Gräfelfing:Auf die Höhe kommt es an

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Gräfelfing will am Neunerberg einen 37 Meter großen Mobilfunk-Mast installieren, um niedrigere Antennenanlagen im Ort zu ersetzen. Die Nachbargemeinde Planegg macht jedoch Bedenken gegen diesen Standort geltend

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Beim Thema Mobilfunk tut sich die Gemeinde Gräfelfing mit einer Entscheidung schwer. Vielleicht liegt das am regen Bürgerinteresse an dem Thema. Als jetzt im Ausschuss für überörtliche Angelegenheiten die Vorzüge des umstrittenen Mobilfunkstandorts am Neunerberg an der Ortsgrenze zu Planegg erörtert wurden, waren alle Besucherplätze belegt. An dem 37 Meter hohen Mast führt wohl kein Weg vorbei, einen idealeren Standort gibt es nicht. Die Gemeinde könnte dafür an anderen Stellen auf strahlungsintensivere Dachantennen verzichten.

Den vielen willkürlich installierten Dachantennen im Gemeindegebiet will die Kommune mit ihrem Mobilfunkkonzept entgegentreten. Dabei legt die Kommune Standorte fest, an denen Masten aufgestellt werden dürfen, alle anderen existierenden Standorte müssen bis zum Jahr 2022 nach und abgebaut werden. So behält die Gemeinde das Steuer in der Hand und will die Strahlenbelastung für die Bürger reduzieren.

Unstrittig ist, dass wenige, dafür hohe Masten weniger Strahlung erzeugen als viele niedrige Antennenstandorte. Das war die Quintessenz des Vortrags von Hans Ulrich. Den Ingenieur und Mobilfunkexperten, der auch als Referent für das Umweltinstitut München tätig ist, holte sich die Gemeinde nicht zum ersten Mal an die Seite, wenn das sensible Thema Mobilfunk debattiert wird. Bei dem Konzept wollen auch die Gemeinden Planegg und Krailling mitmachen. Da die Masten über die Gemeindegrenzen hinwegstrahlen, kann die Gesamtzahl der Mobilfunkstandorte reduziert werden, wenn alle an einem Strang ziehen. Beim Standort Neunerberg sind sich allerdings nicht alle einig. Die Planegger befürchten, dass die Wiese verschandelt wird, die Anwohner haben Angst vor der Strahlung.

Gräfelfing ist Ulrich zufolge vor allem im südwestlichen Teil des Gemeindegebiets unterversorgt, was die Mobilfunkqualität angeht. Die Würmtaler Hangkante entlang der Bahnlinie - der Neunerberg gehört zu dem Gebiet - sei ein idealer Standort, weil hier eine hohe Effizienz bei niedriger Emission gegeben sei. Alternativen zu dem Standort gibt es keine, das habe die Untersuchung, die die Gemeinden Gräfelfing, Planegg und Krailling in Auftrag gegeben haben, ergeben. Einen anderen, existierenden Mobilfunkmast einfach um zehn oder 20 Meter zu verlängern, ergebe keine signifikante Verbesserung. Auch ins westliche Gemeindegebiet in den Wald lässt sich der Mast nicht verschieben, dann habe die südliche Gräfelfinger Bahnhofstraße nur ein schwaches Signal, so Ulrich.

Ebenso sei die Idee von Gemeinderätin Katharina Weber (Grüne/Unabhängige Liste), zwei kleinere Standorte statt eines großen zu schaffen, keine gute Lösung - niedrigere Standorte verursachten mehr Strahlung, weil die Strahlen Gebäude, Mauern und Bäume überwinden müssten, erklärte Ulrich. Ideal ist, wenn die Strahlung von möglichst weit oben erfolgt. Sorge macht den Bürgern auch der Spielplatz in der Nähe des Standorts Neunerberg, sagte Weber. Ulrich beruhigte: Die Hauptstrahlung gehe in unmittelbarer Nähe des Mastes über die Köpfe hinweg.

Die Gemeinde befindet sich in einem Dilemma, brachte Ulrich es auf den Punkt: Sie greift lenkend in die Errichtung von Mobilfunkmasten ein, was aber auch bedeutet, Entscheidungen treffen zu müssen, die nicht allen gefallen. "Jeder hat ein Handy, aber keiner will den Mast - das geht nicht", stellte Günter Roll (Bürgerverein Gräfelfing-Lochham) fest. Eine weitere, detailliertere Untersuchung für andere Standorte würde laut Ulrich keine neuen Erkenntnisse bringen und wurde von den Gemeinderäten mehrheitlich abgelehnt. Im nächsten Schritt sollen kreative Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie der Mast optisch getarnt werden kann.

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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