Geschmackstest:Der beste Krapfen der Stadt

In der Faschingszeit darf einer nicht fehlen: der Krapfen. Wir haben acht Münchner Bäckereien getestet und einen eindeutigen Sieger gefunden.

Von SZ-Autoren

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Feine Kalorienbombe

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Quelle: Stephan Rumpf

Einer der Marktführer in München, was Krapfen angeht, ist Rischart. Was das mit Recht weithin gefürchtete Faschingswochenende "München narrisch" in der Fußgängerzone angeht, liegen das Café am Marienplatz und die beiden Filialen bei U- und S-Bahn ja auch strategisch günstig. Der Standardkrapfen für 1,40 Euro ist deutsche Wertarbeit, die Portion übersichtlich, sprich: nicht allzu groß geraten. Der Teig könnte ein bisschen fluffiger sein, der Klecks Aprikosenmarmelade reicht aus. Rischart liebt aber auch verspielte Krapfen-Varianten, etwa den Marillenknödelkrapfen zum Preis von 2,50 Euro. Obendrauf eine halbe Marille, drunter einen halbierten Krapfen mit Topfenteig, dazwischen eine satte Schicht Vanillecreme, alles garniert mit Puderzucker und angerösteten und mit Zimt verfeinerten Semmelbröseln. Alles in allem ein fein abgestimmtes Spiel der Texturen und eine wohlschmeckende Kalorienbombe.

Marcelinus Sturm

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Farbloser Notnagel

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Quelle: Stephan Rumpf

Im Fall eines akuten, kaum mehr zu bändigenden, ja fast krampfartigen Krapfen-Drangs mag es angebracht sein, die Not mit einem Produkt aus einer Wimmer-Filiale zu lindern. In unserem Fall (Gefühlslage neutral) löste diese Variante der Traditionsbackware, zumindest in der Standard-Version (1,90 Euro), kein Glücksgefühl aus. Am Morgen gekauft, waren bereits am frühen Nachmittag die Außenbereiche des Krapfens durchgetrocknet. Und nach Durchdringung der äußeren Plattentektonik trafen wir tief im Inneren auf eine zwar orange leuchtende, aber geschmacklich farblose Masse. Das Wort Marmelade drängte sich nicht zwangsläufig auf. Etwas mehr Spaß machte eine De-luxe-Variante mit Vanillecremefüllung und Zuckerstreuseln oben drauf - allerdings weniger wegen der industriell wirkenden, aufdringlich süßen Creme, sondern weil es fröhliche Erinnerungen an Kindheitstage weckte, als man der kleinen Schwester die Streusel weggeknabbert hat.

Kurt Kuma

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Kleines Powidltatschkerl

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Quelle: Stephan Rumpf

Wer derzeit an einer Filiale der Bäckerei-Kette Zöttl vorbeikommt (rund 40 gibt es davon in und um München) liest im Schaufenster das Wort "Krapfenglück". Das ist keineswegs übertrieben. Denn in der Tat machten die Krapfen den Testesser ein bisschen glücklich. Sie waren beim Krapfenvergleich zwar die kleinsten, dafür recht günstig. Der normale Krapfen mit Aprikosenmarmelade kostete 1,25 Euro, der Pflaumenkrapfen 1,75. Bei beiden war der von einer locker sitzenden Kruste umhüllte Teig schön fluffig, die Füllungen der Testexemplare genau richtig dosiert. Und die Kombination beim Pflaumenkrapfen - außen Zucker und Mohn, innen nicht zu süßes Pflaumenmus - kann man als gelungene Hommage an Germknödel und Powidltatschkerl interpretieren. Letztere, eine süße Sünde aus Böhmen, wurden in einem einst populären Couplet als das "allerhöchste Glück" besungen. Den Ohrwurm summte Pep noch Stunden später vor sich hin.

Pep Rooney

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Alter Umweltsünder

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Quelle: Stephan Rumpf

Es ist offenbar so, dass die Läden der Bio-Kette Vollcorner ein ähnliches Verhältnis zum Fasching haben wie die meisten Münchner. Er wird, so weit es geht, ignoriert. Und so weit es nicht geht, wenig liebevoll zu Kenntnis genommen, bestenfalls also mit Gleichmut registriert. So nimmt es nicht Wunder, dass die dort (Filiale Lindwurmstraße) angebotenen Faschingskrapfen, obgleich derzeit die Vollcorner-Homepage regierend, zum einen nur in zwei Varianten zu haben sind (Aprikose, Hagebutte), zum anderen nach ein paar Stunden, trotz zärtlichster Behandlung beim Transport, derart in sich zusammenfallen, als seien sie um Jahre gealtert. Ein bisschen schmecken sie dann auch so, und es verwunderte sehr, als man rundrum nach dem vierten Bissen nicht auf die Füllung gestoßen war. Am meisten aber erstaunte, dass, so die Angabe an der Theke, man dafür Palmfett verwendet habe. Palmfett?! Ich habe eben den Regenwald zerstört.

Ivan Lende

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Schnapsiges Schwergewicht

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Quelle: Stephan Rumpf

Während des Wiener Kongresses im Jahr 1815 sollen zehn Millionen Krapfen gegessen worden sein. So alt ist das Café Kustermann nicht, aber seit immerhin 1887 gibt es die Confisérie an der Lindwurmstraße. Die Palette an Krapfen, die zwischen hausgemachten Torten, Schnitten, Kuchen und Plunder angeboten wird, ist ansehnlich. Der klassische Krapfen kostet 1,90 Euro: Er ist ein Schwergewicht, reichlich gefüllt mit Aprikosenmarmelade, die für Rosa Maríns Geschmack allerdings etwas zu süß geriet. Dafür ist die Teigkonsistenz angenehm locker, auch schmeckt das Ausbackfett wenig vor. Der Eierlikörkrapfen (2,30 Euro) bekommt gleich mal Pluspunkte, weil hier kein pudriger Dekor das Jackett vollstaubt. Hübsche Schokosprengel ziehen sich über die Zuckerglasur. Drinnen eine vanillige, helle Füllung mit einem Hauch von Eierlikörgeschmack. Formstabil ist dieser Klops nicht, er ist sehr nachgiebig. Drückt man zu fest, quillt die Füllung raus. Ziemlich schnapsig.

Rosa Marín

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Stabiler Begleiter

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Quelle: Stephan Rumpf

Böse Menschen behaupten heutzutage ja gern, diese Journalisten in ihren Glaspalästen wüssten eigentlich gar nicht, was die Menschen in Wirklichkeit bewegt. Dazu könnte man manches einwenden, fest steht aber, dass wir bei der SZ in Sachen Krapfen gut informiert sind. Zu gut vielleicht, denkt man in Kalorienwerten. In der Leonardi-Cafeteria gibt es, wie die Mitarbeiter versichern, Himbeer- und Quitten-Krapfen, denen zu widerstehen nur den Standhaftesten möglich ist, und Peffekoven gehört nicht zu ihnen. Kleinliche Einwände eines gewissen Leckermauls in der Redaktion, der Hauskrapfen schmecke künstlich, hat er überzeugend zurückgewiesen. Kenntnisreich wies Peffekoven nach, dass der Leonardi-Krapfen bei Berührung weder wie andere getestete Krapfen auseinanderfällt noch eine Wolke klebrigsten Puderzuckers ausstößt. Er liegt gut in der Hand, ohne festzupappen, und ist zum Kaffee genau das Richtige.

Karl-Heinz-Peffekoven

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Künstlicher Klon

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Quelle: Stephan Rumpf

Bei Café am Max-Weber-Platz denkt man ja eher an Gründerzeitgediegenheit mit Patina und buttercremigen Torten. Tatsächlich aber verbirgt sich dahinter die "Frisch-Backstube" mit gehobenem To-go-Charme und neun Filialen in der Stadt. Dafür ist das Krapfen-Angebot ansehnlich, die Auswahl - von Frucht bis Schokolade - angenehm solide statt trendhörig. Nur die fast klon-exakt gleiche Form der üppigen Exemplare in der Auslage irritiert etwas. Wir wählten den puderzuckerbestäubten Konditorkrapfen (1,45 Euro) "mit roter Füllung", wie die Verkäuferin erklärte. Tatsächlich ging es kaum präziser, weil die zu süße Marmelade undefinierbar zwischen Erdbeere und künstlichem Waldbeeraroma oszillierte. Die Teigkonsistenz war guter Durchschnitt, vielleicht etwas elastisch, eine bessere Wahl dann der großzügig mit lockerer, milder Creme gefüllte Vanillekrapfen (2,10 Euro) unter Zuckerguss und Mandelblättern.

Tankred Tunke

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Fetter Testsieger

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Quelle: Stephan Rumpf

Wer mit einer Tüte frischer Krapfen von der Schmalznudel in die U-Bahn steigt, dem ist Aufmerksamkeit gewiss. Das Fettgebackene duftet derart, dass andere Fahrgäste sehnsüchtig blicken, selbst um acht Uhr früh. Am besten ist es, die Krapfen (2,10 Euro) noch warm im Café Frischhut zu essen, wie der Fettbäcker nahe dem Viktualienmarkt amtlich heißt. An der Theke gibt es sie außer Haus, da sieht man, wie die Teigballen ins Fett plumpsen. Es gibt keine Varianten mit Guss oder Schuss, nur eine Sorte. Die wird nicht gepudert, sondern in Kristallzucker gewälzt, was den Verzehr gesellschaftstauglicher macht, man ist nicht total zugesaut. Von zuviel Aprikosenmarmelade drohte im Test keine Gefahr, es war nicht arg viel drin. Die aber war fruchtig und nicht zu süß. Der Krapfen blieb über Stunden formstabil und schön fluffig. Der beste der Stadt.

Helene Töttchen

© SZ vom 10. Februar 2018/jana
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