Gräfelfing:Eine bessere Welt

Lesezeit: 2 min

Ausprobiert: In der Schulküche geht es nur um fair gehandeltes Gemüse. (Foto: Robert Haas)

Gemüsecurry, Eis oder Fußbälle: Oberstufenschüler des Gräfelfinger Kurt-Huber-Gymnasiums beschäftigen sich in einem Seminar mit Produkten aus fairem Handel, um für das Thema zu sensibilisieren

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Zu Fair-Trade-Produkten gehören nicht nur Kakao und "Kartoffelsäcke" als Kleidungsstücke, wie zwei Schüler des Gräfelfinger Kurt-Huber-Gymnasiums häufige Vorurteile zitieren. Auch "coole Produkte" wie Fußbälle und schicke Klamotten können aus fairem Handel stammen, auch Blumen, Reis oder Honig, erzählen sie. Was Fair Trade genau bedeutet, wollen 14 Schüler eines Oberstufenseminars ihren Mitschülern näherbringen. Und so beteiligen sie sich in dieser Woche an einer bundesweiten Aktionswoche zum Thema Fair Trade.

Aus der Schulküche im Keller der Mittelschule auf dem Gräfelfinger Schulcampus duftet es nach Basmatireis und Curry. 16 Schüler stehen an den Kochtöpfen und kreieren drei Gerichte aus Fair-Trade-Produkten: Pizza, ein Curry aus Gemüse, Reis und Schokobanane zum Nachtisch. Bei der Kochaktion kooperieren Gymnasium und Mittelschule: Schüler der 8. Klasse des Gymnasiums kochen gemeinsam mit acht Schülern aus der Übergangsklasse der Mittelschule, die vorwiegend von Flüchtlingskindern besucht wird.

Die Schülerinnen des P-Seminars, die sich das Kochprojekt im Rahmen der Fair- Trade-Woche ausgedacht haben, waren vorher beim Einkaufen - wenn sie kein fair gehandeltes Produkt fanden, sind sie auf regional produzierte Bioware umgestiegen. Schokolade und Mehl gab es beispielsweise problemlos aus fairem Handel, bei Gewürzen oder Gemüse war es schwieriger. "Es ist mühsam, aber machbar, fast jeder Supermarkt hat inzwischen eine faire Ecke", sagt Schülerin Svenja Efinger.

Ein sogenanntes P-Seminar zu belegen ist Teil des gymnasialen Oberstufenlehrplans; Schüler können ein Projekt wählen, an dem sie in Teamarbeit über zwei Schuljahre hinweg arbeiten. Am Kurt-Huber-Gymnasium hat Lehrer Thomas Langhof ein solches Seminar zum Thema Fair Trade angeboten; vorher war das Thema nur als freiwilliges Wahlfach am Nachmittag auf dem Plan. Mit dem P-Seminar erhält es eine Aufwertung, weil die Ergebnisse ins Abitur einfließen. Angestoßen hat das Seminar die Steuerungsgruppe Fairer Handel in Gräfelfing. Die Gemeinde ist bereits als Fair-Trade-Gemeinde zertifiziert, die Arbeitsgruppe stößt immer wieder neue Projekte zum Thema an, so auch das P-Seminar. Die Gemeinde unterstützt die Aktionswoche finanziell.

Die Schüler des Seminars setzen sich bereits im zweiten Schuljahr mit dem Thema auseinander. Für die Faire Woche der Schule haben sie sich Aktionen ausgedacht, um auch ihre Mitschüler aufzuklären und zum Umdenken zu bewegen. Neben der Kochaktion am Dienstagmittag halten sie die ganze Woche über in der 5. und 6. Klasse eine Unterrichtsstunde zum Thema Fair Trade mit einem anschließenden Frühstück aus fair gehandelten Produkten. "Ich war erstaunt, was die schon alles wissen", stellte P-Seminarteilnehmerin Carlotta Schichor fest. Zum Beispiel, dass man bei fair gehandelten Produkten das Versprechen mitkauft, dass bessere Bedingungen für die Produzenten und Arbeiter in den Herkunftsländern gelten und soziale Rechte beachtet werden. In der Unterrichtseinheit stellen die Schüler unter anderem das Konsumverhalten in Deutschland den Lebensbedingungen in den Herstellerländern gegenüber. Auch Langhof hat festgestellt, dass das Thema viel präsenter in den Köpfen ist als noch vor wenigen Jahren.

Bei der Aufklärungskampagne der Schüler stehen aber auch Spaß und purer Genuss im Mittelpunkt: In der Aktionswoche gibt es in den Pausen fair gehandeltes Eis für 2,60 Euro und von diesem Mittwoch an sind fair gehandelte Kleidungsstücke zu begutachten. Die Torwand ist auch fertig zusammengezimmert und in den Pausen werden auf dem Sportplatz Tore mit Fußbällen aus fairem Handel geschossen. "Ein Projekt mit Ziel" wünschte sich eine Schülerin, als sie das P-Seminar belegte.

Das Ziel ist fast erreicht: Zum Abschluss des Seminars soll die Schule als Fair-Trade-Schule zertifiziert sein. "Die Kriterien erfüllen wir bereits", sagte Langhof. Dazu gehört der Verkauf von fair gehandelten Produkten am Pausenkiosk sowie das Thema mit Aktionen im Umfeld publik zu machen. Im vergangenen Jahr hatten Schüler bereits ein Fair-Café auf dem Gräfelfinger Weihnachtsmarkt betrieben und in der Schule bewirkt, dass bei der traditionellen Nikolausaktion nur fair gehandelte Schokolade verteilt wird.

© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: