Gesundheitsrisiko:Wer Feinstaub atmet, stirbt früher

Ob im Auto, zu Fuß oder auf dem Fahrrad: Wer sich im Straßenverkehr aufhält, hat ein dreifach erhöhtes Herzinfarktrisiko - wie Wissenschaftlerinnen jetzt herausgefunden haben.

Claudia Wessel

Kann Feinstaub Herzinfarkte auslösen? Annette Peters vom GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit tendiert zu der Antwort: Ja. Darauf weisen die Ergebnisse ihrer Studie hin, die sie im Jahr 2004 mit anderen Forschern erstellt hat.

1466 Herzinfarktüberlebende im Alter zwischen 25 und 74 Jahren wurden in den Jahren 1999 bis 2003 noch am Krankenbett befragt, ob sie kurz vor dem Infarkt verstärkt Autoabgasen ausgesetzt waren. Die meisten bejahten diese Frage. "Nach Aufenthalt im Straßenverkehr gibt es eine drei mal höhere Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt", sagt Annette Peters. "Auch auf dem Fahrrad."

"Feinstaub- klein und gemein"

Diese Ergebnisse stellte Peters auf der Tagung "Feinstaub - klein und gemein" in der Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF) in Neuherberg vor. Die Tagung war eine von sechs Veranstaltungen im Rahmen der "Pallas Athene Workshops", die sich unter dem Motto "Women in Sciene - Science for Women" dafür einsetzt, dass Wissenschaftlerinnen ihre Forschungsarbeiten präsentieren können.

Natürlich, räumte die Forscherin ein, erfahre man durch die bloße Befragung von Patienten nichts über die genaue Feinstaub-Belastung, da sie nicht gemessen wurde. Auch habe man keine Informationen zur Verkehrsdichte. Doch hätten die Wissenschaftlerinnen die individuelle Belastung in einem kritischen Zeitfenster erfasst. Sicher sei auf jeden Fall, auch aufgrund anderer Studien, dass die Lebenserwartung durch Feinstaub verringert werde.

Dass der Straßenverkehr nicht für alles verantwortlich gemacht werden könne, betonte der Vertreter des Verbandes der Automobilindustrie, Stefan Wöhrl. Bundesweit erzeuge der Straßenverkehr nur 20 Prozent des Feinstaubs, betonte er.

Abehmender Trend?

35 Prozent gingen auf das Konto der Industrie, elf Prozent kämen aus Kraftwerken, 18 Prozent aus den Haushalten, elf Prozent aus sonstigem Verkehr und fünf Prozent aus Schüttgütern. Wöhrl hatte noch weitere Zahlen auf Lager. "Trotz steigender Fahrleistung in Deutschland verringern sich die Partikelemissionen zwischen 1990 und 2020 um 80 Prozent."

Dasselbe betonte auch Michael Duhnkrack vom Umweltministerium. "Insgesamt haben wir einen abnehmenden Trend. Wir sind auf dem Weg."

Martin Hänsel vom Bund Naturschutz München rückte diese Zahlen wieder ein wenig gerade, indem er die Münchner Werte präsentierte. "Hier macht der Straßenverkehr 60 Prozent des Feinstaubs aus, weitere 26 Prozent kommen aus Kaminöfen."

"Dieselfahrzeuge der Schadstoffklasse eins beziehungsweise alte Pkws ohne Katalysator müssen aus den Städten ausgeschlossen werden", forderte Umweltreferent Joachim Lorenz. Er erhoffe sich sehr viel von der geplanten Einführung einer Umweltzone.

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