Würmtal:Wechsel auf der Kanzel

Würmtal: Er kommt zurück ins Würmtal: Pfarrer Johannes von Bonhorst.

Er kommt zurück ins Würmtal: Pfarrer Johannes von Bonhorst.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Abschied von Pfarrer Anton Schönauer, Begrüßung von Pfarrer Johannes von Bonhorst

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Wenn Pfarrer Anton Schönauer die katholische Pfarrei St. Stefan in Gräfelfing am 31. August verlässt und in den Ruhestand geht, beginnt ein Provisorium von ungewisser Dauer. Ein Seelsorger für St. Stefan ist zwar gefunden - der Jesuitenpater Peter Conrads, zuletzt Militärdekan in Hamburg, wird die Gottesdienste, die Hochzeiten und Messen übernehmen. Doch die gesamte Pfarradministration wandert übergangsweise nach Gauting in die Hände von Dekan Otto Gäng. Die Gründung des Pfarrverbandes mit der Pfarrei St. Johannes Evangelist in Lochham, die mit der Pensionierung Schönauers und seines Lochhamer Kollegen Jürgen Rintelen einhergehen sollte, muss verschoben werden, heißt es im Erzbischöflichen Ordinariat München. Den Priestermangel bekommen auch die Gräfelfinger zu spüren.

Jürgen Rintelen ist seit 40 Jahren Seelsorger von St. Johannes. "Ich bin längst überfällig", hatte der 83-Jährige Ende vergangenen Jahres gesagt. Nun hat er ein weiteres Jahr verlängert. Pater Conrads wird am 1. Oktober seine Arbeit in St. Stefan aufnehmen und damit Pfarrer Schönauer nachfolgen, der 20 Jahre lang die Gräfelfinger Katholiken spirituell begleitet hat und aus St. Stefan noch nicht ganz wegzudenken ist. Während Schönauer eng verbunden mit seiner Kirchengemeinde war und viele Gräfelfinger von Geburt bis ins Erwachsenenalter begleitet hat, kommt mit Conrads ein Seelsorger, der auf eine komplett andere Laufbahn zurückblickt.

Conrads ist mit seinem 65. Geburtstag aus der Militärseelsorge ausgeschieden, angesichts des Priestermangels möchte er aber weiter im pastoralen Dienst arbeiten, schreibt er in einem Grußwort des Pfarrbriefs von St. Stefan. Conrads schließt sich hier in München dem Jesuitenorden an, wo er auch als junger Mann studiert hat. Conrads ist firm in Theologie, Geschichte, Kunstgeschichte und klassischer Archäologie. Er war Hochschulpfarrer in Würzburg und Lehrbeauftragter an der jesuitischen Hochschule in München. Er lebte in Rom und Paris, in Berlin und Münster. Zuletzt war er als Militärdekan an der Bundeswehruniversität in Hamburg. Erfahrung als Seelsorger einer Kirchengemeinde hat er zuvor in Köln gesammelt.

Während Otto Gäng wie auch Rintelen erst mal für ein Jahr verpflichtet sind, wird Pater Conrads unbefristet nach Gräfelfing kommen, sagte eine Sprecherin des Ordinariats. Das Ordinariat will jetzt einen zweiten Pfarrer finden, der gemeinsam mit Conrads den Pfarrverband umsetzen soll. Das ist für die Gräfelfinger und Lochhamer Katholiken eine neue Nachricht. Sind sie doch bislang davon ausgegangen, dass es künftig einen Seelsorger geben wird. Die Stelle für den zweiten Pfarrer wird im Laufe des kommenden Jahres ausgeschrieben, heißt es im Ordinariat. Ob sie in dem Zeitraum auch erfolgreich besetzt werden kann, ist offen. Eine dauerhafte Lösung ist jedoch wünschenswert und dringend, meint Peter Köstler, Pfarrgemeinderatsvorsitzender in Lochham. Pfarrer Rintelen solle seinen verdienten Ruhestand in absehbarer Zeit antreten können. Bedauerlich findet er, dass es keine "offene Kommunikation" mit der Erzdiözese gibt über die Zukunft der Pfarreien. "Wir als Laien erfahren nichts."

Bei den Nachbarn dagegen ist die Sache klar: Pfarrer Johannes von Bonhorst, der schon Seelsorger in Gauting war und nun nach zehn Jahren ins Würmtal zurückkehrt, soll dort einen neuen Pfarrverband aufbauen, der dann für die Gläubigen in Planegg, Krailling und Stockdorf zuständig ist. Der Zusammenschluss soll im Gottesdienst in St. Elisabeth am Sonntag, 11. Oktober, mit einem Festakt mit Bischofsvikar Rupert Graf zu Stolberg gefeiert werden. Bonhorst muss sich darauf einstellen, dass dabei nicht allen zum Feiern zumute ist, vor allem den Stockdorfern nicht, die durch den Zusammenschluss ein Stück Eigenständigkeit verlieren. Aber der neue Planegger Pfarrer ist zuversichtlich: "Das bringt ja auch Chancen mit sich." Derzeit ist der 52-Jährige noch in Teisendorf im Chiemgau. Seinen zum Teil unkonventionellen Stil, den die Gautinger schon kannten, hat Bonhorst beibehalten: Er fährt immer noch gerne Motorrad und gönnt sich ab und zu eine Zigarre. Nach seinem Umzug macht er erst einmal drei Wochen Urlaub. Anicet Mutonkole, der bisherige Planegger Pfarrer, geht nach Grafing im Landkreis Ebersberg.

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