Gilching:Trainer soll Kinder nackt gefilmt haben

  • Ein 44-jähriger Trainer des TSV Gilching-Argelsried soll junge Mädchen in den Duschen, Toiletten und Umkleidekabinen des Vereins gefilmt haben.
  • Seine Ex-Partnerin soll die Aufnahmen auf einer Festplatte gefunden haben.
  • Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt.

Von Christian Deussing, Gilching

Niemand schöpfte Verdacht. Er war beliebt, engagiert, ein echter Kumpeltyp, der alles vorbildlich in der Einrad- Abteilung beim TSV Gilching-Argelsried organisierte. Doch der Trainer und Sportkamerad hat offenbar über Jahre hinweg das Vertrauen junger Mädchen ausgenutzt und sie heimlich mit einer Minikamera in Duschen, Toiletten und Umkleidekabinen gefilmt. Seine Ex-Partnerin soll zufällig die Aufnahmen auf PC-Festplatten in Umzugskartons in Unterschleißheim entdeckt haben. Das war im Dezember 2015.

Die Frau erstattete gegen den Computerfachmann Strafanzeige. Es bestehe der "Verdacht des Besitzes kinderpornografischer Schriften", bestätigte nun ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München I auf Anfrage der SZ. Insgesamt 68 Familien wurden von den Ermittlern angeschrieben, geprüft würden nun noch mehr als 30 Fälle. Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen den 44-Jährigen dauerten noch an. Anhaltspunkte für körperliche Übergriffe hätten sich bisher jedoch nicht ergeben, erklärte dazu die Staatsanwaltschaft.

Für den Großverein und die Gilchinger Einrad-Sportler, die auch international erfolgreich sind, war die Strafanzeige ein Schock. Der beschuldigte Trainer wurde gleich darauf fristlos entlassen, doch die Sache blieb lange Zeit unter dem Deckel. "Ich war von ihm megaenttäuscht, als es herauskam", erzählt heute die TSV-Abteilungsleiterin.

Die meisten Opfer sollen zwischen zehn und 18 Jahre alt sein

Auch sie und ihre Töchter seien von ihm unbemerkt nackt aufgenommen worden - und zwar im Badezimmer einer Wohnung in Montreal. Dort hatte die Gilchingerin mit ihrer Familie und dem Tatverdächtigen vor zweieinhalb Jahren an den Einrad-Weltmeisterschaften teilgenommen. Für seine Medaillenplätze wurde der Freestyler mit anderen Sportlern vor zwei Jahren vom Starnberger Landrat Karl Roth geehrt.

Für die betroffene Spartenleiterin war die Nachricht, dass ihr enger Mitstreiter ein krimineller Spanner sein könnte, der voyeuristische Nacktbilder sammelt, eine "Katastrophe". Er habe sich nie etwas anmerken lassen, nichts sei ihr merkwürdig oder verdächtig erschienen, erinnert sich die Einrad-Sportlerin, die ebenfalls Bildmaterial sichten musste, das die Kriminalpolizei ihr vorlegte.

Die 54-Jährige schildert, dass der Mann Wettkämpfe und Events wie die "Christmas Show" in der Gilchinger James-Krüss-Turnhalle perfekt mitorganisiert hatte. Er sei beruflich viel unterwegs gewesen und deshalb häufig zuerst in den Unterkünften und Trainingslagern eingetroffen. Nun fragt sich die Zeugin, ob sich dahinter die Strategie verbarg, in aller Ruhe die Minikameras getarnt zu installieren.

Angeblich soll der 44-Jährige auch die Tochter eines Arbeitskollegen versteckt aufgenommen haben. Die Familie gehört zu den 68 Eltern, die von der Staatsanwaltschaft angeschrieben worden waren. Die meisten Opfer des mutmaßlichen Täters sollen zwischen zehn und 18 Jahre alt sein.

Eine Mutter, deren 14-jährige Tochter gefilmt wurde, ärgert sich, erst so spät von den Ermittlungen erfahren zu haben. Die Abteilungsleiterin betont, nach der Anzeige andere Vereine vor dem Übungsleiter gewarnt zu haben. Der Beschuldigte selbst sagte auf SZ-Anfrage, dass er sich nicht äußern wolle. Er sei derzeit nirgends als Trainer tätig.

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