Gräfelfing:Fehlende Unterlagen

Gemeinderat vertagt erneut Beschluss über das Geothermie-Projekt in Gräfelfing

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Das Geothermie-Projekt in Gräfelfing ist ins Stocken geraten. Der Gemeinderat hat am Dienstag erneut einen Beschluss darüber vertagt, den Acker nahe des Gewerbegebietes Steinkirchen, auf dem die Kraillinger Firma Trinkl nach dem warmen Wasser bohren will, als Sondergebiet auszuweisen. Dies ist eine Voraussetzung für den Unternehmer Trinkl, mit den Bohrungen beginnen zu können. Die Gemeinde moniert fehlende Unterlagen und möchte zuerst ein Konzept mit dem Privatinvestor erarbeiten, wie sie als Partner an dem Projekt teilhaben kann. Baldur Trinkl hingegen wirft der Gemeinde vor, wirtschaftliche Aspekte und die rein baurechtliche Genehmigung zu "verquicken", wie er sagte.

Die Firma Trinkl besitzt seit 2004 die Geothermie-Bohrrechte in Gräfelfing. Die Gemeinde möchte sich beteiligen und die alternative Energiequelle für ihre Bürger nutzen. Dieser Plan schien schon in trockenen Tüchern zu sein - fünf Jahre lang habe er mit der Gemeinde dieses Vorhaben verfolgt, sagte Trinkl. Nun zögert der Gemeinderat seit vergangenen September, die betroffene Fläche als Sondergebiet auszuweisen. Die Zeitverzögerung sei nicht die Schuld der Gemeinde, betonte Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) in der Sitzung. Vielmehr sei die Kommunikation mit dem Unternehmer schwierig. Noch immer habe die Firma keine konkreten Pläne vorgelegt, wie die Geothermie-Nutzung konkret erfolgen soll, auch ein Vertragsvorschlag von der Gemeinde, wie diese am Projekt beteiligt werden könnte, sei bislang unbeantwortet geblieben, sagte Wüst zur SZ.

Zum jetzigen Zeitpunkt grünes Licht zu geben, in dem man das Sondergebiet in Aussicht stellt, hielt Frank Sommer (Grüne/Unabhängige Liste) in der Sitzung am Dienstag für verfrüht. "Wir haben uns bisher keine Rechte gesichert", warnte er. Er stellte den Antrag, den Beschluss zu vertagen. Diesem Begehren stimmten 15 Gemeinderäte zu. Neun waren dagegen. Sie plädierten dafür, das Sondergebiet wenigstens in Aussicht zu stellen. Die Firma benötige Planungssicherheit, argumentierte Hans Furbach (Anliegerinitiative Gartengemeinde).

Für Investor Trinkl ist das Sondergebiet und in der Folge die Bohrgenehmigung des Bergamts die Voraussetzung, um im zweiten Schritt die Eckpunkte eines Wärmeliefervertrags mit der Gemeinde auszuarbeiten, sagte er. Denn erst mit der Genehmigung erhalte er die Rahmenbedingungen des Bergamts, die eine genaue Kostenkalkulation möglich machten. Ein Lärm- wie auch das von der Gemeinde eingeforderte Altlastengutachten liege dem Bergamt vor.

Die Gemeinderäte hingegen wollen sich absichern. "Wir müssen verhindern, dass Trinkl bohrt und dann alles verkauft", sagte Franz Lang (SPD). Trinkl betonte, mit der Gemeinde zusammenarbeiten zu wollen. "Wir sitzen in einem Boot." Nun drängt die Zeit, zu einer Einigung zu kommen. Sollte bis Ende des Jahres nicht gebohrt werden, erlischt das Bohrrecht für die Firma. Allerdings wurden solche Fristen in der Vergangenheit immer wieder verlängert.

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