Giesing:Schöner, sauberer ruhiger

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Unmittelbar am Mittleren Ring, im Abschnitt Candidstraße, wurde dieses Wohnquartier 1952 gebaut. Nun soll verdichtet werden. (Foto: Candid Immobilien Projekt GmbH)

Investor will Fünfzigerjahre-Wohnquartier am Mittleren Ring aufstocken beziehungsweise abreißen und neu bauen

Von Alfred Dürr, Giesing

Es ist ein weiteres Paradebeispiel für Probleme, die im Zusammenhang mit der sogenannten Nachverdichtung in Wohnquartieren auftreten können. Die Anlage befindet sich unmittelbar am Mittleren Ring, im Abschnitt Candidstraße. Sie wird begrenzt von der Agilofingerstraße, der Krumpterstraße und der Hans-Mielich-Straße. Dieses Quartier mit seinen 228 Wohnungen stammt aus dem Jahr 1952. Seither wurde es nicht grundlegend modernisiert. Die Belastung für die Bewohner mit Lärm, Staub und Abgasen vom stark befahrenen Mittleren Ring ist enorm. Nun will ein Investor dieses Quartier durch Neubauten und Aufstockungen der bestehenden Blocks aufwerten. Doch das ist leichter gesagt als getan.

Einen Namen hat das Projekt bereits: "Hans-Mielich-Carrée". Alles soll schöner, sauberer und ruhiger werden. Vorgesehen ist der Abriss der Häuser entlang des Mittleren Rings. Dafür soll an dieser Stelle ein höherer und leicht bogenförmiger Neubautrakt entstehen. Die Wohnungsgrundrisse sind so angeordnet, dass die Räume möglichst wenigen Belastungen vom Ring her ausgesetzt sind. Die hinter diesem geschwungenen Block liegenden Gebäuderiegel sollen von Grund auf saniert und aufgestockt werden. So entstehen in diesem Quartier auch hier zusätzliche Wohnungen. Durch all diese Maßnahmen werde sich die Lebensqualität in dem Quartier deutlich verbessern, heißt es seitens des Investors, der Candid Immobilien Projekt GmbH. Dieser positive Effekt werde zudem auf die angrenzenden Wohngebiete ausstrahlen.

Die Veränderungen des Erscheinungsbildes sind allerdings so deutlich, dass das Projekt ein Fall für die Stadtgestaltungskommission wurde. Die Architekturexperten beraten den Stadtrat in strittigen Baufragen. Das Quartier eigne sich sicher für einen "Stadtumbau", hieß es zunächst in der Diskussion. Allerdings müsse man sich fragen, ob die vorgesehenen Maßnahmen zum Ziel führten. "Warum reißt man nicht alles ab und bebaut das Areal komplett neu?", fragte Architekt Jürg Sulzer. Es sei ein bisschen zu einfach gedacht, dass man nur mit großen Baumassen am Mittleren Ring den Schallschutz gewährleisten könne, sagte seine Kollegin Karin Schmid. Andreas Meck war der Meinung, dass Abriss und völlige Neuplanung auch "neue Potenziale" für das Quartier schaffen könnten. Der Vizechef der Lokalbaukommission, Thomas Rehn, verwies auf gravierende Schwierigkeiten, die mit einer Abriss-Neubau-Lösung verbunden seien. Das Grundstück müsse vollständig leer geräumt werden: "Wohin sollen dann die Mieter?"

Das Konzept des Büros BIS GmbH Beratende Ingenieure Schaaf, das den teilweisen Abriss von bestehenden Gebäuden und die Aufstockungen vorsieht, ist für Stadtbaurätin Elisabeth Merk nur eine von verschiedenen Möglichkeit zur Neuordnung im Quartier. "Wir brauchen Alternativen zum vorhandenen Vorschlag, um zu sehen, was überhaupt möglich ist", sagte sie. Deswegen solle ein Architektenwettbewerb ausgelobt werden. Dieser Forderung schlossen sich die Mitglieder der Kommission an. Grundsätzlich, so heißt es im einstimmig gefassten Beschluss weiter, sei in dem Quartier "eine höhere Dichte sinnvoll und auch wünschenswert".

© SZ vom 16.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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