Gräfelfing:Bürger schnüren ihr Wunschpaket

Lesezeit: 2 min

Das wäre wichtig: Beim Workshop zum Thema Verkehr gingen die Gräfelfinger Bürger ins Detail. (Foto: Birgit Doll/oh)

Wie soll sich der Verkehr in Gräfelfing entwickeln und wie setzt man die Vorschläge dazu am besten um? Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Workshops, dessen Ergebnisse jetzt vorgestellt wurden

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Bürger dürfen auch in der Politik mitmischen und werden deswegen zu allen möglichen Themen befragt, Bürgerbeteiligung liegt im Trend. Wie fruchtbar das im konkreten Fall ist, wird sich zeigen - etwa dann, wenn es an die Umsetzung der Ergebnisse geht, die in der Bürgerwerkstatt Verkehr der Gemeinde Gräfelfing erarbeitet wurden.

Ende April waren Bürger eingeladen, eine Zukunftsvision zu erarbeiten, wie sich der Verkehr in der Kommune entwickeln soll. Die Ergebnisse stellte Sabrina Schröpfer, Klimaschutzmanagerin der Gemeinde, am Donnerstag im Ausschuss für überörtliche Angelegenheiten vor. Dem Aufruf im April waren etwa 40 Gräfelfinger gefolgt, die sich in vier Arbeitsgruppen mit Fuß- und Radverkehr, öffentlichem Verkehr, Auto- und Lastwagen-Verkehr und innovativen Mobilitätskonzepten beschäftigt hatten. Angeregt hatte die Werkstatt Gemeinderat Jörg Scholler (FDP), umgesetzt wurde sie von der Gemeindeverwaltung. Kritik an der aktuellen Verkehrssituation gab es von den Workshop-Teilnehmern genug: Es sei insgesamt zu viel Verkehr und zu viel Lärm zu beklagen, der 20-Minuten-Takt der S-Bahn sei ungenügend und die Anbindung an die U-Bahn in Großhadern ebenso.

Idealvorstellungen gab es ebenso viele: Die Bahnhofstraße sollte eine Tempo-20-Zone werden, sodass alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt unterwegs sein könnten. Eine Tiefgarage unter der Bahnhofstraße würde das Parkplatzproblem im Ortszentrum lösen und eine Verlängerung der U-Bahn U 6 bis ins Gräfelfinger Gewerbegebiet wäre wünschenswert. Dort könnte ein großer Park-and-Ride-Parkplatz direkt an der Autobahn A 96 entstehen, der auch gleich das Münchner Verkehrsproblem lindern würde, weil Autofahrer hier in die U-Bahn umsteigen könnten.

Gleichzeitig wurden mehr Ladestationen für Elektroautos gewünscht, zusätzliche Car-Sharing-Angebote und mehr Leihräder. Zudem sollten Gräfelfinger Bürger Fahrgemeinschaften bilden. Auch ein Bus, der im Zehn-Minutentakt die U-Bahn in Großhadern anfährt, wäre ideal. Insgesamt sollte es verstärkt Maßnahmen geben, um den Verkehr zu verlangsamen und zu reduzieren. Eine Idee lautete, flächendeckend Tempo 30 im Gemeindegebiet umzusetzen.

Die Reaktion im Gemeinderat war geteilt. "Da ist nichts dabei, was wir nicht schon im Gremium diskutiert hätten", zog Günter Roll (Bürgerverein Gräfelfing-Lochham) Bilanz, und Peter Köstler (CSU) schmunzelte, als die Idee der Tiefgarage unter der Bahnhofstraße vorgestellt wurde. Mathias Pollok (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing/IGG) sieht die Werkstatt-Ergebnisse als klare Botschaft an den Gemeinderat: weniger "an Symptomen herumdoktern, dafür mehr Mut zeigen, Dinge anders zu machen."

Ratskollegin Petra Schmid (CSU) stellte dagegen die Aussagekraft der Ideen der 40 Werkstattbesucher in Frage. Denn darunter seien auch viele Gemeinderäte und Vertreter der Verwaltung gewesen. Sie warnte zudem vor einer "Regulierungswut". Katharina Weber (Grüne) stellte die Schlüsselfrage: "Wie geht es konkret weiter?". Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing, IGG) schlug vor, Prioritäten zu setzen und die Ideen in ein Verkehrskonzept einfließen zu lassen. Dazu wäre eine Klausurtagung angebracht. Ob und wann diese stattfinden könnte, wurde nicht erörtert.

© SZ vom 20.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: