Glockenbachviertel:Ein letztes Fest für die Registratur

Bar "Registratur" in München, 2014

In der Müllerstraße war die Registratur eher Bar als Club, aber immer noch mit guter Musik.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Bar aus der Müllerstraße gibt es nicht mehr. Grund für das spontane Aus ist ein langjähriger juristischer Streit mit Nachbarn.

Von Laura Kaufmann

Wer der Bar Registratur auf Facebook folgte, las am Samstagabend überraschend die folgenden Zeilen auf ihrer Seite: "Liebe Gäste und Freunde der Registratur, aufgrund lang anhaltender kräftezehrender Auseinandersetzungen mit den Nachbarn wird es die Registratur in der jetzigen Form nicht mehr geben. Wir würden uns deshalb freuen, heute mit euch zu feiern bis der letzte Track gespielt ist und alle Bars leer sind . . ." - und so kam es. Stammgäste änderten ihre Abendplanung, um dem Lokal auf der Müllerstraße Lebewohl zu sagen. "Wir haben selbst erst am Freitag beschlossen, dass dies unser letztes Wochenende sein wird", sagt der Geschäftsführer Christian Reuter. "Der Betrieb in dieser Form ist eingestellt. Wie es weitergeht, ist noch offen, wir sind selbst noch in Schockstarre." Was kommen wird, das könne er noch nicht sagen; es sei zu früh, um sich deswegen Gedanken zu machen.

Die juristischen Streitereien mit den Anwohnern der Bar waren schließlich so zermürbend, dass die Registratur aufgab. "Es ist wie der berühmte Ast, der drei Zentimeter zu weit über das Grundstück ragt und wegen dem der ganze Baum gefällt werden muss", sagt Reuter. Es sei keine rationale Auseinandersetzung mehr möglich gewesen, es sei nur mehr um juristische Feinheiten gegangen.

Als die "Regi", wie ihre Gäste sie nannten, 2014 in der Müllerstraße wiederauferstehen sollte, war das Gejubel im Nachtleben groß. Sehr vermisst wurde sie, seit der Club 2010 nach sechs erfolgreichen Jahren aus seinem ursprünglichen Habitat in der Blumenstraße ausziehen musste. Damals war sie noch ein Club; einer, in dem DJ Hell auflegte, in dem Coco Rosie auftrat. Einer mit riesiger Glitzerkugel und einem Balkon über der Tanzfläche. Einer, der runtergerockten Charme versprühte. Und einer, der eine Lücke in den Nächten hinterließ.

Die Suche nach neuen Räumen dauerte länger als gedacht, vier Jahre. Und die Registratur versuchte nicht, sich selbst zu kopieren, sie kam verändert wieder. Dort, wo jahrelang die Bar "Die Bank" zum Bier trinken und Kickern eingeladen hatte. Cleaner, geradliniger. Jetzt als Bar statt als Club, aber immer noch legten die Macher Wert auf gute Musik. David B. Walker, der Chef der alten Registratur, hatte sich um den kreativen Part gekümmert; Christian Richter startete als sein Partner für das Geschäftliche und den täglichen Betrieb, bis Walker ihm das Lokal ganz überließ. Von Anfang an sei man wegen der Lage auch auf ein gutes Lärmschutzkonzept bedacht gewesen, sagt Reuter. Türsteher haben draußen für Ruhe gesorgt. "Alles Menschenmögliche", sagt Christian Reuter. "Aber es ist wie bei einem Ehestreit. Irgendwann muss man einen Schlussstrich ziehen."

Erst vor wenigen Wochen hatte die "Regi" auch begonnen, warme Küche zu servieren. Jetzt der harte Schlussstrich in Form eines letzten Festes, "Last Supper" nannten sie es. Eine Beerdigungsfeier mit guter Stimmung war es, sagt Reuter. Auch eine Bar ist ein Betrieb, der Angestellte hat, an dem Existenzen hängen.

Ob die Anwohner in der mit Bars gespickten Müllerstraße wegen einem Lokal weniger nun ruhiger schlafen? Während die Registratur ihre Pforten schloss, öffnete ein paar Häuser weiter an diesem Wochenende das "Nachtbad", eine neue Bar. Das Team um die Registratur will sich nun sammeln. Um dann mit verändertem Konzept ohne Konfliktpotenzial ein Comeback zu wagen. Denn dass sie wandelbar ist, das hat die Registratur schon bewiesen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: