Gourmet Preis Bayern 2008:Der Eindruck des Essens

Fünf Spitzenköche sind beim Gourmet Award angetreten. Aber es sein kein Wettkampf gewesen, sagte Starkoch Alfons Schuhbeck. Sie seien eher eine große Familie.

Philipp Crone

Alfons Schuhbeck hätte es wissen können. Er hätte nur zählen müssen. Zum 5-Sterne-Hotel Bayerischer Hof kommen fünf Sterneköche in fünf VIP-Limousinen und kochen zusammen ein Fünf-Gängemenü. Aber Schuhbeck weiß nicht, wer gewinnt. Er hat nur eine Ahnung, als er auf die fünf Finger seiner rechten Hand zeigt. "Darauf kommt es doch an." Schon, aber dabei wäre es so einfach gewesen.

Im Festsaal stehen 28 Tische mit je elf Stühlen, fünf Dekorationselementen aus Gemüse und pro Platz fünf Gläsern und 9 Stück Besteck. Die Summe der genannten Zahlen ist 58, und genau so alt ist der Sieger des diesjährigen Gourmet-Preises Bayern, Heinz Winkler, von der Residenz Heinz Winkler in Aschau. Entweder hätte Schuhbeck so darauf kommen können, oder er hätte einfach im Internet nachgeguckt, da ist der Winkler im Ranking der deutschen Köche bester Bayer.

So aber fragt Schuhbeck ahnungslos am Freitagabend, es ist der 25.4., auf dem Weg zum Champagnerempfang den werten Kollegen: "Heinz, wer gwinnt'n?" Der sagt lieber nichts. Zur Entschuldigung sagt Schuhbeck später: "Ich hab den ganzen Tag gearbeitet und nix mitbekommen." Das sind wahre Diener des Gastes. Und so sehen sie auch aus.

In Weiß unterscheiden sie sich nicht von den Kellnern, bewegen sich unerkannt zwischen den unzähligen Gästen in dunklen Anzügen, die um 19 Uhr im Stehen die ersten Garnelen mit Turmeric und Pralinen von der Gewürzente kosten - es ist der Anfang eines langen Gourmet-Abends. Es ist kein Wettkampf, sagt Schuhbeck. Sie sind eher eine große Familie, die zusammen ein Event veranstalten. Bis auf Schuhbeck waren alle mitkochenden Köche schon einmal Schüler von Heinz Winkler.

Später genießen die Herrschaften im Sitzen etwa die Rosette von der Jakobsmuschel auf Bärlauchstampf in Bouillabaissenage, den bretonischen Steinbutt mit Selleriecreme und Trüffelsauce oder den Hauptgang des diesjährigen Siegers: Rehrücken-Soufflé im Gewürzmantel. Das Dessert, von Schuhbeck beigesteuert ("Nie will einer das Dessert machen, dabei ist das doch der letzte Eindruck eines Essens") wird erst um Mitternacht kredenzt: Carpaccio von der Baby-Ananas mit weißem Schokomousse in der Schokoladentasse und Joguretteeis auf Hippenlöffel.

Der gelungene und runde Abend hat aber auch seinen Preis, den kennt Schuhbeck wohl auch nicht, die Gäste allerdings genau: zählt man alle Zahlen dieses SZenarios zusammen, kommt man drauf, es sind genau 189 Euro.

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