Gräfelfing:Hilfe für Obdachlose

Gräfelfing setzt auf Unterstützung durch die Arbeiterwohlfahrt

Immer mehr Menschen in Gräfelfing sind von Wohnungsnot betroffen. Bei den meisten kann die Obdachlosigkeit durch Hilfe der Gemeindemitarbeiter abgewendet werden. Im vergangenen Jahren mussten jedoch acht Personen, darunter eine dreiköpfige Familie, in die Obdachlosenunterkunft an der Flurstraße einziehen. Gräfelfing ist, neben Planegg, eine von drei Landkreisgemeinden, in der die Arbeiterwohlfahrt (Awo) die Betreuung der obdachlosen Menschen übernimmt.

Die Mitarbeiter im Ordnungsamt der Gemeinde haben tiefe Einblicke in die Nöte mancher Bürger. Dort meldeten sich die Menschen, denen der Verlust der Wohnung droht, als erstes, sagte Verwaltungsmitarbeiterin Sandra Zwillich in der Sitzung des Ausschusses für soziale Angelegenheiten am Dienstag. Bei den meisten ist die Not akut, weil eine Räumung droht. Erst wenn klar ist, dass der Betroffene kein Geld hat, um eine Pension zu bezahlen, und es keine Freunde und Verwandte gibt, bei denen er unterkommen könnte, steht die Gemeinschaftsunterkunft an der Flurstraße mit zehn Plätzen zur Verfügung. In Planegg gibt es eine Unterkunft in der Pasinger Straße. Zwischen sechs Monaten und zwei Jahren leben die Bewohner dort.

Landkreisweit waren im vergangenen Jahr 222 Personen unterzubringen, 47 davon wurden von der Awo in Gräfelfing, Planegg und Höhenkirchen-Siegertsbrunn betreut, die anderen 175 hätten nicht diese engmaschige Betreuung, sagte Tanja Fees, die seit April vergangenen Jahres die Unterkünfte betreut. Sie weiß, was das bedeutet. Die Awo-Mitarbeiterin schilderte in der Sitzung eindrücklich, wie überfordert und hilflos die Menschen seien, mit denen sie zu tun hat: Offene Rechnungen und Unterlagen werden ihr in Plastiktüten gebracht, viele wissen nicht, wie sie eine Banküberweisung ausfüllen oder Geld beantragen, sie verstehen Behördenbriefe nicht und scheuen Anrufe. Manchmal sind es Sprachbarrieren, manchmal auch psychische Erkrankungen, ein Alkoholproblem, Arbeitslosigkeit, eine kleine Rente - oder eine Mischung aus allem, was die Menschen in ihre prekäre Lage bringt. Fees hilft dabei, Ordnung ins Leben zu bringen, die Gründe für die Obdachlosigkeit aufzudecken, Ziele mit den Betroffenen zu formulieren und eine neue Wohnung zu finden. Fees warb für die Arbeit der Awo, die von der Gemeinde finanziell unterstützt wird. Es sei enorm wichtig, an den Betroffenen nah dran zu sein. "Ein niedrigschwelliges Angebot ist wichtig." Ein Anruf bei einer Fachstelle sei schon eine Überforderung für viele.

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