Giesing:Pflegen und Wohnen

Die Münchenstift GmbH modernisiert das Haus an der Tauernstraße und baut auch für die Mitarbeiter

Von Julian Raff, Giesing

Dass die städtische Münchenstift GmbH ihr Pflegeheim an der Tauernstraße für rund 30 Millionen Euro modernisieren muss, steht außer Frage. Zu sehr in die Höhe gebaut, ausgestattet mit Zimmern ohne Duschen, entspricht die 43 Jahre alte Einrichtung nicht mehr heutigen Standards. Warum aber das südlich des 1860er-Geländes gelegene Heim vom Jahre 2021 an aber nur noch 197 statt der bisher 250 vollstationären Pflegeplätze bieten soll, musste Münchenstift-Geschäftsführer Siegfried Benker dem Bezirksausschuss (BA) 18 erst erklären.

Das konnte er zwar, doch andere kritische Fragen zur Nutzung des 1,68 Hektar großen Geländes blieben aus BA-Sicht unbeantwortet. Wie Benker ausführte, widerspricht der Abbau stationärer Pflegeplätze nur scheinbar dem demografischen Trend: Natürlich wachse die Zahl hochbetagter, pflegebedürftiger Münchner. Sie könnten aber künftig länger daheim gepflegt werden. Der Aufenthalt im Heim verkürze sich also auf den allerletzten Lebensabschnitt. Bereits heute, so Benker, wachse der Anteil von Heimbewohnern im "palliativen Status". Vor diesem Hintergrund strebe die Stadt langfristig kleinere Heime an. Für Bewohner, die noch selbständig leben könnten, kämen 22 betreute Wohnungen neu hinzu.

Eine erneute Absage erteilte der Geschäftsführer einer alten BA-Forderung nach Kurzzeit- und Tagespflegeplätzen zur Entlastung pflegender Angehöriger oder nach Klinikaufenthalten. Feste Kontingente hätten sich als unfinanzierbar erwiesen, stattdessen werde die Kurz-Pflege durch Nutzung ohnehin freier Betten "eingestreut". Nach den Vorgaben des bestehenden Bebauungsplans bleiben die Situierung der Gebäude und damit der Bauverlauf nahezu unverändert gegenüber den ersten Plänen von 2013, auch wenn sich die zunächst für 2018 geplante Fertigstellung um drei Jahre verschiebt.

Voraussichtlich Mitte 2018 wird also der heutige Theatersaal und Küchentrakt an der Grünwalder Straße durch einen Neubau ersetzt, in den dann die Bewohner des Hauptgebäudes umziehen werden. Der neue Haupttrakt schrumpft von acht auf fünf Geschosse. Durch die Drehung des bestehenden H-Grundrisses rückt der Haupteingang des Gebäudes von der Tauern- an die Grünwalder Straße. Dort ist dann auch die Cafeteria zu finden. Im Straßenlärm von der Giesinger Hauptachse sieht Benker dabei, anders als Christa Knappik (SPD), keinen Nachteil für die Bewohner. Eine optisch und akustisch belebte Kulisse wirke anregend auf die Senioren.

In den Details herrschte letztlich Einvernehmen. Wirklich auseinander liegen Münchenstift und BA, wo es um die Nutzung frei werdender Bereiche in der Mitte des Grundstückes geht. Bereits das Ziel, dort zusammen mit der Gewofag 60 geförderte Wohnungen zu bauen, hatte Bedenken hervor gerufen. Mit Argwohn blickt nun vor allem BA-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) auf den neuen Plan, stattdessen 80 Wohnungen für das Personal zu errichten.

Ungeachtet anderslautender "Werbeeinlagen", so Baumgärtner, verstoße der Wohnungsbau gegen die Statuten der "Katharina-Wahl-Stiftung". Diese, benannt nach der einstigen Erblasserin, verpachtet das Grundstück an den Heimbetreiber Münchenstift und erstattet die Pacht per Erbbauzins zurück.

Die Stiftung diene dem Zweck, den Heimbetrieb zu sichern und nicht, so Baumgärtners Vorwurf, Wohnungen an Dritte zu vermieten, wie es seiner Einschätzung nach auf dem Gelände des Klinikums Harlaching geschehe oder zumindest drohe. Benker entgegnete, der Stiftungszweck lasse sich ohne günstige Personalwohnungen nicht mehr erfüllen. "Ich käme nicht auf die Idee, auch nur eine davon weiterzugeben." Der BA fordert nun, die Wohnungen dauerhaft für Pflegekräfte zu sichern, per Grunddienstbarkeit oder doch wenigstens durch eine Passage im Pachtvertrag.

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