Wenn Martin Zimmermann Jahr für Jahr im Sommer seine Postkartensammlung im Schaufenster der Sonnenapotheke an der Gräfelfinger Bahnhofstraße zeigte, dann scharten sich regelmäßig die Bürger voller Begeisterung davor zusammen. Denn der Apotheker sammelte mehr als 20 Jahre lang Postkarten mit historischen Ansichten Gräfelfings. Von 1890 bis in die 1950er und 1960er Jahre reichte der Zeithorizont seiner Sammlung, die das Bild einer ländlichen, idyllischen und autofreien Gartenstadt zeigt. Jetzt hat er die Sammlung mit 280 Exemplaren dem Gräfelfinger Gemeindearchiv übergeben.
Zimmermanns älteste Postkarten stammen aus der Zeit um 1890. "Gruß aus der Waldschenke Lochham" steht auf einer, die Postkarte ist koloriert. 20 Jahre lang stellte Zimmermann die Karten in seinem Schaufenster aus, viele Bürger kamen, um ihr längst abgerissenes Elternhaus zu entdecken oder ihre alte Schule. Auf den Karten kann man mitverfolgen, wie sich Gräfelfing verändert hat: Die Bahnhofstraße war mal ein staubiger Schotterweg, am Bahnhof gab es eine idyllische Gaststätte. Aus diesem Grund freut sich auch Gemeindearchivarin Monika Frank ganz besonders über die Spende: "Die Postkarten sind ein Zeitdokument."
Martin Zimmermann begann die Sammlerei vor allem, weil er seinen Kunden den Spaß gönnen wollte, ihren Ort in historischem Format zu entdecken. Rund 5000 Euro hat er überschlägig in die Sammlung investiert, er kaufte bei Händlern im Internet ebenso wie bei Postkartenspezialisten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Im Gräfelfinger Gemeindearchiv werden die Karten zunächst einmal "im Bauch des Magazins" verschwinden, sagt Archivarin Frank. Sie sollen aber im Rahmen von Ausstellungen wieder präsentiert werden. Zimmermann hatte früher angekündigt, die Sammlung der Gemeinde zu vermachen, wenn er die Apotheke aufgibt. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen: Am 31. Dezember schließt die Sonnenapotheke ihre Türen. Foto: Sammlung Zimmermann