Gericht:Missglückte Erpressung

Prozess gegen "Besenstiel-Räuber" beginnt

Von Christian Rost

Der Mann, der den FC Bayern erpressen wollte, kommt vor Gericht. Der als "Besenstiel-Räuber" bekannt gewordene Harald Zirngibl hatte dem Verein im Februar mit einem Bombenanschlag in der Arena in Fröttmaning gedroht und Geld und Diamanten im Wert von drei Millionen Euro gefordert. Bei einer fingierten Geldübergabe wurde der 64-Jährige in Mainburg geschnappt. Am kommenden Freitag beginnt gegen ihn der Prozess wegen versuchter räuberischer Erpressung am Landgericht München I.

Zirngibl war 1999 wegen 16 Banküberfällen zu dreizehneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Den Namen "Besenstiel-Räuber" bekam er, weil er bei seinen Überfällen Geiseln einsperrte und die Türen mit einem Besenstiel zusätzlich verriegelte. Er war nach einem Bankraum in Percha bei Starnberg gefasst worden. Nach zehn Jahren kam er auf Bewährung frei, zog bei seinem Vater ein und fand keinen Job. Erfolglos versuchte er sich als Aktkünstler, Produzent handgetöpferter Dildos und Buchautor.

In seiner finanziell völlig desolaten Situation habe er sich entschlossen, den FC Bayern zu erpressen, so die Staatsanwaltschaft. Laut Anklage schickte er am 9. Februar an den Vorstand ein Erpresserschreiben, in dem er über eine Gefahr für Spieler des Vereins und die Zuschauer im Stadion fabulierte. Tote oder Verletzte könne es geben, zum Beispiel durch eine Autobombe. Um die Gefahr abzuwenden, solle ihm der Verein Geld und Diamanten übergeben. Als Überbringer sollten der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge oder der damalige Sportvorstand Matthias Sammer fungieren.

Zirngibls Plan ging nicht auf. Schon in seinem Erpresserschreiben fanden sich Hinweise auf den ehemaligen Bankräuber als Täter: In Anspielung auf das Banküberfall-Lied der Ersten Allgemeinen Verunsicherung hatte er geschrieben, dass die Gefahr immer und überall lauere - das war ganz Zirngibls Stil. Auf die Spur kam ihm die Polizei nach einer Jagd durch Oberbayern. Er gab per SMS-Nachrichten von einem Handy immer wieder neue Orte zur Geldübergabe vor. Diese Funksignale führten die Fahnder nach Mainburg, wo der Mann zusammen mit seiner Lebensgefährtin auf die Millionen des FC Bayern wartete. Er wurde festgenommen und gestand die Erpressung. Für den Prozess sind vier Verhandlungstage angesetzt.

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