Gesundheit:Wissenschaftler an der LMU wollen künftig Waldtherapeuten ausbilden

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Der Aufenthalt im Grünen verbessert die Stimmung und entlastet die Atemwege. (Foto: Florian Peljak)
  • Zwei Mitarbeiterinnen von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) wollen eine Weiterbildung zum Waldtherapeuten erarbeiten.
  • Sie soll Theorie und Praxis umfassen, voraussichtlich ein halbes Jahr dauern und als Zusatzqualifizierung Menschen in Gesundheitsfachberufen ansprechen.

Von Anna Hoben

Japan macht es vor, dort verordnen Ärzte ihren Patienten seit geraumer Zeit eine Waldtherapie. Bitte, was? In Fernost setzt man schon lange eine Erkenntnis um, die auch hierzulande langsam ankommt: dass der Wald zwar keine Wunder vollbringen kann, bewusstes Gehen durch den Wald aber etwas Wunderbares ist für die Gesundheit. Ihren Ursprung hat die Waldtherapie im Shinrin Yoku, dem sogenannten Waldbaden. Das japanische Ministerium für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei prägte den Begriff im Jahr 1982, gemeint ist das Eintauchen in die Stille und Unberührtheit eines Waldes.

Nun erreicht der Trend auch Deutschland. Auf Usedom gibt es seit September einen Wald, der sich Kur- und Heilwald nennen darf. Dass er eröffnet werden konnte, hat auch mit zwei Münchnerinnen zu tun, Professorin Angela Schuh und ihrer Mitarbeiterin Gisela Immich vom Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung am Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Sie werteten wissenschaftliche Studien und Forschungsinitiativen aus, die sich mit den Themen Wald, Gesundheit und Erholung beschäftigen, und prüften deren Anwendbarkeit auf Mecklenburg-Vorpommern. "Wir würden gern noch mehr forschen", sagt Gisela Immich, "aber es scheitert bisher am Geld."

Die Deutschen haben den Wald wiederentdeckt. Die Bücher des schreibenden Försters Peter Wohlleben - Das geheime Leben der Bäume, Gebrauchsanweisung für den Wald, Das geheime Netzwerk der Natur - sind in Deutschland Bestseller. Doch wissenschaftlich gäbe es noch einiges zu tun. Zusammen mit dem australisch-asiatischen Dachverband für Waldtherapie wollen die Wissenschaftlerinnen nun Grundsätze und Mindeststandards für die Waldtherapie erarbeiten, "denn es gibt in dem Bereich jetzt schon unterschiedlichste Auffassungen". Anhand dieser Standards wollen sie dann eine Weiterbildung zum Waldtherapeuten entwickeln, die von 2018 an in München angeboten werden soll.

Sie soll Theorie und Praxis umfassen, voraussichtlich ein halbes Jahr dauern und als Zusatzqualifizierung Menschen in Gesundheitsfachberufen ansprechen. Ob die Krankenkassen irgendwann dafür bezahlen, dass ein stressgeplagter Manager zur Gesundheitsförderung in den Wald geht, ist allerdings noch unklar.

Doch was unterscheidet die Waldtherapie überhaupt vom normalen Waldspaziergang? Vor allem gehe es um Entschleunigung, sagt Gisela Immich, "Runterkommen durch therapeutische Anleitung zum Wahrnehmen." Auch das Modewort Achtsamkeit fällt. Was das alles bedeutet, kann sehr unterschiedlich sein, vieles ist möglich. Sie erzählt von einem japanischen Professor, der mit einer Gruppe in den Wald geht, jeder setzt sich an einen Baum und spürt die Ruhe. Es können aber auch Gymnastik, Yoga oder Meditation gemacht werden, "Dinge, bei denen wir vielleicht erst einmal sagen würden, das hat nichts mit Waldtherapie zu tun." In Japan können sogar Sägearbeiten dazu gehören.

Sicher ist: Egal wie man seine Zeit im Wald verbringt, der Aufenthalt reduziert Stress, verbessert die Stimmung, entlastet die Atemwege. Sie selbst habe "als absoluter Naturmensch" das Glück, dass der nächste Wald von ihrem Arbeitsplatz in Großhadern nur fünf Minuten entfernt sei, sagt Gisela Immich. Dort geht sie gern mit ihrem Hund spazieren. Und eine Waldtherapie mit Hund, ist das eigentlich auch möglich? Die Forscherin lacht. "Wenn das Herrchen mit dem Hund spazieren geht: ja, andersrum: nein."

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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