Gewalt bei Fußballspielen:Stadt plant Sicherheitszone um Grünwalder Stadion

Fanprobleme beim Regionalliga-Derby TSV 1860 München II - FC Bayern München II, 2013

Dauerstress und Überstunden: Polizisten bei einem Einsatz am Rande eines Regionalliga-Spiels zwischen dem TSV 1880 und dem FC Bayern.

(Foto: Claus Schunk)
  • Fans des TSV 1860 München haben nach dem Spiel gegen Aalen in der U-Bahn randaliert. Der Betrieb auf der U6 musste zeitweise unterbrochen werden.
  • Um besser gegen gewalttätige Fußballfans vorgehen zu können, plant die Stadt eine neue Rechtsgrundlage für die Polizei.
  • So wird künftig bei Lokalderbys das Umfeld des Grünwalder Stadions zur Sicherheitszone erklärt, ebenso der Viktualienmarkt.

Von Dominik Hutter und Christian Rost

Nach dem Spiel des TSV 1860 gegen VfR Aalen haben gewalttätige Fans am Freitagabend in drei U-Bahn-Zügen der Linie 6 derart heftig randaliert, dass die Waggons aus Sicherheitsgründen aus dem Verkehr gezogen werden mussten. Einige Fans hätten zudem einen U-Bahn-Fahrer bedroht und daran gehindert, eine mutwillig gezogene Notbremse zu lösen, teilte die Münchner Verkehrsgesellschaft mit.

Der Betrieb zwischen Studentenstadt und Nordfriedhof musste für gut eine halbe Stunde eingestellt werden. Nur ein starkes Aufgebot von Polizei und U-Bahn-Wache verhinderte, dass die Situation weiter eskalierte.

Wie die Stadt gegen Randalierer vorgehen will

Weil solche Randale von Fußballfans überhandnehmen, will Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle die Polizei mit einer verbesserten Rechtsgrundlage stärken. Künftig wird bei Lokalderbys das gesamte Umfeld des Grünwalder Stadions zur Sicherheitszone erklärt. Ebenso wie der Viktualienmarkt, an dem sich Fans gerne zum "Vorglühen" treffen.

"Er schlug den Geschädigten mit der Faust auf den Hinterkopf." - "Es kam wiederholt zu Böllerwürfen und Missbrauch von Pyrotechnik." - "Die teilweise vollen Bierflaschen wurden auch auf Einsatzkräfte geworfen."

Die Einsatzberichte der Polizei erinnern zuweilen an schwere Ausschreitungen wie in Frankfurt. Nur dass die Münchner Szenen regelmäßig wiederkehren - fast jedes Mal, wenn sich die zweiten Mannschaften von Bayern und Löwen zum Lokalderby treffen.

Bußgelder auf offener Straße möglich

Dass es so nicht weitergehen kann, ist den Verantwortlichen spätestens seit dem Derby im vergangenen Sommer klar, als auf dem Viktualienmarkt mehrere hundert Bayern-Fans randalierten. Anhänger des TSV 1860 verwüsteten die Umgebung des Candidplatzes. Zahlreiche Fans wurden damals festgenommen, diverse Straßen mussten gesperrt werden. In der Folge beantragten die SPD-Stadträte Alexander Reissl und Ulrike Boesser ein Konzept, um derlei künftig besser unterbinden zu können.

Dieses Papier liegt nun vor, es soll am Dienstag im Kreisverwaltungsausschuss des Stadtrats diskutiert werden. Eine komplett neue Anti-Randale-Strategie soll es zwar nicht geben. Münchens Sicherheits-Chef Blume-Beyerle will aber die bestehenden Stadion-Restriktionen auf weitere Bereiche ausdehnen: auf Teile Giesings zwischen den U-Bahnhöfen Candidplatz, Silberhornstraße und Wettersteinplatz sowie auf den Viktualienmarkt. Bei Verstößen können künftig auch auf offener Straße Bußgelder verlangt werden.

Was alles verboten sein soll

Klassische Zugangskontrollen wird es außerhalb des Stadions auch weiter nicht geben. Wer künftig an Derby-Tagen durch die südliche Tegernseer Landstraße geht, sollte aber Feuerwerkskörper jeglicher Art zu Hause lassen. Schon das Mitführen von Böllern oder Leuchtkugeln ist untersagt. Ebenfalls verboten sind Waffen - nicht nur Pistolen und Messer, sondern sämtliche "Gegenstände, die ihrer Art nach zur Verletzung von Personen oder zur Beschädigung von Sachen geeignet und dazu bestimmt sind". Tabu sind gewaltverherrlichende oder rassistische sowie links- und rechtsextremistische Parolen, zudem gilt ein Vermummungsverbot. Nicht erlaubt sind auch "gemeinschaftliches friedensstörendes Handeln" sowie Glasflaschen bei Fanmärschen.

Die verschärften Bestimmungen gelten ausschließlich bei Risikospielen: vier Stunden vor Anpfiff bis zwei Stunden nach Spielende. Als Risikospiele gelten sämtliche Begegnungen zwischen dem TSV 1860 und Bayern München. Nach Einschätzung der Polizei entspreche die Gefährdungslage der Derbys "zunehmend dem Charakter eines Bundesligaspiels", steht in der Beschlussvorlage des Kreisverwaltungsreferats.

Seit die ersten Mannschaften der beiden Münchner Vereine nicht mehr regelmäßig aufeinandertreffen, dienten die Begegnungen der Amateure als "Ersatzanlässe". Für die Umgebung der Allianz-Arena gibt es bereits vergleichbare Auflagen. Für Verbote am Viktualienmarkt ist Kommunalreferent Axel Markwardt zuständig. Die für die städtischen Märkte zuständige Behörde hat eine entsprechende Änderung ihrer Satzung bereits zugesagt. Dort wird zusätzlich das Besteigen der Verkaufsstände, Mauern und Laternenmasten sowie das Klettern auf die Bäume verboten.

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