Ágnes Heller:Gegen die Ignoranz

„Ich bestand darauf, dass wir uns überall, wo wir uns befinden, in welcher Welt auch immer wir leben, am Fortschritt beteiligen können. Und dass es eine gute Tätigkeit ist, sich für Verbesserung zu engagieren." - Ágnes Heller (1929-2019). (Foto: Johannes Simon)

Sie habe sich niemals unfrei gefühlt, erklärte die Philosophin Ágnes Heller einmal. Auch nicht an jenem Tag, an dem die Nazis sie erschießen wollten. Damals war sie 15 und wurde mit ihrer Mutter aus dem Budapester Ghetto an die Donau getrieben. Kurz bevor sie an der Reihe war, wurden die Erschießungen abgebrochen. Nach dem Krieg blieb Heller in Ungarn, promovierte bei dem Philosophen und Literaturwissenschaftler György Lukács und lehrte an der Universität. Jedoch geriet sie schon bald in Opposition zum kommunistischem Regime. 1977 wanderte sie mit ihrem Mann nach Australien aus, von dort ziehen sie in den Achtzigerjahren nach New York um. Heller übernimmt an der New School den Lehrstuhl von Hannah Arendt. Noch heute pendelt Heller, die am 12. Mai 86 Jahre alt wird, zwischen Budapest und New York, lehrt und hält an vielen Orten der Welt Vorträge. In ihrem Heimatland ist Heller zuletzt als scharfe Kritikerin der rechten Politik von Ministerpräsident Viktor Orbán aufgetreten. Den erstarkenden Antisemitismus bekämpfe sie nicht als Jüdin, sagt sie, sondern als Staatsbürgerin.

© SZ vom 09.05.2015 / vgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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