modellversuchs. "Wie sollen die Münchner Gymnasien später die Mittelstufe Plus einführen, wenn sie es gar nicht ausprobieren konnten?", fragte Piazolo. Für faire Chancen und korrekte Daten sollten mindestens fünf Schulen aus Stadt und Landkreis nachziehen.

Nur: Aus München kam nicht eine Bewerbung. Entsprechend irritiert ist Kultusminister Spaenle: "Die Behauptung, wir würden München benachteiligen, ist schlicht falsch!" Alle 330 staatlichen Gymnasien hätten sich für den Modellversuch bewerben können, er könne die Münchner ja nicht zwingen. "Und Nürnberg ist weiß Gott auch eine Großstadt", sagte Spaenle.

Die Münchner Schulleiter bei denen Spaenle nachgefragt habe, wollten sich den Versuch erst einmal ansehen. Anders als in vielen Landgymnasien, wo sich Direktoren von wegfallendem Nachmittagsunterricht und längerer Lernzeit Standortvorteile gegenüber den Realschulen erhoffen, können sich die Münchner Gymnasien vor Interessenten kaum retten und haben Platzprobleme.

© SZ vom 25.01.2016 / angu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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