Gründergeist:Wenn das Deckenlicht zum Wandlicht wird

Ignaz Neuhäuser betreibt Lampen-Start-up mit der innovativen Lampe to go. FAMOOS OHG

Ignaz Neuhäuser zeigt seine variable Pendelleuchte.

(Foto: Florian Peljak)

Die Münchner Jungunternehmer von Famoos haben ein innovatives Leuchtenkonzept entwickelt und für das Design einen Nachwuchs-Preis gewonnen

Von Katja Riedel

Zwei Schreibtische, nicht mal 15 Quadratmeter. Mehr Platz braucht sie momentan noch nicht, die Idee von Ignaz Neuhäuser und seinen beiden Kompagnons, die seit fast anderthalb Jahren zu einem jungen Unternehmen geworden ist - das Start-up Famoos, das aus einer innovativen Idee ein Geschäft macht.

Die Idee von Wirtschaftsingenieur Neuhäuser, 28, dessen Maschinenbauer-Bruder Jakob, 31, und dem befreundeten Designer Johannes Egger baumelt an einem schwarzen Textilkabel von der Decke des Büros: die variable Pendelleuchte namens Elamina. Sie setzt sich aus einzelnen magnetischen Metallelementen zusammen, die nach der japanischen Falttechnik Origami entworfen sind und ein bisschen wie Tulpen aussehen. Sie sind pulverbeschichtet, in gedeckten und leuchtenden Farben. Auf ihnen sind viele winzige LEDs angebracht, die Licht spenden.

Sie sehen nicht nur schick aus, so minimalistisch wie sie sind, sondern lassen sich mitnehmen: vom Esstisch zum Sofa zum Beispiel - zu einer Art Docking-Station, die sich mit zwei Posterstrips an die Wand pappen lässt und an der die Leuchtenteile sich neu kombinieren lassen, zum Lesen etwa, oder um indirektes Licht zu spenden, die Elemente also nach oben gedreht sind. Dazu gehört ein Dimmer, der sich per Fingerstreich regeln lässt wie ein Smartphone.

Der noch nicht ganz fertige Prototyp ist für die "Light & Building" in Frankfurt gedacht, die Weltleitmesse der Lichtbranche. Dort darf sich die Münchner Start-up-Leuchte Mitte März präsentieren, als Gewinner eines Design-Preises. Für die drei Jungunternehmer ist das eine Riesenchance, ihre Erfindung weiter bekannt zu machen.

Ihre Idee scheint anzukommen, vor allem bei designorientierten Besserverdienern. In mehr als 20 Designerläden werden die gut 1000 Euro teuren Lichtsets derzeit vertrieben, Ignaz Neuhäuser ist zu jedem der Händler eigens gereist, um sie zu präsentieren. "Viele Start-ups glauben, dass es reicht, ihre Produkte nur über das Internet anzubieten", sagt Ignaz Neuhäuser. "Aber das ist falsch: Die Kunden wollen unser Licht auch anfassen."

Jetzt melden ihm die Händler zurück, was sich deren Kunden wünschen: ein größeres Modell mit größeren Bauteilen zum Beispiel, um Konferenzräume auszuleuchten. Und auch die Wandlösung war eine Anregung, die ein Händler ihnen gab. Gestartet war der Verkauf im Herbst 2014 im Internetshop Monoqi, auch über die eigene Famoos-Seite können Kunden die Leuchte bestellen.

Unternehmensgeschichten wie die von Famoos stehen derzeit im Fokus der Wirtschaftspolitik der Stadt München wie des bayerischen Wirtschaftsministeriums von Ilse Aigner (CSU). Jungunternehmertum und Gründergeist sollen gerade im technologischen Bereich gefördert werden. Das geschieht mit eigenen Gründerzentren wie dem Werk 1 am Ostbahnhof oder dem großen Gründerzentrum der UnternehmerTUM am TU-Campus Garching. Ein weiterer Ableger ist jetzt neu geplant. Er soll im Kreativquartier an der Dachauer Straße entstehen und wahrscheinlich 2019 eröffnen. Der Stadtrat entscheidet noch in dieser Woche, ob das Projekt umgesetzt werden soll.

Wie viele solcher Start-ups es bisher in München gibt, ist laut Wirtschaftsreferat nicht bekannt, registriert werden nur die Zahlen der Gewerbeanmeldungen und der Freiberufler. Wie viele Jungunternehmer darunter sind, die mit wenig Budget und viel Enthusiasmus ein Start-up auf die Beine stellen, ist nicht bekannt. Ein Hindernis sind für solche Unternehmen bisher nicht nur das entscheidende Startkapital, sondern vor allem ein Raum, den sie im teuren München finanzieren können, in dem nicht nur die Wohnraummieten enorm und derselbe knapp, sondern auch freie Büros kaum mehr vorhanden.

Die Neuhäuser-Brüder haben zwar derzeit keinen Investor und kein öffentlich gefördertes Büro, sie dürfen aber dennoch zu günstigen Bedingungen in einem tristen Industriegebiet in Berg am Laim an ihrer Leuchte tüfteln. Ein Stockwerk des Baus haben die Besitzer, das Wohnbauunternehmen Gebrüder Rossius, solchen experimentellen Unternehmern vorbehalten. Bald beziehen sie ein zweites Büro, gleich neben dem ersten. Es geht voran, ökonomisch betrachtet. Das liegt auch an ihrem Partner: BMW hat die Leuchten entdeckt und gemeinsam mit seiner neuen "i8"-Elektro-Baureihe in der BMW-Welt, in Paris und Brüssel ausgestellt, bald soll Tokio folgen. Und BMW hat bei Famoos eine eigene Leuchtenreihe bestellt, in schwarz, weiß und Blau, den Farben der E-Autos.

Der Kontakt zu BMW hat auch etwas mit Ignaz Neuhäusers jüngster Vergangenheit zu tun. Er war Stipendiat im Garchinger UnternehmerTUM, in dem sich die Gründer ausprobieren und ihre Ideen zur Serienreife bringen können. Gegründet hat es BMW-Eignerin Susanne Klatten, sie finanziert das Institut auch hauptsächlich. Die Förderung der jungen Kreativen aus der Technologieszene Münchens ist Klatten ein besonderes Anliegen. Und der Münchner Neuhäuser ist ein gutes Beispiel. Die Leuchtenentwicklung begann noch in seiner Studienzeit, die Gründer trafen sich einen Abend in der Woche, um weiterzukommen. Ignaz Neuhäuser war zudem an einem zweiten Start-up mit TU-Kollegen beteiligt, dort ist er inzwischen ausgestiegen.

Er selbst konnte nun ohne Stipendium ganz bei Famoos einsteigen, schon in diesem Jahr wollen sie die Gewinnzone erreichen. Und während Bruder Jakob und Designer Egger noch andere Jobs haben, kümmert sich Ignaz Neuhäuser derzeit hauptberuflich um ihr gemeinsames Unternehmen. Zahlen wollen die Gründer nicht nennen, sie seien jedoch "über Plan". Und wenn ein Investor sich doch für sie interessiere - dann, so sagt er lächelnd, sei man "offen".

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