Izakaya:Wo der Thunfisch im Iglu serviert wird

Izakaya: Allein schon die Bar im Eingangsbereich ist ein echter Hingucker.

Allein schon die Bar im Eingangsbereich ist ein echter Hingucker.

(Foto: Stephan Rumpf)

Fusionsküche in München: Im Izakaya trifft Japan auf Südamerika - das Konzept überrascht optisch wie kulinarisch.

Von Evelyn Vogel

Das Iglu ist eine Schau. Nicht dass das Izakaya, das Japan kulinarisch mit Südamerika vereint, arm an Hinguckern wäre. Aber wie hier das Schälchen mit Toro-Tartar und Belugakaviar mitsamt einem Lichtlein in der Momori-Eisschale thront, oder wie das rot leuchtende Thunfisch-Sashimi sich wie eine Hochhausarchitektur in der Eiskuppel auftürmt - das sind echte Eyecatcher.

Ein solcher ist auch der mehr als zwei Meter lange, leuchtende Fisch aus Holz, der über der langen Gemeinschaftstafel "schwimmt". Er ist das Markenzeichen des Izakaya in München. Das Restaurant an der Landsberger Straße ist nicht das einzige seiner Art. Vorreiter war Amsterdam, wo Yossi Eliyahoo und Liran Wizman 2008 das erste Izakaya in einem vom Amsterdamer Büro Concrete gestalteten urban-gemütlichen Ambiente eröffneten. Im Frühjahr 2017 folgten die Ableger in Ibiza und Hamburg, die in ihrer Ausstattung an Strandurlaub und Edelyachten erinnern. Im Herbst vergangenen Jahres war dann München an der Reihe. Und wieder entwarf Concrete das Design.

Izakaya: Frisch aus der Küche: Thunfisch-Sashimi in einer Kuppel aus Eis.

Frisch aus der Küche: Thunfisch-Sashimi in einer Kuppel aus Eis.

(Foto: Izakaya)

Man betritt das Izakaya durch die Lobby des Hotels Roomers und stößt als erstes auf die 360-Grad-Bar mit ihrem hell leuchtenden Thekenring, die für sich schon ein Ereignis ist. Hier werden zu zeitgenössischen musikalischen Beats Signature-Drinks kreiert wie der fruchtige "Oko No Iro" auf Pflaumenweinbasis mit Aromen von Apfel, Orange, Limette und Grünem Tee oder der Gaumenschmeichler "Tom K", ein würziger Milchpunch auf Sakebasis mit Limette, Kokos und Honig.

Auch wenn "Fusion-Küche" mittlerweile ja eher einen fast schon negativen Klang hat, hier treffen zwei Länder, ach was, zwei Welten aufeinander und verschmelzen tatsächlich in einer so unnachahmlichen Art, dass man als Gast schließlich das Beste aus Japan und Südamerika auf dem Teller vorfindet. Schon die kleinen Gerichte und Snacks, genannt Sakana, bescheren dem Gaumen ein fruchtig-herb-würziges Erlebnis.

Ganz zu schweigen von den anderen Kleinigkeiten, mit denen das Izakaya aufwartet, wie die "Wagyu & Foie gras-Gyoza", eine köstliche Dim-Sum-Variante. Fisch, Muscheln und Meerestiere werden bei den Vorspeisen teils roh oder mariniert als Sashimi oder Ceviche serviert, Fleisch kommt gerne vom Spieß und mit würzigen Soßen wie Chimichurri daher. Bei Baos, gefüllten Teigtaschen, und Tempura setzt Küchenchef Joaquin Santos auf die ganze Vielfalt beider Länder. Neben Sushirollen gibt es auch solche aus Sojabohnenpapier.

Jeder Gang ist ein Kunstwerk

Und noch so ein absoluter Hingucker ist die Seezunge in scharfer Bandit-Sauce: Die geschwungen aufragende Gräte ist frittiert und essbar. Und ihre knusprige Konsistenz steht in einem schönen Kontrast zum zarten Seezungenfilet. Für den ganz großen Hunger werden beispielsweise auf dem Robata-Grill zubereiteter Hummer mit Wasabi & Pfeffer-Sauce (40 Euro) oder Lammkarree und Rib-Eye-Steak (39 Euro) im Naturblatt serviert, das in Begleitung verschiedener Soßen und eines gerösteten Kohls mit frischen Trüffeln die Geschmacksknospen endgültig zu Höchstleistungen anspornt. Da kommt ein "Chocolate Snow" zum Dessert (15 Euro) gerade recht, um den Gaumen zu kühlen.

Vor jedem Gang werden die Gäste beraten, jedes Gericht wird beim Servieren ausführlich erläutert. 37 Mitarbeiter in Küche, Service und Bar umsorgen die Gäste auf den 94 Restaurant- und etwa 35 Barplätzen. An der Bar werden vor allem Sakana und andere Kleinigkeiten (9-28 Euro) gereicht. Wer ein Degustations-Menü (90 Euro) essen oder einen Streifzug durch die 90 Gerichte der Karte unternehmen will, tut gut daran, mit Freunden zu teilen, um von der Vielfalt wenigstens einen Hauch von Ahnung zu bekommen. Zudem setzt man im Izakaya generell aufs Sharing-Prinzip. Die bestellten Gerichte kommen nach und nach, Teller und Schalen werden in die Tischmitte gestellt. Keiner ist hier allein - und keiner isst hier allein.

Natürlich fehlt es auch nicht an der passenden Getränkebegleitung. Da tut man gut daran, Restaurantleiter Jürgen Haberle und seinem Team zu vertrauen. So wird zu Baos dann auch mal ein Sake empfohlen oder eine besonders herb-fruchtige Sashimi-Variante von einem Gewürztraminer begleitet. Um bei der Auswahl der 110 Weine auf der Karte behilflich zu sein, ist Haberle genau der richtige Mann. Der 40-jährige Österreicher hat Erfahrung in der Sterneküche wie im Barbereich. Er war unter anderem bei Heinz Winkler in Aschau und bei Schumanns in München, bevor er den Gastrobereich verließ und sich auf Wein-Seminare und Trainings spezialisierte. Als das Izakaya ihn fragte, war er von dem Konzept aber gleich so überzeugt, dass er nicht nein sagen konnte.

Dieser Tage haben Bar und Restaurant mit dem "Red" noch Zuwachs bekommen. Mit DJ in roter Lounge-Atmosphäre soll er zu später Stunde der Münchner Nachtszene Konkurrenz machen. In jedem Fall steht damit dem Grundsatz des Izakaya, zu kommen, um mit Freunden Spaß zu haben, nichts mehr im Wege.

Weitere Infos unter www.sz.de/gourmet

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