Gräfelfing:Mehr Strom durch eine neue Turbine

Das Wasserkraftwerk der Gemeinde Gräfelfing, 2016

Unrentabel: Das Wasserkraftwerk muss dringend modernisiert werden.

(Foto: Robert Haas)

Weil das Gräfelfinger Wasserkraftwerk Kraemermühle nicht rentabel arbeitet, soll es saniert und genossenschaftlich betrieben werden

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Eine bemerkenswerte Idee treibt derzeit ein fünfköpfiges Team in Gräfelfing um - Grund genug, es jetzt im Ausschuss für überörtliche Angelegenheiten vorzustellen: Die Bürger könnten sich in Form einer Genossenschaft am Betrieb des Wasserkraftwerks Kraemermühle in Gräfelfing beteiligen. Die Gemeinderäte hörten aufmerksam zu und sprachen sich einstimmig dafür aus, das Projekt weiter zu verfolgen. Gleichzeitig wurden neue Varianten vorgestellt, mit deren Hilfe das derzeit unrentable Wasserkraftwerk saniert werden könnte, damit es gewinnbringend arbeitet. Eine Sanierung des Bestandes, gefolgt vom Einbau einer neuen Turbine, könnte die favorisierte Lösung werden.

Nachdem bereits zwei Umbauvarianten des Wasserkraftwerks im Ratsgremium vorgestellt worden waren, hatte sich die Runde im April eine weitere, unabhängige Einschätzung durch einen Experten gewünscht. Die bekam sie am Donnerstag durch den Ingenieur Stefan Wöllisch. Er wiederholte, was auch andere schon festgestellt hatten: das Wasserkraftwerk ist höchst unrentabel, die damals gewählte Technik ist für den Standort "suboptimal", so Wöllisch. Das Werk ist zwar erst 25 Jahre alt, kostet die Gemeinde aber derzeit mehr, als es erwirtschaften könnte.

Deutlich wurde auch, dass es für das Kraftwerk keine Ideallösung gibt. "Damit können Sie sich keine goldene Nase verdienen", sagte Wöllisch. Die Fallhöhe des Wassers, ausschlaggebend für die Menge der Energieerzeugung, ist zu niedrig. Es bleiben nur Kompromisslösungen. Das Schachtkraftwerk, das in einer Sitzung im Frühjahr vorgeschlagen worden war, erwies sich nun auch als keine gute Lösung, wie auch die Wasserschnecke, die schon deshalb ausscheidet, weil sie zu viel Lärm produziert. Zudem kosten all diese Varianten etwa eine Million Euro, außerdem wären umfangreiche Umbauarbeiten fällig.

Bleibt nur eine günstige Möglichkeit: das Werk zu erhalten, aber umzubauen und mit einer neuen Turbine auszustatten, die mehr Energiegewinnung ermöglicht. Etwa 585 000 Euro würde der Umbau kosten, "sehr konservativ geschätzt", sagte Wöllisch. Die neue Turbine kostet noch mal etwa eine halbe Millionen Euro. Damit ließe sich die Energieausbeute von geschätzt 270 000 auf 370 000 Kilowattstunden im Jahr steigern. Besonders charmant erschien dem Ausschuss die Möglichkeit, die Sanierung in zwei Schritten vorzunehmen - zuerst umbauen und einige Jahre später die Turbine einsetzen. Die Planungskosten könnten mit bis zu 40 000 Euro gefördert werden, die alte Turbine könnte man verkaufen.

Wird die Mühle durch eine Bürgergenossenschaft betrieben, könnte dies der Gemeinde viel Geld sparen - und die Bürger könnten sich an der Energiewende profitabel beteiligen. In Gräfelfing könnten sie entweder eine eigene Genossenschaft gründen oder sich der existierenden Bürgerenergiegenossenschaft (Beng) in München anschließen, sagte Andreas Saurle, Mitglied des Genossenschaftsteams.

Wie die Bürger an dem Wasserkraftwerk beteiligt werden könnten, ist noch offen. Möglich wäre, die Finanzierung des gesamten Vorhabens zu übernehmen oder nur die Kosten der reinen Energieerzeugungstechnik zu tragen. Eines ist sicher: eine bloße Sanierung des Bestandes ist für das jetzige Genossenschafts-Team keine attraktive Lösung. Es muss schon ein neues, effektives Werk werden, sagte Saurle. Die Gemeinde sprach sich dafür aus, das Genossenschaftsteam in die Entscheidung einzubeziehen.

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