"Grüntal"-Gelände:Luxus-Wohnungen statt Biergarten

Ein Teil Münchner Geschichte verschwindet: Auf dem Areal des ehemaligen Traditions-Wirtshauses Grüntal wird künftig nicht mehr Bier getrunken - sondern luxuriös gewohnt. Anfang 2014 sollen die ersten Bewohner der Nobel-Anlage einziehen.

Alfred Dürr

Schade, schade, schade", entfuhr es dem planungspolitischen Sprecher der CSU-Stadtratsfraktion, Walter Zöller, als er zu sehen bekam, was auf dem Areal des ehemaligen Traditions-Wirtshauses Grüntal im vornehmen Herzogpark entstehen soll. Der spontane Ausdruck des Bedauerns bezog sich nicht auf die Architektur des Neubaus, sondern allein auf die Tatsache, dass wieder ein Stück Münchner Geschichte verschwindet.

"Grüntal"-Gelände: Noble Fassade: Der Entwurf von Hilmer & Sattler und Albrecht.

Noble Fassade: Der Entwurf von Hilmer & Sattler und Albrecht.

(Foto: Bayerische Hausbau)

Nun also liegt der Entwurf für das Projekt der Bayerischen Hausbau auf dem 3350 Quadratmeter großen Grundstück mit 18 Wohnungen inklusive Tiefgarage vor. Baubeginn soll Ende des Jahres sein, fertig ist das Projekt dann Anfang 2014. Über die Preise für die Wohnungen will sich das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt der Planung noch nicht äußern. Sehr gehoben werden sie wohl sein.

Konzipiert hat den dreigeschossigen Baukörper das renommierte Münchner Büro Hilmer & Sattler und Albrecht ("Palais an der Oper") im Stil "moderner Klassizität", also mit einer reich gegliederten Fassade in einem architektonisch sehr heterogenen Umfeld. Gesimse, Putzvertiefungen, Geländer und Sockel sowie Portalfassungen an den Eingängen vermitteln einen noblen Eindruck.

Das "Wirtshaus im Grüntal" in der Nähe des Oberföhringer Isar-Stauwehrs mit dem idyllischen Biergarten hatte auf eine 100-jährige Tradition zurückblicken können. Seit 1979 gehörte das Grüntal der Schörghuber Unternehmensgruppe, zu der auch die Bayerische Hausbau zählt. Von 1990 an führten das Gastronomieunternehmen Kuffler (Spatenhaus, Seehaus im Englischen Garten) und die Paulaner Brauerei das Wirtshaus. Im März 2010 war dann Schluss: Die Besucherzahlen hatten nicht ausgereicht, um das Lokal über Wasser zu halten, es fehlte auch ein schlüssiges Konzept.

Bei manchen Freunden des Grüntals saß der Schock tief. Unter Führung von Rolf Rossius, Thomas Schrade und Christian Stark gründete sich eine Initiative, die das Areal erwerben und den Wirtshausbetrieb fortsetzen wollte. Hausbau-Chef Jürgen Büllesbach hatte ein Einsehen. Man war bereit, auf die Projektentwicklung zu verzichten und der Initiative das Grundstück "zu einem gegenüber dem Marktwert signifikant reduzierten Preis" zu verkaufen.

Das engagierte Projekt scheiterte Ende März 2011. Zwar konnte viel Geld gesammelt werden, doch es reichte nicht, um das Grüntal zu retten. Nur acht Prozent des Kaufpreises von rund acht Millionen Euro hätten gefehlt, hieß es bei der Grüntal-Initiative. Nachdem auch noch ein Zahlungsaufschub gewährt wurde, war dann aber das Ende der Gaststätte besiegelt. "Wir brauchen jetzt Planungssicherheit", ließ die Hausbau verlauten. Man bedauere die Entwicklung, der große persönliche Einsatz der Initiative hätte einen Erfolg verdient gehabt.

Als das Neubau-Projekt nun in der Stadtgestaltungskommission präsentiert wurde, war bis auf Zöllers Ausruf von Biergarten-Nostalgie nicht mehr die Rede. Die Fachleute nahmen den Entwurf kritisch unter die Lupe, diskutierten über Detailfragen und votierten am Ende für den Neubau.

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