Grundschulen in München:Die Revolution in der Ganztagsbetreuung ist erzwungen

Schulstart

Auch Grundschüle sollen künftig in München ganztags betreut werden.

(Foto: dpa)

Für Eltern klingen die Pläne zur Ganztagsbetreuung von Grundschülern paradiesisch. Schade nur, dass nicht die Not der Familien Stadt und Freistaat dazu bewegt hat.

Kommentar von Melanie Staudinger

Der Titel schläfert ein: "Kooperative Ganztagsbildung". Die Nachricht dahinter gleicht einer Revolution. Freistaat und Stadt haben ein neues Modell ausgehandelt, das in so ziemlich allen Punkten dem Traum der Münchner Eltern entspricht: Familien können flexibel Betreuungszeiten buchen, die Ferien sind abgedeckt, ein freier Platz ist garantiert.

Vorbei sein werden also die Zeiten, in denen Eltern von Mittagsbetreuung zu Mittagsbetreuung hetzten, um doch noch einen Platz zu bekommen; vorbei die Monate bangen Wartens, in denen sie nicht wussten, ob sie ihr Kind überhaupt betreuen lassen können; vorbei der Zwang, längere Zeiten zu buchen und auch zu bezahlen, nur um überhaupt die Chance auf einen Platz zu haben. Auch wenn es das neue Angebot vorerst nur an einer Münchner Schule geben wird: So könnten die Probleme auf absehbare Zeit gelöst werden - endlich.

Bei all der Euphorie muss allerdings die Frage erlaubt sein, warum plötzlich alles so schnell geht. Just im Jahr der Landtagswahl lösen Stadt und Staat, lösen SPD und CSU Seite an Seite eines der drängendsten Probleme von Familien in München. Just, als die künftige Koalition in Berlin den Ländern und Kommunen mit einem garantierten Betreuungsplatz auch für Grundschulkinder droht.

Die Situation gab es schon einmal, und zwar im Krippenbereich. Lange Zeit drängten Eltern vergeblich darauf, die Betreuung für unter Dreijährige auszubauen, immer galt alles als unfinanzierbar - bis im Jahr 2013 der Rechtsanspruch kam und für so gut wie jede Familie, die einen Platz wollte, auch einer gefunden wurde.

Es ist schade, dass nicht die Not der Familien, sondern nur ein drohender Rechtsanspruch die Politik bewegt. Doch Stadt und Freistaat können nun beweisen, wie ernst es ihnen mit Familienförderung wirklich ist: Denn in München gibt es nicht eine, sondern 135 Grundschulen mit Eltern, die auf eine Betreuungsplatzgarantie warten. Und zwar jetzt, und nicht erst 2025, wie der Bund es vorhat.

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