Gourmet Award 2018:Mezze, Wein und eine Hommage an die Heimat

Gourmet Award 2018: Lust auf libanesische Küche? Dann ist man im Baalbek an der richtigen Adresse.

Lust auf libanesische Küche? Dann ist man im Baalbek an der richtigen Adresse.

(Foto: Stephan Rumpf)

Mit der Eröffnung des Baalbek erfüllt sich Hassanein Heleihel den Traum vom eigenen Lokal. Es gibt vielfältige Vorspeisen und eine beeindruckende Getränkekarte.

Von Anna Hoben

Eine Kindheit in Libanon, das hieß für Hassanein Heleihel, dass die Überreste der römischen Tempel in seiner Heimatstadt Baalbek sein Spielplatz waren. Nach der Schule tollte er mit seinen Freunden zwischen den Säulen herum. Eine Kindheit in Libanon, das hieß aber auch: Krieg. Manchmal war es besser, nicht zur Schule zu gehen. Dann saßen sie zu Hause im großen Garten seiner Eltern. Damals, als Jugendlicher, brachte Heleihel sich das Kochen bei. Was er sich bei seinen Eltern abschaute, probierte er zusammen mit Freunden und Cousins aus.

Im Jahr 1986, gerade volljährig, kam er nach Deutschland, zunächst nach Berlin. Später arbeitete er in der Botschaft von Saudi-Arabien, doch sein Traum war immer ein eigenes Restaurant, verfeinerte libanesische Hausmannskost in gehobenem Ambiente. 2012 zog er mit seiner Familie nach München, hier hat er sich vor zwei Jahren seinen Traum erfüllt. Vier Jahre hatte er gesucht, bevor er das Lokal in der Karlstraße fand, in den Lenbachgärten, gegenüber der Abtei Sankt Bonifaz. Die Säulen der Basilika erinnerten ihn an die Säulen der Tempel von Baalbek. Es passte perfekt. Dass das Lokal nach ihrer Heimatstadt benannt sein sollte, stand für seine Frau Sandi und ihn von Anfang an fest. Viele warnten den Gastronomie-Neuling, es würde schwierig werden. Anfangs sei es auch nicht leicht gewesen, räumt der Geschäftsführer ein. Aber nach knapp zwei Jahren kann man sagen: Das Baalbek hat sich etabliert in München.

In Libanon funktioniere das so, erklärt Hassanein Heleihel: Man geht in ein Restaurant, bestellt ein Glas Bier und bekommt ungefragt sechs Vorspeisen auf den Tisch gestellt, kalte und warme. Gerne wird dazu auch Arak getrunken, ein Schnaps aus Weintrauben mit Anis, der ähnlich wie Raki mit zwei Teilen Wasser gemischt wird. Ohne Vorspeisen, die sogenannten Mezze, geht also schon mal gar nichts; dementsprechend nehmen sie im Baalbek auch zwei Drittel der Karte ein. Und es ist eine sehr gute Idee, mehrere davon zu ordern und sie sich zu teilen.

Es gibt natürlich die Klassiker, zum Beispiel Falafel, Hummus und Fattousch, ein Salat mit geröstetem Fladenbrot. Andere Dinge sind schon exotischer: Löwenzahn mit gerösteten Zwiebeln und Granatapfel etwa findet man so wahrscheinlich nicht in jedem libanesischen Restaurant. Die würzigen Mini-Würstchen namens Makanek, mariniert in Zitronensaft, stellt Hassanein Heleihel selbst her. Dass er großen Wert auf frische Produkte legt, versteht sich von selbst. Koriander, Knoblauch, Minze, das säuerlich-fruchtige Sumach - die Gewürze und Kräuter, die die libanesische Küche ausmachen, sind immer präsent, ohne aufdringlich zu wirken.

Gourmet Award 2018: Hassanein Heleihel kommt aus der Stadt Baalbek in Libanon, nach der er und seine Frau Sandi ihr Restaurant benannt haben.

Hassanein Heleihel kommt aus der Stadt Baalbek in Libanon, nach der er und seine Frau Sandi ihr Restaurant benannt haben.

(Foto: Stephan Rumpf)

Typisch für die namensgebende Stadt in der Bekaa-Ebene sind Sifiha Baalbakie, "gebackene Spezialteigtaschen", so übersetzt es die Karte, mit Rinderhackfleisch, Pinienkernen, Tomaten und Zwiebeln. Typisch, ja, aber mit einer Einschränkung: "Man bekommt es nicht hin, dass es genauso schmeckt wie in Baalbek", sagt Heleihel entschuldigend. Das liege daran, dass das Fleisch dort anders getrocknet werde. Ein Lamm schmecke sogar anders, je nachdem ob es in Beirut oder in Baalbek geschlachtet worden sei. Die meisten Hauptspeisen kommen vom Grill: Neben Hühnchen, Lamm und Hackfleisch am Spieß steht auf der Karte auch mit Knoblauch-Zitronensaft mariniertes Stubenküken.

Zwei Köche stehen im Baalbek an den Töpfen und am Grill, der eine stammt auch selbst aus der Stadt im Osten von Libanon, der andere aus Syrien. Fällt einer aus, springt der Chef eben ein. "Er ist wirklich ein leidenschaftlicher Koch", sagt Heleihels Frau Sandi. Sie unterstützt ihn mit aller Kraft, nur eines findet sie schade: "Seit es das Restaurant gibt, kocht er kaum noch zu Hause. Ich vermisse das." Zu gutem Essen gehört im besten Fall ein guter Wein, und auf die Weinkarte ist Heleihel besonders stolz: Fast 40 Weine stehen darauf, ausführlich beschrieben, alle stammen aus Libanon, einem der ältesten Weinanbaugebiete der Welt übrigens.

Eingerichtet ist das Baalbek wohltuend schlicht; Orientkitsch findet man hier nicht. An der Wand hängen Bilder aus der namensgebenden Stadt, über der Treppe eine Art Scherenschnitt einer Libanon-Zeder, das Nationalsymbol des Landes. Es gab auch vor dem Baalbek libanesische Restaurants in München. Hassanein Heleihel ist trotzdem in eine Lücke gesprungen. Wer kommt, der kommt gezielt, berichtet seine Frau Sandi - Laufkundschaft ist eher nicht dabei. Touristen aus Saudi-Arabien kehren gern hier ein, aber auch viele Münchner. Viele erzählen, dass sie schon einmal in der Stadt Baalbek waren. Sie erzählen, wie schön es dort war. Und dass sie eines Tages unbedingt wieder hin wollen. Bis dahin stillen sie hier ihr Fernweh mit libanesischen Mezze und Wein.

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