Gräfelfing:Ein liebenswertes Schlitzohr

Gräfelfing: Ein langes Leben für die Literatur: der Autor Johannes Glötzner.

Ein langes Leben für die Literatur: der Autor Johannes Glötzner.

(Foto: Catherina Hess)

Vor 30 Jahren gründete Johannes Glötzner die "Grägs". Jetzt übernimmt er den Ehrenvorsitz des Literaturvereins

Von Martin A. Klaus, Gräfelfing

Wer das schöne Wort "Schlitzohr" visualisieren möchte, der ist bei Johannes Glötzner richtig. Für ein verschmitztes Grinsen ist der zu jeder Tages- und Nachtzeit ebenso gut wie für einen besonders ausgefallenen, aber nützlichen Einfall. Glötzners Glanznummer war vor dreißig Jahren die Gründung der "Gräfelfinger Gelegenheitsschreiber", kurz Grägs, deren Vorsitzender er seither war. Nun ist er zum Ehrenvorsitzenden avanciert.

Schuld an der ganzen Angelegenheit war das Bürgerhaus. Denn bereits vor drei Jahrzehnten existierte eine Gruppe von Gräfelfingern, die Liebe zur Literatur und Neigung zum Schreiben verband - an die Öffentlichkeit aber gingen die Hobbyliterraten nur in München. Da lag es nahe, die Auftritte in das neue, heimische Bürgerhaus zu verlegen. Aber: Nur Gräfelfinger Vereinen, so erfuhr Glötzner, stehe das Haus kostenlos offen. Dreist erklärte Glötzner deshalb, man sei ja ein Gräfelfinger Verein und antwortete auf die verwunderte Frage des Rathausmitarbeiters, wie sich dieser ihm gänzlich unbekannte Verein denn nenne, mit der Buchstabenfolge "Grägs". Auf der Fahrt zum Rathaus ersann Glötzner dann vorsichtshalber eine sinnvolle Ausdeutung für die wunderliche Abkürzung. So entstanden die "Gräfelfinger Gelegenheitsschreiber".

Dreißig Jahre ist das her. Und die ganzen drei Jahrzehnte lang war Glötzner nicht nur Vorsitzender und Spiritus Rector der Grägs, er symbolisierte die Gruppe schlechthin. Ob sich das nun durch seine Ernennung zum Ehrenvorsitzenden ändern wird, sei dahingestellt. Allerdings legt sich die neue Vorsitzende Svende Bielefeld trotz ihrer Jugend bereits recht energisch ins Zeug.

Johannes Glötzner bleibt ohnehin genug zu tun. Er will sich nun mit aller Kraft um den vor gut fünf Jahren gegründeten GräVerlag kümmern, der nicht nur Werke der Mitglieder herausgibt, sondern zu deren größerer Verbreitung vor einem Jahr erstmals auch einen Stand auf der Leipziger Buchmesse anmietete.

Im Falle Johannes Glötzner wäre es jedoch schlicht vermessen, ihm angesichts der neuen Situation den Ruheständler-Trost "Jetzt hat er ja Zeit für . . ." zuzurufen. Denn schon bislang war es erstaunlich, wofür Glötzner Zeit freischaufelte. Von seiner Belesenheit und der daraus resultierenden Kenntnis der Literatur profitieren die Grägs seit dreißig Jahren, weil Glötzner geradezu sprudelte vor Ideen für die diversen Abende im Bürgerhaus, zu denen er auch damals schon mutig in den großen Saal lud, als der Andrang noch gar nicht so üppig war. Daneben entstand in diesen Jahren eine ganze Reihe eigener Werke. Und schließlich unterrichtete der Autor und Literatenförderer als Gymnasiallehrer auch noch ausgerechnet Mathematik - ein Fach, bei dem eher eine Begabungs-Kopplung mit Musik vermutet. Es ist ein typischer Glötzner, was er dafür einmal gewohnt pfiffig als Begründung lieferte: Mathematik habe er gewählt, weil man da am wenigsten Arbeit mit der Vorbereitung habe, denn er sei "eigentlich ein fauler Mensch".

Der Festakt "30 Jahre Grägs" findet an diesem Freitag, 17. April, um 18 Uhr im Bürgerhaus Gräfelfing, Bahnhofplatz 1, statt. Der Eintritt ist frei.

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