Gräfelfing:Mit 30 Jahren zum alten Eisen

Bürgerhausjubiläum! 30 Jahre Bürgerhaus Gräfelfing!

Vorbei: Vor zwei Jahren feierte man in Gräfelfing 30 Jahre Bürgerhaus.

(Foto: Florian Peljak)

Das Gräfelfinger Bürgerhaus muss dringend saniert werden. Die Kosten könnten bis zu sechs Millionen Euro betragen

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Nach etwa 30 Jahren hat ein Gebäude heutzutage offenbar ausgedient: Das ist so im Fall des Alten- und Pflegeheims Rudolf-und-Maria-Gunst-Haus im Gräfelfinger Ortsteil Lochham, das umfassend saniert werden muss - auch ein Abriss ist noch nicht vom Tisch. Und nun wird das nächste 30 Jahre alte Gebäude zur Großbaustelle - das Bürgerhaus, das neben der Bühne auch eine Bücherei und ein Kino beherbergt und nun ebenfalls von Grund auf renoviert werden muss.

Allein in den nächsten fünf Jahren fallen für diese Sanierungsarbeiten Kosten in Höhe von fast 3,6 Millionen Euro an, erfuhren die Gemeinderäte vorige Woche im Bauausschuss von Architekt Klaus Molenaar. Dabei sind in dieser Schätzung die Kosten für die dringend erforderlichen baulichen Veränderungen nicht enthalten - etwa eine Erweiterung der Bücherei oder eine Modernisierung der Bühne.

Die "Mängelprognose", die Architekt Molenaar, der das Bürgerhaus einst plante, bis ins Jahr 2021 vorlegte, liest sich ernüchternd: Mängel beim Brandschutz, veraltete und unzulängliche Heiz- und Lüftungsanlage, unwirtschaftliche Fußbodenheizung, abgenutztes Parkett, sanierungsbedürftige Sanitäranlagen - so geht die Liste endlos weiter. Außerdem ist die Bücherei zu klein, ein moderner Behindertenzugang fehlt und die Bühnentechnik ist veraltet. Im großen Saal ist es im Sommer unter den alten 500 oder gar 750 Watt-Lichtstrahlern unerträglich heiß, und wenn die Lüftung loslegt, zieht es, erläuterte Jan Konarski, der für das Bürgerhaus zuständig ist. Allein eine neue Lüftungstechnik soll 1,3 Millionen Euro kosten, eine neue Bühnentechnik etwa 300 000 Euro.

Pläne zum Umbau des Hauses gab es schon mehrere, zuletzt stand die Bücherei im Visier, die viel zu klein ist und ebenso einer Modernisierung bedarf. Im Februar hatte Molenaar Pläne vorgelegt, wie die Bücherei vergrößert werden könnte. Diese sind inzwischen überholt: Greift der Architekt in die Bausubstanz ein, gelten neue, strenge Brandschutzauflagen, die aufwändig und nur zu sehr hohen Kosten zu erfüllen wären. Bleibt das Haus jedoch wie es ist und wird nur saniert, gilt Bestandsschutz.

Vor diesem Hintergrund präsentierte Molenaar eine neue Idee: er will den kleinen Turm am Eck des Bürgerhauses abreißen und durch einen neuen, größeren ersetzen, in dem die Bibliothek mehr Platz finden würde. Es gäbe dann einen gemeinsamen Eingang von Kino, Bücherei und Bürgerhaus. Im neuen, separaten Gebäudeteil könnten aktuelle Brandschutzauflagen erfüllt werden. "Das Bürgerhaus hätte dann ein moderneres Image, der Turm wäre ein neues Wahrzeichen am Bahnhofsplatz", warb Molenaar für seine Idee. Mit dem Neubau inklusive einer Bühnenerweiterung und aller Sanierungsmaßnahmen am Bestand kämen dann rund 5,9 Millionen Euro auf die Gemeinde zu.

Nun ist es an den Gemeinderäten, zu entscheiden, ob sie nur auf eine Sanierung setzen oder auch einen Umbau für zusätzliche rund 2,3 Millionen Euro in Angriff nehmen. Im Ausschuss kam die Turm-Idee jedenfalls gut an. "Mir gefällt das Konzept", sagte Florian Ernstberger (Bürgerverein Gräfelfing-Lochham, BVGL), "ob wir es umsetzen, ist eine Frage, die wir politisch stellen müssen". Das Thema soll jetzt in den Fraktionen beraten werden.

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