Gräfelfing:Sanierungsstau setzt Sportler unter Druck

Das Vereinsheim des TSV Gräfelfing ist teilweise schon gar nicht mehr nutzbar. Während für einen Neubau 9,8 Millionen Euro veranschlagt werden, ergibt die Machbarkeitsstudie eine deutlich günstigere Sanierungsvariante

Von Annette Jäger, Gräfelfing

In der Gemeinde Gräfelfing drängt der nächste Sanierungsfall auf die Tagesordnung. Beim Vereinsheim des Turn- und Sportvereins (TSV) ist über die Jahre ein "Sanierungsstau" entstanden, wie Architektin Claudia Haberl die Mitglieder des Bauausschusses jetzt wissen ließ. Vor allem der Brandschutz ist nach heutigem Standard mangelhaft, so dass manche Räume nicht mehr genutzt werden dürfen. Trotzdem ist eine Sanierung noch deutlich günstiger als ein Neubau, wie eine Machbarkeitsstudie gezeigt hat.

Die Mängel an dem Bau, der aus dem Jahr 1980 stammt, sind schon lange bekannt. Bereits vor eineinhalb Jahren fand eine Begehung mit Architekten und Brandschutzexperten statt. Eine erste Kostenschätzung für eine Sanierung belief sich damals schon auf 2,9 Millionen Euro. In diesen Kosten sind zwar notwendige Nachrüstungen beim Brandschutz enthalten wie auch eine Reparatur von Schäden am Bau, etwa eine Erneuerung des Daches. Doch es seien keine Posten für eine energetische Sanierung enthalten oder für Baumaßnahmen, die das Gebäude barrierefrei machen würden, betonte Haberl in der Bauausschusssitzung. Die Turnhalle stammt noch aus dem Jahr 1957 - Sanierungskosten veranschlagte die Architektin Haberl dafür gar nicht erst, sie schlug einen Neubau für 1,9 Millionen Euro vor.

Gräfelfing: Der mangelhafte Brandschutz lässt keine andere Option als die Sanierung oder gar einen Neubau des Vereinsheims mit angeschlossener Sporthalle.

Der mangelhafte Brandschutz lässt keine andere Option als die Sanierung oder gar einen Neubau des Vereinsheims mit angeschlossener Sporthalle.

(Foto: Robert Haas)

Ein Abriss und kompletter Neubau des Vereinsheims samt Halle würde etwa 9,8 Millionen Euro kosten, rechnete sie in der Sitzung vor. Die Gebäudegröße würde etwa gleich bleiben, die Aufteilung wäre aber zeitgemäßer: Auf die Kegelbahn würde man verzichten, stattdessen die Gymnastikräume wie auch Umkleiden und Duschen vergrößern. Als das Vereinsheim mit Turnräumen und Vereinsgaststätte gebaut wurde, habe der Verein 800 Mitglieder gezählt. "Heute sind es 3000", sagte Vizepräsident Florian Brenner zur SZ. "Die Platzprobleme für die Abteilungen Turnen und Fußball sind eklatant."

Angesichts des großen Preisunterschieds zwischen Sanierung und Neubau plädierte Landrat Christoph Göbel (CSU) in seiner Rolle als Präsident des TSV dafür, die Sanierung "näher zu betrachten" und einen Vereinsheim-Neubau zurückzustellen. Die Turnhallen-Frage blieb zunächst offen. Dem TSV gehört das Gebäude, er bestreitet den Sportbetrieb durch Mitgliedsbeiträge und Gemeinde-Zuschüsse. Sicher ist, dass der Verein weder eine Sanierung noch einen Neubau finanziell allein stemmen kann. Göbel schloss nicht aus, dass der TSV einen Kredit aufnehmen könnte. Die Gemeinde müsste dann mindestens als Bürgin auftreten. Eventuell kämen auch Zuschüsse des Bayerischen Landes-Sportverbands in Frage.

Gräfelfing: Zentraler Versammlungsort: Rund 3000 Mitglieder nutzen das Vereinsheim des TSV Gräfelfing.

Zentraler Versammlungsort: Rund 3000 Mitglieder nutzen das Vereinsheim des TSV Gräfelfing.

(Foto: Robert Haas)

Bei einer Sanierung müsste man nach Prioritäten vorgehen, meinte Göbel. Am drängendsten ist wohl der Brandschutz. Weder die im Gebäude liegende Wohnung darf wegen mangelhafter Brandschutzvorrichtungen dauerhaft genutzt werden, noch darf ein Kellerraum als Treffpunkt für Sitzungen des TSV-Hauptausschusses dienen. "Das ist uns bewusst und wir achten darauf", sagte Göbel. Wie mangelhaft der Brandschutz ist, zeigte Haberls Vortrag. Im kleinen Gymnastikraum im Keller gibt es nur einen Notausstieg aus einem Schacht, den man über eine Leiter erreicht. Es sind fast alle Türen auszutauschen und zum Teil zu verbreitern. Bei der Untersuchung traten auch eklatante Abweichungen von der einstigen Baugenehmigung aus dem Jahr 1978 zutage. So sind in dem Plan Brandschutztüren in der Turnhalle vorgesehen, die sich heute dort nicht mehr befinden.

Bertold Ziersch, Bauberater des Bauausschusses, riet in der Sitzung, eine zweite Meinung in Sachen Brandschutz einzuholen. Ebenso sollen die Kosten für eine energetische Sanierung ermittelt werden. Nicht zuletzt riet Ziersch zu Probebohrungen in die Wände, um bei einer Sanierung böse Überraschungen zu vermeiden.

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