Grundstückspreise:Immobilien in München: "Der Wahnsinn geht weiter"

Gebäudekomplex "Rodenstock Garten" in München, 2015

Der Wohnungsmangel in München ist Schuld an den hohen Grundstückspreisen.

(Foto: Florian Peljak)
  • Erstmals ist ein Wohnungsbauatlas für München verfügbar.
  • Der Umsatz auf dem Münchner Immobilienmarkt ist im vergangenen Jahr um 20 Prozent gewachsen - Tendenz steigend.
  • Die gesammelten Daten zeigen außerdem, dass München nicht nur teurer wird, sondern auch immer enger. Am heftigsten steigen die Preise für Bauland.

Von Alfred Dürr

Noch nie wurde auf dem Münchner Immobilienmarkt so viel Geld umgesetzt wie im vergangenen Jahr. Der Allzeitrekord liegt nun bei 12,6 Milliarden Euro, das sind 2,1 Milliarden Euro oder 20 Prozent mehr als 2014. Der Flächenumsatz bebauter und unbebauter Grundstücke lag bei einer Größenordnung, die etwa dem achtfachen der Theresienwiese entspricht.

Kommunalreferent Axel Markwardt, der auch für die städtische Grundstückspolitik zuständig ist, kommentierte die deutlich gestiegenen Verkaufszahlen bei Büro- und Geschäftshäusern sowie den erneuten Preisanstieg bei Eigentumswohnungen so: "Der Wahnsinn geht weiter."

Anzeichen für eine Entspannung seien nicht in Sicht, sagte Markwardt. Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte, der beim Kommunalreferat angesiedelt ist, verfügt über eine vollständige Sammlung aller Daten des Münchner Immobilienmarktes.

So werden zum Beispiel sämtliche Kaufverträge ausgewertet. Bei neuen Eigentumswohnungen ergibt sich ein Preisanstieg von sechs Prozent gegenüber 2014. Der durchschnittliche Kaufpreis beträgt je nach Qualität der Lage für eine 80-Quadratmeter-Wohnung zwischen 455 000 und 545 000 Euro. In besten Lagen muss man mindestens 8 800 Euro für den Quadratmeter ansetzen.

Auch bei gebrauchten Eigentumswohnungen, die teilweise schon mehrere Jahrzehnte alt sind, gingen die Preise um acht Prozent nach oben. Ein Neubau-Reiheneckhaus kostete 2015 rund 835 000 Euro. Im Jahr 2010 lag man noch bei 485 000 Euro. Innerhalb von fünf Jahren hat also nahezu eine Verdoppelung stattgefunden.

Seit fünf Jahren schießen die Preise für Wohnbauland geradezu nach oben. Bei Einfamilien-, Reihen- und Doppelhaus-Grundstücken ist eine Steigerung von 13 Prozent im Vergleich zu 2014 festzustellen, bei Grundstücken für Eigentumswohnanlagen von acht Prozent und bei Wohnbauland insgesamt sind es zwölf Prozent.

Die Leute kaufen ohne Nachfragen nach Bauqualität oder Wohngeld-Kosten

"Es wird gekauft ohne Ende, einfach vom Plan weg, ohne große Nachfragen zur Bauqualität oder zu Wohngeld-Kosten", sagte Helmut Thiele, der Vorsitzende des Gutachterausschusses, bei der Vorstellung des aktuellen Berichts. Die Preise stiegen vor allem auch, weil das Angebot immer weiter zurückgehe.

Den kompletten Immobilienbericht bekommt man für eine Schutzgebühr von 65 Euro über die Telefonnummer 233 39 606 oder unter www.gutachterausschuss-muenchen.de

In den kommenden 20 Jahren werden die Einwohnerzahlen in der Stadt und in der Region weiter wachsen. Der Preisdruck auf dem Grundstücks- und Wohnungsmarkt mit absehbar weiter steigenden Mieten und Kaufpreisen erfordere auch einen intensiveren Dialog mit den Kommunen der Region, wird die Münchner Stadtbaurätin Elisabeth Merk nicht müde zu verkünden. Das Problem, dass die Siedlungsflächen abnähmen, könne nur gemeinsam bewältigt werden. Voraussetzung für ein solches gemeinsames Handeln sei jedoch die "transparente Darstellung der Ausgangssituation", so Merk.

Mit dem "Wohnungsbauatlas für München und die Region" liegt nun erstmals ein Gesamtüberblick über die Wohnungsbautätigkeit der vergangenen Jahre und die Preisentwicklung vor. Außerdem werden die künftigen Bauprojekte präsentiert. Die Broschüre ist unter www.muenchen.de, Stichwort Wohnungsbauatlas, abzurufen.

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