Grundschul-Neubau in Untermenzing:"Ein gigantischer Apparat"

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SZ-Grafik (Foto: SZ-Grafik)

Die Stadt will eine Grundschule an der Theodor-Fischer-Straße in Untermenzing bauen und stößt auf massive Kritik der Anwohner. Dabei sollen hier nur 400 Kinder unterrichtet werden, der Speisesaal soll auch für externe Veranstaltungen offen sein und 300 Plätze bieten

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Knapp zehn Jahre nach dem ersten Antrag beginnt die Stadt München mit den Planungen für eine vierte Grundschule im Stadtbezirk an einem Standort westlich der Würm. Die Stadt kann dabei aus ihrem eigenen Portfolio schöpfen: Entstehen soll eine vierzügige Schule nach dem Münchner Lernhaus-Modell mit 16 Klassen für 400 Kinder auf dem städtischen Grundstück südlich der Theodor-Fischer-Straße und östlich des Pasinger Heuwegs. Doch die Freude im Bezirksausschuss (BA) erhielt einen empfindlichen Dämpfer wegen der Reaktionen der Anwohner im vollbesetzten Sitzungssaal im Vereinsheim, die von einem hohen Informationsbedürfnis über Skepsis bis hin zur offenen Ablehnung reichten.

Das Schulthema beanspruchte allein zwei Stunden. Vertreter aller beteiligten städtischen Referate und eine Verkehrsplanerin erläuterten die Vorstufe der Planung und stellten sich den Bürgerfragen. Im Auftrag des Referats für Bildung und Sport (RBS) hat das Baureferat zwei Varianten entwickelt, die zunächst einmal von der Lokalbaukommission darauf geprüft werden, ob sie überhaupt realisierbar sind. Beide Varianten sehen Erdgeschoss und zwei Stockwerke vor, bei beiden ist die Doppelsporthalle um eine halbe Geschosshöhe abgesenkt und es sind Außenanlagen inbegriffen, die in schulfreien Zeiten auch Vereinen offenstehen sollen. Hinzu kommen soll eine Tiefgarage mit maximal 47 Plätzen und ein Speisesaal, der auch externen Veranstaltungen für höchstens 300 Personen zur Verfügung stehen soll. Die Unterschiede liegen in der Situierung. Variante A sieht einen abgewinkelten Baukörper im nordwestlichen Bereich zwischen der Theodor-Fischer-Straße und dem Pasinger Heuweg vor. Diese Form böte laut Beate Steier aus dem Baureferat die Chance, an der Ecke, wo auch der Haupteingang wäre, eine Art Vorplatz zu gestalten Die Turnhalle läge im östlichen Bereich und hätte den Nebeneffekt einer "schönen Abschirmung" des Hofs im Inneren.

Die zweite Variante besitzt einen langen Baukörper entlang der Theodor-Fischer-Straße - die übrigens nach dem Architekten, Stadtplaner und Hochschullehrer benannt ist, der selbst viele Schulen entworfen hat. Die Sporthalle wäre in der Südecke platziert, der Vorplatz nicht mehr dabei. "Städtebaulich setzt das schon eine Kante", sagte Beate Steier. Die Zufahrt in die Tiefgarage würde bei Variante A am Pasinger Heuweg sein, bei Variante B an der Theodor-Fischer-Straße. Für den Hol- und Bringverkehr soll an Letzterer ein 70 Meter langer Streifen eingerichtet werden.

Ausgehend vom derzeitigen Istzustand von 350 Fahrten pro 24 Stunden kommt Verkehrsplanerin Patricia Daniel von der Planungs- und Beratungsgesellschaft Obermeyer hochgerechnet auf das Jahr 2030 auf 840 Fahrten an Werktagen und 540 an den Wochenenden. Eingegangen seien dabei alle zusätzlichen Fahrten von Schul-, Wochenend- und Abendbetrieb auf einmal, erläuterte sie. Auch die umliegenden Knotenpunkte seien auf ihre Leistungsfähigkeit hin untersucht worden, einzige Schwachstelle sei der Pasinger Heuweg an der Ecke Mühlangerstraße.

Die Anwohner sehen das anders. "Man kommt doch jetzt schon nicht mehr durch", kritisierte eine Frau. Und wo sollen die Anlieger künftig ihre Autos abstellen, wenn die Schulseite nicht mehr zur Verfügung steht, fragte ein Mann. Ein anderer wollte wissen, ob beim Bringen und Abholen der Kinder mit Wendeverkehr zu rechnen sei. Eine Anliegerin sprach von einem "gigantischen Apparat" mit außerschulischer Nutzung und Sportstätten: Das sei zu viel für ein Wohngebiet. Eine andere bemängelte, dass die Schule eine Etage höher werde als die umgebenden Wohnhäuser mit Erdgeschoss, erstem Stock und Dachgeschoss. Das genau werde im Bauvorbescheid abgefragt und geprüft, versuchte Beate Steier zu beschwichtigen.

"Zahlen, Daten, Fakten" forderte eine Frau, die sich nicht für ausreichend informiert hielt. Als "nicht unterschriftsreif" für ihn als Nachbarn beschied auch ein Mann den derzeitigen Projektstand und bat um einen Informationsabend, wenn die Planung aussagekräftiger sei. Dass sich trotz vieler Informationen einige noch mehr erwartet hatten, dürfte auch einem unglücklichen Umstand in der Organisation geschuldet sein, wie CSU-Stadträtin und BA-Vorsitzende Heike Kainz anmerkte. Demnach hatte das Baureferat die Anwohner zu der BA-Sitzung eingeladen, ohne das Stadtteilgremium zu informieren. Es wäre besser gewesen, eine Sondersitzung nur dem Schulthema zu widmen.

Der Bezirksausschuss jedenfalls begrüßt den Standort, die Planung, den Ganztags-Zuschnitt, hält die Höhe für vertretbar und favorisiert Variante A. Er regt allerdings noch eine geeignete Organisationsform der Tages-Kinderbetreuung während der Ferien an. Für notwendig halten die Stadtviertelvertreter außerdem unbedingt die Maximal-Anzahl von 47 Stellplätzen. Die könnte laut Siegfried Trautmannsberger vom Referat für Bildung und Sport nämlich noch sinken, sollte im Nutzungskonzept der Parallelbetrieb von Sport mit anderen Veranstaltungen ausgeschlossen werden. Ziel ist es, die Schule im September 2021 zu eröffnen.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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