TSV 1860:Was für das Grünwalder spricht - und was dagegen

Tela Grünwalder Stadion

Bleibt der TSV 1860 in der Liga, wäre eine Rückkehr nach Giesing sehr teuer. Dann müsste der Verein das Stadion grundlegend umbauen.

(Foto: Jakob Berr)
  • Der TSV 1860 München hat beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht nur für die Arena, sondern auch für das Grünwalder Stadion eine Drittliga-Lizenz beantragt und mit Auflagen erhalten.
  • Die Fans wünschen sich seit Langem die Rückkehr in das Stadion - doch der Verein hält sich derzeit noch bedeckt über die Pläne.
  • Hier beantworten wir die die wichtigsten Fragen zu einem möglichen Umzug nach Giesing.

Von Andreas Glas

Rückkehr nach Giesing: Seit Langem träumen Fans davon, dass der TSV 1860 aus der ungeliebten Arena auszieht und wieder im Grünwalder Stadion spielt. Mit dem drohenden Abstieg in die dritte Liga steigen die Chancen, dass dieses Szenario Wirklichkeit wird. Doch mit klaren Aussagen hält sich der Verein bisher zurück.

Will der TSV 1860 überhaupt zurück ins Grünwalder Stadion?

Am Montag kursierte plötzlich das Gerücht, dass die Löwen in der Arena bleiben - egal ob sie absteigen oder nicht. In Wahrheit aber ist die Stadionfrage immer noch offen. "Fakt ist noch gar nichts", sagte Sportgeschäftsführer Gerhard Poschner am Dienstag und bestätigte gleich noch, dass der Verein beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht nur für die Arena, sondern auch für das Grünwalder Stadion eine Drittliga-Lizenz beantragt und mit Auflagen erhalten hat. Auch 1860-Geschäftsführer Markus Rejek sagte am Dienstag der SZ: "Wir sind mit allen Parteien im Gespräch." Soll heißen: Der TSV 1860 verhandelt gerade intensiv mit der Stadt und dem FC Bayern über eine Rückkehr nach Giesing. Zumal es ja kein Geheimnis ist, dass die Löwen rauswollen aus der Arena. Denn die Miete ist so hoch, dass der Verein beim derzeitigen Zuschauerschnitt hohe Verluste macht.

Der Wille der Sechzger zur Rückkehr ist also da, fehlt nur noch der Wille aller anderen. Über den Stand der Verhandlungen will die 1860-Spitze keine Auskunft geben. Es ist ja auch nachvollziehbar: Man steckt mitten im Abstiegskampf und möchte bei den Fans nicht noch mehr Unruhe schüren, als sowieso schon da ist. Außerdem weiß noch keiner, ob der Klub am Ende absteigt oder nicht - was für den Ausgang der Verhandlungen ja nicht unwesentlich ist. Denn unter welchen Bedingungen ein Umzug von Fröttmaning nach Giesing möglich ist, hängt entscheidend davon ab, ob die Löwen in der kommenden Saison in der zweiten oder in der dritten Liga spielen.

Lässt der FC Bayern die Löwen raus aus dem Arena-Mietvertrag?

Der TSV 1860 ist bis zum Jahr 2025 an die Arena gebunden, so steht es im Mietvertrag mit dem FC Bayern, dem Arena-Eigentümer. Beharren die Bayern auf diesem Vertrag, müssen die Löwen weitere zehn Jahre in Fröttmaning spielen - auch bei einem Abstieg in die dritte Liga. Allerdings hat Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge den Sechzgern Hoffnung gemacht, aus dem Vertrag rauszukommen. "Wir sind ein seriöser Vermieter, der sich mit den Wünschen der Mieter seriös auseinandersetzt", sagte Rummenigge im Februar, nachdem sich Vertreter der beiden Vereine zum Gespräch getroffen hatten.

Fest steht: Der FC Bayern hat die Arena abbezahlt und steht finanziell so gut da, dass er nicht auf den mittleren einstelligen Millionenbetrag angewiesen ist, den er pro Saison von den Löwen bekommt. Andererseits werden die Bayern ihren Mieter wohl nicht umsonst aus dem Vertrag entlassen, der TSV 1860 müsste sich quasi rauskaufen. Wie viel die Bayern dafür als Ausgleich verlangen würden und ob die Löwen überhaupt zahlen könnten, dazu will derzeit keiner der beiden Vereine etwas sagen.

Erfüllt das Stadion die Bedingungen für Profifußball?

Steigen die Löwen in die dritte Liga ab, heißt die Antwort ganz klar: ja. Denn die Stadt hat das Sechzgerstadion vor zwei Jahren so umgebaut, dass es drittligatauglich ist. "Insofern ist es die Entscheidung des Vereins, ob er in der Allianz-Arena spielt oder im Grünwalder Stadion", sagt ein DFB-Sprecher. Nur müsste sich der TSV 1860 eben vorher mit dem FC Bayern einigen. Und mit der Catering-Firma Arena One, die für die Bewirtung in den Logen, im VIP-Bereich und an den Kiosken der Arena zuständig ist und mit denen die Löwen ebenfalls einen Vertrag haben. Neben dem FC Bayern könnte also auch der Caterer zum Spielverderber werden, äußern will sich die Firma dazu aber nicht.

TSV 1860 Munich v LR Ahlen

Jetzt hat der Verein nicht nur für die Arena, sondern auch für das Grünwalder Stadion eine Drittliga-Lizenz beantragt - und mit Auflagen erhalten.

(Foto: Sandra Behne/Getty Images)

Bleiben die Löwen zweitklassig, ist eine Rückkehr nach Giesing praktisch unmöglich, zumindest unter den derzeitigen Bedingungen. Denn für die zweite Liga ist nicht der DFB zuständig, sondern die Deutsche Fußball-Liga (DFL) - und deren Vorgaben sind sehr viel strenger. Für die zweite Liga schreibt die DFL eine Stadionkapazität für mindestens 15 000 Zuschauer vor, das Grünwalder Stadion bietet aber nur Platz für 12 500. Außerdem dürfte sich die DFL an den Arbeitsbedingungen für die Medien stören, insbesondere Liveübertragungen im Fernsehen sind auf dem engen Gelände eine logistische Herausforderung. Selbst wenn der Verein einen Weg findet, die Infrastruktur zweitligatauglich zu machen, ist der Umbau nicht in wenigen Monaten zu schaffen. Falls der TSV 1860 zweitklassig bliebe und dennoch bereits zur kommenden Saison ins Grünwalder Stadion wollte, wären Spiele allenfalls mit einer Ausnahmegenehmigung möglich. Nach SZ-Informationen kommt aber nicht mal diese Variante für die DFL infrage.

Was hält die Polizei von der Rückkehr?

Unterstützt die Stadt eine Rückkehr der Löwen nach Giesing?

Grundsätzlich ja. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagt, er würde sich "freuen, wenn die Löwen auf Giesings Höhen eine Heimat finden". Im Gegensatz zum früheren OB, dem Löwen-Fan Christian Ude, kann sich Bayern-Fan Reiter dort sogar Zweitliga-Fußball vorstellen. Auch Sportbürgermeisterin Christine Strobl (SPD) hat angekündigt, dem Verein keine Steine in den Weg zu legen. Sie sagt ganz klar: Wenn der TSV 1860 absteigt und der Verein sich eine Rückkehr wünscht, "dann kann im Sommer wieder im Grünwalder Stadion gespielt werden, darauf richten wir uns bereits ein".

Und so sehr sich Strobl wünscht, dass die Löwen nicht absteigen, so positiv sieht sie eine Heimkehr der Löwen. "Wenn die Hütte immer voll ist, dann wäre das für den Verein vielleicht auch eine Chance", sagt Strobl, "von der Stimmung her wäre es optimal, es ist ja ein wunderbares Fußballstadion." An der Stadt, so viel scheint festzustehen, wird eine Rückkehr nach Giesing nicht scheitern.

Wie teuer wäre Profifußball im Grünwalder - und wer zahlt?

Auch die Kostenfrage hängt davon ab, ob der TSV 1860 zweit- oder drittklassig spielt. In der dritten Liga müssten die Löwen theoretisch nur Stadionmiete an die Stadt zahlen. Die Miete müsste noch verhandelt werden, wäre aber mit Sicherheit um einiges niedriger als in der Arena - und würde dem Verein erlauben, beim Ticketverkauf endlich wieder Gewinn zu machen. Weitere Kosten würden in der dritten Liga nur entstehen, wenn das Stadion um- oder ausgebaut wird. Die Stadt prüft derzeit, was es kosten würde, die Westkurve zu sanieren und damit die Zuschauerkapazität von 12 500 auf 15 000 zu erhöhen.

Die Kosten dafür hält Strobl für überschaubar, es wäre "kein riesengroßer Umbau". Allerdings könnte es sein, dass der Verein diesen Umbau selbst zahlen muss. "Wir können nicht über Steuergelder den Profifußball finanzieren", hatte Oberbürgermeister Reiter vor wenigen Wochen gesagt. Inzwischen kann sich die Sportbürgermeisterin aber auch vorstellen, dass die Stadt beim Umbau mitzahlt. Sofern es beihilferechtlich keine Probleme gebe, "werden wir als Stadt schon schauen, dass wir da eine Lösung finden", sagt Strobl.

Bleibt der TSV 1860 in der zweiten Liga, wäre eine Rückkehr nach Giesing sehr viel teurer. Um sämtliche Vorgaben der DFL zu erfüllen, müsste der Verein das Stadion grundlegend umbauen und dafür wohl viele Millionen zahlen. Es wäre eine Investition, die sich nur lohnen würde, wenn die Löwen ihre Heimat langfristig an der Grünwalder Straße sehen. Dass der Verein tatsächlich bereit ist, so viel Geld in das alte Stadion zu stecken, ist unwahrscheinlich. Denn erstens hat Präsident Gerhard Mayrhofer erklärt, er halte das Grünwalder nur für eine Übergangslösung bis sich der TSV 1860 ein eigenes Stadion baut. Und zweitens müsste der klamme Klub erst mal genug Geld für eine Modernisierung des Giesinger Stadions auftreiben. Wie das gehen könnte, dafür hat die Stadt einen Tipp. Christine Strobl schlägt vor, den Stadionnamen an einen Sponsor zu vermieten.

Was hält die Polizei von den Rückkehr-Plänen?

Nach den Krawallen bei den vergangenen Amateur-Derbys schien es so, als wolle die Polizei eine Rückkehr der Löwen-Profis nach Giesing mit allen Mitteln verhindern. Nach SZ-Informationen hat die Polizei aber inzwischen erklärt, die Rückkehr grundsätzlich zu unterstützen. "Es schaut bis jetzt ganz gut aus", sagt auch Christine Strobl, die regelmäßig dabei ist, wenn sich Vertreter der Stadt, der Polizei und des Vereins in einer Arbeitsgruppe treffen, um über die Sicherheit im Grünwalder Stadion zu reden. Die Idee, für einzelne Hochrisikospiele ins Olympiastadion auszuweichen, hat Strobl inzwischen verworfen. "Das ist momentan kein Thema", sagt Strobl und verweist darauf, dass es im Olympiastadion derzeit weder Rasen noch Rasenheizung gebe.

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