Großmarkthalle:Gesunde Frische

Obstgroßhändler in der Münchner Großmarkthalle, 2016

Viele Händler in der Großmarkthalle sind nervös, weil ihnen Planungssicherheit und Klarheit über die Kosten fehlt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Bei der neuen Großmarkthalle geht es nicht nur um die Qualität der Lebensmittelversorgung, sondern auch um 2500 Arbeitsplätze. Die Kosten habe man im Griff, versichert der Kommunalreferent. Und die Händler wollen bleiben

Von Dominik Hutter

Ein bisschen Trommeln darf schon sein. Schließlich gehe es um den "größten kommunalen Großmarkt Europas", wie Kommunalreferent Axel Markwardt betont. Um die Qualität und Vielfalt der Münchner Lebensmittelversorgung, die kleinteilige Händlerstruktur in der Stadt sowie um 2500 Arbeitsplätze. Dies alles sieht Münchens oberster Marktchef gefährdet, falls viele Händler der Initiative des Fruchthandelsverbands folgen und sich gen Vaterstetten orientieren. Oder falls der Stadtrat das bereits weit gediehene Neubauprojekt als Sparbeitrag entdeckt.

Es gilt als offenes Geheimnis, dass angesichts des immensen Investitionsprogramms so mancher Politiker die Markthalle nicht als sakrosankt ansieht - alles geht eben nicht. Markwardt vergisst daher nicht, an die halbe Milliarde zu erinnern, die das Rathaus gerade für den Gasteig genehmigt hat. Im Vergleich dazu sei eine neue Großmarkthalle für ein Viertel oder Drittel der Kosten zu haben. Wobei man fairerweise nicht nur auf die Investitionssumme schielen dürfe, sondern auch Einnahmen durch freiwerdende Grundstücke sowie die angepeilte Wirtschaftlichkeit einberechnen müsse. Noch vor der Sommerpause will das Kommunalreferat dem Stadtrat die optimierten Pläne vorlegen. Markwardt rührt nun schon einmal die Werbetrommel, assistiert von Händlern, die unbedingt auf Sendlinger Areal bleiben wollen. Die Kosten habe man im Griff, versichert der Kommunalreferent. Seit vergangenen Herbst kursierende Gerüchte, der Neubau werde plötzlich 180 bis über 200 Millionen Euro teuer, seien nicht zutreffend. "Das nehme ich nicht einmal zur Kenntnis".

Bleiben die Umzugspläne nach Vaterstetten. Geht es nach den Händlern, die am Dienstag im Kommunalreferat beim Pressegespräch teilnahmen, handelt es sich eher um einen Sturm im Wasserglas - ausgelöst durch Verunsicherung. "Die Händler sind nervös, weil sie Planungssicherheit brauchen", berichtet Hans Widmann, der in der Großmarkthalle Beeren und Waldpilze verkauft. "Nahezu 100 Prozent der Händlerschaft will am Standort bleiben." Eine Entscheidung müsse nun endlich her - so oder so. Für die Mieter der Ladenfläche habe die jahrelange Hängepartie unangenehme Folgen, erinnert auch Christian Kieslinger von Früchte Feldbrach. Es gebe nur noch Drei-Monats-Verträge, "weil keiner weiß, wie es weitergeht". Vor diesem Hintergrund, so betont Andreas Buchner von der Fruchthandelsgesellschaft Hausfeld, habe man Alternativen aufzeigen wollen. Buchner ist Präsidiumsmitglied des Deutschen Fruchthandelsverbands, und er will erklärtermaßen "mit unseren Mitgliedern am Großmarkt bleiben". Gemeint ist: in Sendling. Benötigt würde aber Klarheit über die Kosten. Und eben Planungssicherheit.

Das hatte kürzlich noch etwas radikaler geklungen. Da hatte der Präsident des bayerischen Landesverbands, Günther Warchola, noch vom Aus der Münchner Großmarkthalle gesprochen und vom Umzug in den Landkreis Ebersberg. Der aber wohl weit weniger konkret ist, als es bislang erschien: Das Grundstück in Vaterstetten gehöre dem Freistaat, berichtet Markwardt - Verträge oder Vereinbarungen über eine Überlassung gebe es ebenso wenig wie einen Betreiber dieses Projekts.

Wenn man dann noch berücksichtige, dass der Fruchthandelsverband nur rund 40 der 400 Firmen auf dem Großmarktgelände repräsentiere, dann relativiere das das Ganze doch ein wenig, so der Kommunalreferent. Und schließlich sei die Organisation ja auch nicht ganz unschuldig, dass sich alles so hinziehe. Rund eineinhalb Jahre Verzögerung habe allein die vom Fruchthandelsverband eingeleitete Standortdebatte gekostet. 2012 hatte der Verband einen Neubau auf dem Lkw-Parkplatz an der Schäftlarnstraße statt an der Thalkirchner Straße verlangt - und ebenfalls mit Abwanderung gedroht.

Falls der Stadtrat den Argumenten von Referent und Händlern folgt, könnte die neue Halle 2022/23 teilweise bezugsfertig und etwa 2025 komplett fertig sein.

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