Großprojekt:Ein Festival besonderer Orte

Kulturausschuss befasst sich mit Kunst im öffentlichen Raum

Von Franz Kotteder

Im Jahr 2018 soll München ein siebenmonatiges Festival der Kunst im öffentlichen Raum bekommen. Der Kulturausschuss des Stadtrats wird sich an diesem Donnerstag damit befassen; dass er sich für die Pläne von Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) ausspricht, gilt als sehr wahrscheinlich. Denn das neue Großprojekt, das rund 1,1 Millionen Euro kosten soll, ist ein Bestandteil des seit etwa 15 Jahren laufenden Programms zur Förderung von Kunst im Straßenraum und auf Plätzen - 2018 aber soll es gebündelt stattfinden und ausgewählt von einer einzigen Kuratorin. Ein ähnliches Projekt fand 2013 unter dem Titel "A Space Called Public / Hoffentlich öffentlich" statt, das Künstlerduo Michael Elmgreen und Ingar Dragset hatte die Beteiligten ausgewählt.

Bei der neuen Kuratorin handelt es sich um die 40-jährige Joanna Warsza, die in Berlin und Warschau lebt und dort als Kuratorin für bildende und darstellende Künste sowie Architektur arbeitet. Sie hat unter anderem schon das öffentliche Programm der Manifesta 10 in St. Petersburg 2014 und den georgischen Pavillon auf der 2013er Biennale von Venedig kuratiert und war stellvertretende Leiterin der siebten Berlin-Biennale. Für München hat sie ein Konzept mit dem Arbeitstitel "Megaphone Diplomacy" entwickelt. "Es gründet auf der Annahme", so Küppers in seiner Beschlussvorlage für den Stadtrat, "dass unser Leben niemals öffentlicher war, als dies gegenwärtig der Fall ist, und zu keiner Zeit der Einzelne gleichzeitig mehr überwacht und kontrolliert wird. Wir können uns fast nirgendwo mehr verstecken, und wir scheinen dies nicht nur zu genießen, sondern auch zu unterstützen."

Konkret sucht sich Warsza in München "historische Bewegungen" und Orte, die im kollektiven Gedächtnis verankert sind, wie etwa die Räterepublik, Radio Free Europe oder das Olympiastadion. Dann spannt sie passende Kultureinrichtungen mit lokalen und internationalen Künstlern zusammen, um dieses Thema zu bearbeiten. Zehn bis 20 Kunstwerke aller Sparten sollen so entstehen; sie werden von April bis Oktober 2018 im Monatsrhythmus präsentiert. Um welche Künstler es sich handelt, will das Kulturreferat "aus datenschutzrechtlichen Gründen" noch nicht nennen, da muss der Stadtrat sozusagen die Katze im Sack kaufen.

Neben diesem Festival soll es im Sommer 2017 zwei kleinere Projekte geben, die jeweils mit maximal 150 000 Euro unterstützt werden. Dafür baut der amerikanische Künstler Charles Simonds sogenannte "Dwellings", kleine Lehmhütten, auf. Und die Münchner Künstlerin Susi Gelb präsentiert unter dem Titel "No such things grow here" multimediale Installationen an fünf prominenten Plätzen der Innenstadt.

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