Gräfelfing:Leben und feiern lassen

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Am Gräfelfinger Anger wird mitunter die Nacht zum Tage gemacht: Der Gemeinderat lehnt aber verstärkte Kontrollen ab

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Der sommerlichen Feierlaune auf den Liegewiesen am Anger in Gräfelfing möchte die Gemeinde nicht mit ständigen Kontrollen durch einen Sicherheitsdienst entgegentreten. Wohl aber soll es der Verwaltung freigestellt sein, bei Bedarf einen solchen zu engagieren. So lautet der Beschluss, den in der jüngsten Sitzung der Hauptausschuss gefasst hat.

Die Jugend feiert im Freien, die Anwohner fühlen sich davon gestört - das ist der gängige Konflikt in Sommermonaten mit lauen Nächten. Um genau solche Streitereien zu vermeiden, hat die Gemeinde Gräfelfing vor Jahren eine Grünanlagensatzung erlassen, die vorsieht, dass die Anwohner zwischen 22 und 8 Uhr nicht gestört werden dürfen. Das jedoch klappt nach Ansicht der Anwohner am Anger nicht besonders gut. Es häuften sich die Beschwerden der Anlieger wegen unzumutbarer Belästigungen bis tief in die Nacht, heißt es in einem Antrag des Bürgervereins Gräfelfing-Lochham (BVGL), mit dem sich jetzt der Hauptausschuss beschäftigte. Noch dazu bleibe viel Müll auf den Liegewiesen liegen. Günter Roll (BVGL) forderte deshalb, einen Sicherheitsdienst zu beauftragen, der "Ruhe und Ordnung" aufrechterhalten soll.

Freunde konnte Roll mit seinem Antrag kaum gewinnen. Im Sommer 2015 und 2016 habe es keine Beschwerden gegeben, trug die Verwaltung vor. Auch im aktuellen Sommer haben die Verwaltung bislang keine Klagen erreicht. Ebenso wenig sprächen die Zahlen für verschärfte Kontrollen: Bislang sei die Polizei zehn Mal zu den Liegewiesen gerufen worden, dabei wurde zwei Mal eine Party aufgelöst. Im vergangenen Sommer waren es 19 Einsätze, dabei wurde sieben Mal eine Feier beendet.

Gemeinderat Peter Köstler (CSU) betonte, es seien nicht pauschal Jugendliche für die Lautstärke verantwortlich. Eine Grünanlage stehe allen Bürgern offen, er warb für ein Miteinander. Von einem Sicherheitsdienst versprach er sich keine Lösung des Problems. So sei beispielsweise allein schon eine zeitliche Eingrenzung der Kontrollgänge kompliziert. Bei schönem Wetter sei mehr los auf den Angerwiesen, bei schlechtem Wetter dagegen blieben alle zu Hause. Ein Sicherheitsdienst habe zudem kaum Befugnisse. Er könne die Besucher lediglich auf die Grünanlagensatzung hinweisen, jedoch niemanden nach Hause schicken, geschweige denn, eine Feier auflösen, erklärte die Verwaltung. Notfalls bleibe auch dem Sicherheitsdienst nichts anderes übrig, als die Polizei zu rufen.

Viele Gemeinderäte sprachen sich gegen den BVGL-Antrag aus, darunter Petra Schaber (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing, IGG), Michael Langer (SPD) und Frauke Schwaiblmair (Grüne/Unabhängige Liste). Der Kompromissvorschlag, den Köstler einbrachte und der es der Verwaltung freistellt, einen solchen Dienst gelegentlich zu beauftragen, fand dann jedoch eine Mehrheit. Um das Müllproblem in den Griff zu bekommen, sollen zudem größere Abfallbehälter aufgestellt werden.

© SZ vom 11.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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