Großprojekt in der Stadtmitte:Alles neu im Stadtmuseum

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SZ-Grafik: Hosse; Quelle: Vermessungsamt Landeshauptstadt München; Fotos: Stephan Rumpf (Foto: gh)
  • Das Münchner Architekturbüro Auer Weber hat den Zuschlag für den voraussichtlich gut 100 Millionen Euro teuren Umbau des Stadtmuseums erhalten.

Von Franz Kotteder, München

Die Entscheidung fiel hinter den Kulissen schon im Februar, aber rausrücken will die Stadt damit erst Ende Juli, wenn der Stadtrat sie bestätigt hat: Das Münchner Architekturbüro Auer Weber hat den Zuschlag für den voraussichtlich gut 100 Millionen Euro teuren Umbau des Stadtmuseums erhalten. Die Lokalmatadoren, die kürzlich auch den Auftrag für den Neubau des Hauptbahnhofs bekommen haben, stachen damit internationale Konkurrenten aus London und Barcelona aus.

Auer Weber gehört zu den größeren Büros der Stadt, beschäftigt 120 Architekten und hat bereits zahlreiche Projekte in Europa und China verwirklicht. Die Jury überzeugte dem Vernehmen nach das Konzept, den gesamten Komplex an möglichst vielen Stellen zur Stadt hin zu öffnen und die meisten Räume, die kein Tageslicht benötigen, unter die Erde zu verlagern.

Die grundlegende Sanierung des Stadtmuseums ist eine der größten Bauaufgaben der Stadt im Kulturbereich. Nur die anstehende Generalsanierung des Gasteigs mit Stadtbibliothek, Volkshochschule und Philharmonie kommt noch teurer, da rechnet man mittlerweile mit bis zu 450 Millionen Euro. Über den Gasteig soll der Stadtrat noch vor der Sommerpause abstimmen, hat Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) angekündigt. Auch das ist wohl ein Grund dafür, warum die Stadt erst Ende Juli bekanntgeben will, wie es mit dem Stadtmuseum weitergeht: Gleich zwei Prestigeprojekte, die einen dreistelligen Millionenbetrag kosten, in einer Sitzung zu beschließen - da wäre doch zu viel Pulver auf einmal verschossen.

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Kulturreferent Hans-Georg Küppers hatte schon Ende 2013, als es um die Auslobung des Architektenwettbewerbs ging, für seine Verhältnisse ungewöhnlich große Worte gebraucht. Von "einer Jahrhundertentscheidung" hatte er damals im Kulturausschuss gesprochen, denn das Haus solle für die nächsten 100 Jahre fit gemacht werden. Und da gibt es tatsächlich allerhand zu tun. Denn das 1888 gegründete Museum ist teilweise in einem erbärmlichen Zustand.

Besonders die Gebäude im nördlichen, größten Teil des Areals am Oberanger, am Rosental und an der Nieserstraße, die Anfang der Sechzigerjahre von dem Architekten Gustav Gsaenger erbaut wurden und den Namen "Gsaenger-Trakt" tragen, weisen zum Teil erhebliche Bauschäden auf. Küppers 2013: "Die Erweiterungsbauten sowie die technische Ausstattung insgesamt liegen deutlich unter den für Museen gültigen Mindeststandards und entsprechen zum Großteil nicht mehr den aktuellen bau- und sicherheitsrechtlichen Normen." Auch seien weite Bereiche der Haustechnik ziemlich marode.

Wenn man aber schon einmal so viel Geld in die Hand nimmt, dann soll auch etwas Wegweisendes entstehen, schließlich ist das Stadtmuseum die größte kommunale Einrichtung dieser Art in ganz Deutschland. In den Vorgaben für den Architektenwettbewerb wünschte sich die Stadt unter anderem eine höhere Durchgängigkeit des gesamten Areals, einen neuen Vortrags- und Veranstaltungssaal sowie die Öffnung der Innenhöfe und insgesamt 2500 Quadratmeter für Wechselausstellungen. Dort sollen dann in Zukunft unter dem Titel "Münchner Welten" verschiedene Aspekte der Stadt und ihrer Geschichte beleuchtet werden.

Das Stadtmuseum kann da aus einer reichhaltigen Sammlung schöpfen: Rund vier Millionen Ausstellungsstücke nennt es sein eigen, ein Großteil davon schlummert in den Depots. Vieles soll künftig in Dauerausstellungen wie "Oktoberfest" über die Schaustellerei und "Münchner Zimmer" zum Thema Wohnen zu sehen sein. Auch ein "Stadtlabor" für aktuelle Themen soll es künftig geben.

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Das waren sportliche Vorgaben für die Bewerber, auch weil ein großer Teil des Areals unter Denkmalschutz steht. Die Jury - bestehend aus Museums- und Baufachleuten, Beamten und Politikern - überzeugte in ihrer Sitzung der Entwurf von Auer Weber am meisten. Die Münchner sollen ihn nun weiter entwickeln. Ob der ursprünglich vorgesehene Baubeginn im Jahr 2016 eingehalten werden kann, ist aber noch nicht sicher. Ungeklärt ist bislang auch, wie lange gebaut wird und wie der Betrieb in dieser Zeit weiterläuft.

Die Entscheidung will offiziell noch niemand bestätigen: Bevor nicht der gesamte Stadtrat offiziell informiert wurde, gilt die Jury-Entscheidung als geheime Kommandosache. "Um das laufende Verfahren nicht zu gefährden", wolle man sich derzeit nicht dazu äußern, verlautet es sowohl aus dem Kultur- als auch aus dem Kommunalreferat. Auch das Büro Auer Weber gibt sich bedeckt: "Wir wissen gar nichts", sagt Sprecherin Astrid Rappel, "angeblich fällt die Entscheidung Ende Juli. Aber wir würden uns natürlich freuen."

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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