Grandmaster Flash im P1:Lebendige Musikgeschichte

Der Gründervater des HipHop, der Erfinder des Deejaying: Grandmaster Flash kommt zu Besuch nach München.

Sabine Gietzelt

Grandmaster Flash ist mittlerweile 51 Jahre alt. Aber Pop hat längst beweisen, dass es keine genetische Unumgänglichkeit ist, zur Klassik zu wechseln, sobald man das Jugendalter verlassen hat. Die Popularität von Flash lässt ohnehin keinen Zweifel daran, dass auch die Jungen sich wieder für die interessieren, die damals das Fundament für die heutigen Pophelden gelegt haben.

Grandmaster Flash

Joseph Saddler alias Grandmaster Flash kommt nach München.

(Foto: Foto: oh)

Grandmaster Flash ist lebendige Musikgeschichte. Er war es, der auf Blockparties in der Bronx Dinge fabriziert hat, von denen man 1977 nicht einmal wusste, das man das überhaupt darf: Platten anfassen! Platten abrupt bremsen und punktgenau in den Beat einer anderen wechseln! Platten rückwärts drehen, nur weil ein paar Sekunden des Stücks so grandios waren, dass man sie immer wieder hören wollte! Stücke einfach abbremsen oder schneller ablaufen lassen, weil sie so viel besser klangen!

Längst sind das olle Kamellen: Die einstige Sensation nennt sich heute Deejaying und wird von Hans und Wurst so selbstverständlich im Jugendzimmer praktiziert, wie Tracks aus vorgefertigten Beats am Heimcomputer gebastelt werden. Der junge, 17-jährige Joseph Saddler alias Grandmaster Flash hatte sich damals noch mit seinen Plattenspielern in die dunklen Keller seines Wohnblocks verkrochen und geübt.

Mit seinem Scratchen, Cutting und Phasing nahm er sich die Freiheit, Musik anderer Komponisten zu manipulieren, einzugreifen in die damals noch gültige Hoheit der autarken Musikkomposition. Ab sofort sollte das nicht mehr gelten. Musik würde nicht mehr ausnahmslos so gehört werden, wie es sich der Komponist gedacht hatte. Die Bedeutung dieser Entwicklung ist längst in zahllosen Diskussionen verankert, die weniger mit Musik als vielmehr mit Geld zu tun haben.

Doch Ende der siebziger Jahre war HipHop noch eine Art Überlebensstrategie. In den Texten des frühen Hip Hop wurde von der Realität der Bronx erzählt. Flash begann mit Kollegen zusammenzuarbeiten, mit Kurtis Blow und den Furious Five. 1982 gab es kein Halten mehr: Der Welthit "The Message", der Klassiker des Hip Hop, wurde auch in Deutschland geübt. Mit diesem Zungenbrecher der Sozialkritik, geschrieben von Furious Five Rapper Melle Mel, wurde HipHop berühmt. Als kritisches, bewusstseinsstiftendes Instrument des Pop.

Grandmaster Flash, Freitag, 11. Dezember, 22 Uhr, P1 im Theatersaal des Hauses der Kunst, erster Stock.

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