Grasbrunn:Angriff abgeschlagen

Ralph Peter Rauchfuss bleibt Kreisvorsitzender der Liberalen

Von Martin Mühlfenzl, Grasbrunn

Der Abend beginnt mit einer Anklage gegen Unbekannt. Ein Mitglied seiner eigenen Partei, sagt Ralph Peter Rauchfuss, habe ihn vor der Mitgliederversammlung der FDP am Freitag derart beleidigt, dass er eigentlich habe hinschmeißen wollen. Er hat es dann doch nicht getan: "Weil ich so etwas nicht hinnehmen werde. Weil gegeneinander arbeiten ein Unding ist." Dass an diesem Abend gegeneinander gearbeitet werden würde, stand bereits Tage vorher fest. Denn Rochus Kammer, Rauchfuss' Vorgänger als Kreisvorsitzender der Liberalen, hatte selbstbewusst angekündigt, er wolle zurück ins Amt.

Spätestens in der Aussprache, die zu einer Mitgliederversammlung gehört wie das Neubiberger Entenrennen zum politischen Programm der Kreis-FDP, kristallisierte sich heraus, dass sich hinter Kammer eine Riege erfahrener Mandatsträger versammelt hatte, angeführt von Kreisrat Jörg Scholler aus Gräfelfing, sekundiert vom Ottobrunner Gemeinderat Axel Keller. Sie versuchten, Rauchfuss mit Anschuldigungen wie schlecht besuchter und nicht beschlussfähiger Vorstandssitzungen in die Enge zu treiben, einer ihrer Unterstützer zerpflückte den neuen Webauftritt der FDP, Scholler kritisierte, der Vorstand sei in der Öffentlichkeit kaum präsent. Rauchfuss und Kammer blieben sachlich. Rauchfuss betonte, die Partei im Landkreis sei gut aufgestellt - und er als gelernter Journalist sei der richtige, um Öffentlichkeitsarbeit im Wahlkampf zu betreiben.

Dass sich Rauchfuss deutlich mit 34 zu 16 Stimmen durchsetzte, lag auch daran, dass die Mitglieder in Kammer keine inhaltliche Alternative erkennen wollten - und dies auch kundtaten. Im Mittelpunkt der programmatischen Auseinandersetzung beider Kandidaten stand das einvernehmliche Vorhaben, Kreisrat Jimmy Schulz bei der Bundestagswahl endlich wieder als Abgeordneten nach Berlin entsenden zu können. Rauchfuss benannte noch Wohnungsbau, den Bereich Gesundheit sowie Bildung und Inklusion als wichtige Themen. Kammer hob "Europa" als wichtigen Baustein heraus. Was die FDP an diesem Abend nicht geschafft hat? Sich als politische Einheit zu präsentieren. Das wurde auch deutlich, als die Mitglieder dem wiedergewählten Vorsitzenden die Gefolgschaft verweigerten und seine vorgeschlagene Reduzierung des Vorstands abschmetterten.

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