Gugelmänner-Geheimbund:Und es war doch ein glatter Königsmord

Herzliches Vergeltsgott der Guglmänner für die ausführliche Darstellung der größten Freveltat der bayerischen Geschichte ("Ein ewig Rätsel: Wie starb der bayerische König? Das Protokoll einer Tragödie", 19./20. November). Trotzdem sind Ungenauigkeiten eingeflossen, die eine präzisere Schlussfolgerung der Einordung der Todesumstände zulassen, als die ewiggleiche Formel: "Ein ewig Rätsel will ich bleiben" - was vom König aus "Die Braut von Messina" (Friedrich Schiller) gerne zitiert wurde, was seine ungebildeten Zeitgenossen natürlich nicht ahnten. So sind die Uhren nicht, wie im Artikel suggeriert wird, ungefähr gegen 19 Uhr stehen geblieben, sondern die Uhr des Königs war (laut staatlicher Dokumentation) bereits um 18.53 Uhr stehen geblieben, die Uhr Dr. Guddens aber erst um 20.06 Uhr, also exakt 73 Minuten später. Und das ist zugleich der Beweis, dass Gudden gar nicht beim Ringen im See zeitgleich mit dem König zu Tode gekommen sein konnte. Gudden starb mit Sicherheit an Land und wurde erst später zum König ins Wasser geworfen. An dieser Stelle steht auch das Kreuz im Starnberger See. Es bezeichnet nicht die Todesstelle König Ludwig II., das Kreuz markiert lediglich den Auffindungsort der beiden Leichen!

Völlig unlogisch ist auch, dass die Hüte beim Auffindungsort der Leichen liegen und nicht an der 47 Meter entfernten Stelle, an der die Flucht begann - die Beiden hätten ja während der Flucht und Verfolgungsjagd die Hüte die ganze Zeit auf dem Kopf haben müssen, bis sie ihnen als Leichen an der Auffindungsstelle schließlich heruntergefallen wären. Die Hüte sind, nachdem man den an Land ermordeten, lästigen Zeugen Dr. Gudden zum König ins Wasser geworfen hatte, nachträglich am Ufer drapiert worden. Auch der Schriftsteller Georg Lohmeier weist darauf hin, dass die Hüte nicht um 19.30 Uhr gefunden worden sind, sondern erst gegen 22 Uhr, nach Einbruch der Dunkelheit im Laternenschein; weil die Hüte erst später dort abgelegt worden waren. Zudem berichtet der königliche Leichenbeschauer Dr. Magg, der zu Stillschweigen zwangsvereidigt worden war, seiner Tochter auf dem Sterbebett von den Schusswunden des Königs, die er in der Todesnacht inspiziert hatte. Dass die Obduktion keine Schussverletzungen attestiert hatte, war darauf zurückzuführen, dass alle Ärzte Leiter staatlicher Kliniken und somit Staatsangestellte waren. "Ergebenst, gehorsamst", so unterzeichnete der Leiter der Kommission, Dr. Kerschensteiner, den Bericht. Vielleicht ein subtiler Hinweis, dass hier dem Gehorsam gegen den staatlichen Dienstherrn ein höherer Wert als der Wahrheit zugemessen wurde. Ganz einfach wäre es, Licht in dieses Dunkel zu bringen, auch wenn Herzog Franz (Franz Herzog von Bayern; d. Red.) - der keine Hinweise auf eine Mordtat aus den Indizien herauszulesen vermag - endlich den Sarkophag öffnen lassen würde, was bei jedem anderen Kriminalfall sofort geschähe. Aber gerade dies wird seit 130 Jahren durch das Haus Wittelsbach mit allen Mitteln verhindert. Ist dies nicht der indirekte Beweis, das Eingeständnis, dass der König ermordet wurde?

Für die Guglmänner seiner Majestät König Ludwigs II.: Alfred Helm, Pullach

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