Gute Bilanz:Von Riem nach Guangzhou

Kräne auf der Bauma 2016 Messe in München Die Bauma ist die Weltleitmesse für Bau Baustoff Berg

Messegäste spazieren über die Bauma, die weltweit größte Messe ihrer Art. Die Szene stammt aus München, sie könnte sich aber auch in Shanghai so abspielen.

(Foto: Imago/Lukas Barth)

Für die Messe werden Auftritte im Ausland immer wichtiger, vor allem im Osten. Die Bauma zum Beispiel findet nicht mehr nur in München statt, sondern auch in Shanghai, Delhi und Moskau

Von Pia Ratzesberger

Das Jahr 2016 ist nicht gut weggekommen. Eine grauenhafte Zeit ist in den vergangenen Wochen immer wieder geschrieben worden, weltpolitisch, bundespolitisch und überhaupt, Leonhard Cohen ist gestorben und dann auch noch Bud Spencer. Auf Twitter erfand man sogar den Hashtag #ThingsThat ShouldBeLeftIn2016, um sich noch einmal darin zu suhlen, wie schlecht das Jahr doch war. Was so viel heißt wie Dinge, die getrost im Jahr 2016 zurückbleiben können. Auf der Jahrespressekonferenz der Messe München allerdings war die Stimmung eine andere, denn im Gegensatz zu vielen anderen war 2016 für das Unternehmen so ein richtig gutes Jahr: Die Messe München GmbH hat so viel Umsatz gemacht wie noch nie in ihrer Geschichte, mehr als 400 Millionen Euro.

Momentan basiert diese Zahl auf Hochrechnungen, das endgültige Ergebnis steht noch nicht fest, werde aber etwa um die 420 Millionen Euro liegen, sagt Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen wird etwa 100 Millionen Euro betragen, davon muss die Messe allerdings noch Darlehen abbezahlen. Zudem erhalten die Hauptgesellschafter der Messe München, der Freistaat Bayern und die Landeshauptstadt München, mehr als 50 Millionen Euro - Zinsen für ihre Darlehen zum Bau des neuen Messegeländes. Trotz Jubels über den hohen Umsatz wird am Ende also kein hoher Gewinn stehen, man wird das Geschäftsjahr vermutlich mit null abschließen. Genau wie in den vergangenen und wohl auch in den kommenden Jahren. "Wir haben aber gute Rücklagen und bauen damit unser Auslandsgeschäft immer weiter aus", sagt Dittrich.

Denn das gute Jahr des Unternehmens ist zwar auch auf die Münchner Bauma 2016 zurückzuführen, die größte Baumaschinenmesse der Welt, die sich alle drei Jahre im Osten der Stadt präsentiert. Aber eben auch auf die Baumaschinenmessen in Shanghai, in Delhi und in Moskau - überall dort hat die Messe München einen Ableger, sodass die Bauma im vergangenen Jahr gleich viermal stattfand. Genauso die Ifat, die Messe für Umwelttechnologie, die sich neben München zweimal in China präsentierte, in Shanghai und Guangzhou sowie in Mumbai. Wie viel die Messe München GmbH mit ihrem Auslandsgeschäft verdient, will Klaus Dittrich nicht sagen, nur dass es "profitabel" sei. Mittlerweile mache der Auslandsanteil mehr als 20 Prozent des Gesamtumsatzes aus, in der Zukunft sollen es sogar 30 Prozent sein. Um das zu erreichen, geht man in Russland und China auch einkaufen, vor zwei Jahren hat die Messe München die Baumaschinenmesse CTT in Moskau übernommen, die damals noch größte Investition. Im vergangenen Jahr allerdings hat die Firma noch einmal mehr Geld ausgegeben, um eine chinesische Fachmesse für Fassadenelemente, Fenster und Türen zu erstehen, die sogenannte Fenestration China. Wie viel man dafür ausgegeben hat, will man bei der Messe München nicht sagen, nur dass ein "Investitionsrekord" sei. China sei der größte Markt für die Baubranche, die Fenestration sei nun eine gute Basis, um auch dort mit einer Baumesse vertreten zu sein, heißt es von Seiten der Geschäftsführung.

Am Erfolg der Messe München habe selbstverständlich die gesamte Stadt teil, sagt Klaus Dittrich, die Hoteliers und die Restaurants, die Handwerker und die Taxifahrer. Warum sich eine Münchner Messe dann vor allem außerhalb der Landeshauptstadt engagiere, wenn doch die Stadt profitieren solle, von solcher Kritik will er nichts hören. "Jede Messe, die wir in China veranstalten, bringt uns wieder mehr chinesische Aussteller und Besucher hier in München".

Nach wie vor wollen zu einer Messe wie der Bauma viel mehr Aussteller kommen als auf dem Gelände im Osten der Stadt Platz finden, im vergangenen Jahr standen 600 Firmen auf der Warteliste. Deshalb baut das Unternehmen die zwei neuen Hallen C 5 und C 6, zudem ein neues Konferenzzentrum, das "Conference Center Nord". Dieser Neubau kostet die Messe 105,8 Millionen Euro, in C 6 legen die Arbeiter momentan die letzte Fundamentplatte, in C 5 bauen sie den Keller aus. Beim Aushub habe man viel mehr Reste vom alten Flughafen gefunden "als gedacht", sagt Gerhard Gerritzen, der stellvertretende Geschäftsführer der Messe. Teils musste man Betonpfähle in die Erde rammen, um den Bau abzusichern, bei der Messe rede man mittlerweile vom "Klein-Venedig". Im Mai 2018 soll alles fertig sein, zur Ifat 2018. Die neben Shanghai und Guangzhou ja auch immer noch in München stattfindet.

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