Großeinsatz wirklich aller Polizeikräfte:Ein toller Spielplatz für Gomez

500 Gäste kommen zur Sicherheitskonferenz, darunter 20 Staatschefs, bewacht von 4000 Polizisten. Doch im Mittelpunkt des Interesses steht am Freitag zunächst ein Schäferhund

Von Martin Bernstein

Gomez" ist schon da und will spielen. Der sechsjährige belgische Schäferhund soll der vor dem Bayerischen Hof versammelten Presse demonstrieren, wie ernst die Münchner Polizei den Schutz der 54. Sicherheitskonferenz nimmt. Aber weil die eigentliche Arbeit im Vorfeld schon getan ist, die Zimmer und Flure im Tagungshotel abgesucht sind, die Papierkörbe, Stromverteilerkästen und Zigarettenautomaten in der Sperrzone kontrolliert und Autos abgeschnüffelt sind und dabei wie jedes Jahr keine gefährlichen Gegenstände entdeckt wurden, darf Gomez sich mit einem hellblauen Gummikauknochen vergnügen. Polizeioberkommissar Thomas Jung ist sichtlich stolz auf seinen Vierbeiner. Im Alter von ein paar Wochen kam Gomez ins Haus des Diensthundeführers, Jung hat ihn ausgebildet. Die Show vor dem Bayerischen Hof ist nur eine kurze Verschnaufpause. Jung und Gomez werden bis zum Sonntag im Einsatz sein, wie 4000 ihrer Kollegen, unter ihnen 19 Hundeführer.

Großeinsatz wirklich aller Polizeikräfte: Einmal alles gründlich abschnüffeln: der sechsjährige belgische Schäferhund Gomez im Einsatz vor dem Bayerischen Hof.

Einmal alles gründlich abschnüffeln: der sechsjährige belgische Schäferhund Gomez im Einsatz vor dem Bayerischen Hof.

(Foto: Stephan Rumpf)

Maximilian Graf von Montgelas ist auch da, unbewegt, mehr als sechs Meter groß und 9,5 Tonnen schwer. Das von der Künstlerin Katrin Sander geschaffene Aluminiumdenkmal steht seit 2005 auf dem Promenadeplatz. Ein Tourist, unüberhörbar aus dem Schwäbischen stammend, würde gerne herumspazieren. Doch am Absperrgitter ist für ihn Endstation. Polizisten versuchen ihm zu erklären, dass er nicht in den Sicherheitsbereich darf. Es nieselt. Und der Mann fragt ungehalten, wie er denn jetzt die Zeit bis zur Öffnung der Residenz herumbringen soll. "Residenz?", fragt ein Beamter erstaunt. Viele der eingesetzten Polizisten kommen nicht aus München oder aus Bayern. Die bayerischen Beamten indes, die - ebenfalls medienwirksam - zu Füßen des Aluminium-Denkmals Absperrgitter hin- und hertragen, bewegen sich im historischen Kontext. Denn Super-Minister Montgelas war es, der vor 210 Jahren die bayerische Polizei, damals noch Königlich Bayerisches Gendarmeriekorps, ins Leben rief. Marcus Da Gloria Martins ist da. Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums erzählt immer wieder in Kameras und Mikrofone, was er jedes Jahr an einem Freitag Mitte Februar bei meist miserablem Wetter um 9.30 Uhr erzählt - welche Aufgaben die Polizei beim Schutz der rund 500 offiziellen Konferenzteilnehmer und der für den Folgetag erwarteten 4000 Gegendemonstranten hat. Doch diesmal ist etwas anders: Immer wieder wird danach gefragt, wie die Polizei reagieren wird, wenn auf der Kundgebung am Samstag verbotene Fahnen der kurdischen PKK oder ihr nahestehender Organisationen geschwenkt werden. Es gebe da keinen Ermessensspielraum, sagt Martins: "Wer verbotene Symbole zeigt, muss mit Strafverfolgung rechnen."

Die Bundespolizei ist auch da, im Stadtbild weniger auffällig als ihre Kollegen vom Freistaat. Doch auch für die Beamten an Bahnhöfen und Zugstrecken in und um München ist das Wochenende der Sicherheitskonferenz kein normales Wochenende. 300 Bundespolizisten werden am Samstag im Einsatz sein. "Neben den normalen Regeldienstkräften werden auch zahlreiche Beamte, vorwiegend aus dem Bereich der Bundesbereitschaftspolizeiabteilungen Bayreuth und Deggendorf, zur Verstärkung im Bereich des Hauptbahnhofes, der S-Bahn-Stammstrecke sowie an Stachus und Marienplatz unterwegs sein", sagt Sprecher Wolfgang Hauner, außerdem am Ostbahnhof und in Pasing, immerhin den der Größe nach die Bahnhöfe eins, drei und vier in Bayern.

Großeinsatz wirklich aller Polizeikräfte: Polizei im Dauerstress: Nur ein knappes Dutzend der besonders bedeutenden Staats- und Regierungschefs hat „Freie Fahrt“ zum Bayerischen Hof.

Polizei im Dauerstress: Nur ein knappes Dutzend der besonders bedeutenden Staats- und Regierungschefs hat „Freie Fahrt“ zum Bayerischen Hof.

(Foto: Stephan Rumpf)

Wagenkolonne um Wagenkolonne fährt am Freitagmorgen vor dem Bayerischen Hof vor, Gomez muss aufpassen, dass er nicht unter die Räder kommt. Nur ein knappes Dutzend Staats- und Regierungschefs hat "Freie Fahrt". US-Verteidigungsminister James Mattis muss sich mit einer "Lotsung mit Durchschleusung" begnügen. Mattis' Militärmaschine landet in den Mittagsstunden am Flughafen im Erdinger Moos. In einem abgeschirmten Bereich steigen er und seine Entourage dort in gepanzerte Limousinen und Vans, rund 20 Fahrzeuge waren das im vergangenen Jahr. Polizeimotorräder - im Polizeijargon "Ausputzer" - halten auf der Strecke in die Innenstadt Kreuzungen frei. Kurzzeitig gesperrt werden immer nur kleinere Streckenabschnitte von rund 60 Einsatzkräften, die an neuralgischen Punkten postiert sind. Und am Mittag ist dann plötzlich der Altstadttunnel dicht, wegen einer "Sicherheitsüberprüfung", wie die Polizei twittert.

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