Gericht:Das "Phantom von Aubing" muss ins Gefängnis

  • Das "Phantom von Aubing" soll für Dutzende Handtaschenraube verantwortlich sein.
  • Vor Gericht bestreitet ein 49-jähriger Tatverdächtiger die Vorwürfe zwar, räumt dann aber vier Diebstähle ein.
  • Nun muss er für seine Taten ins Gefängnis.

Von Christian Rost

Dutzende Male hat der Handtaschenräuber zugeschlagen, doch die Polizei bekam ihn einfach nicht zu fassen. Das "Phantom von Aubing" wurde der Mann schon genannt. Nach einem weiteren Überfall auf eine 90-Jährige, die an einer Bushaltestelle gewartet hatte, gelang der Polizei Anfang September 2015 dann doch noch ein Fahndungserfolg.

In der Nähe des Tatorts wurde der 49-jährige Zeki V. festgenommen. Er bestritt zwar, das "Phantom" gewesen zu sein. Am Landgericht München I musste er am Dienstag aber doch einräumen, in zumindest vier Fällen älteren Frauen die Handtaschen oder den Geldbeutel gestohlen zu haben.

Der Mann legte vor der 20. Strafkammer über seine Verteidiger Stephan Lucas und Stefan Korn ein pauschales Geständnis ab. Demnach war er vor allem rund um die Limesstraße aktiv, in der Gegend wohnte er auch und kannte sich deshalb gut aus. Der größten Schaden fügte er im Mai vorigen Jahres einer 70-jährigen Frau zu. Sie hatte es gar nicht bemerkt, als V. ihren Geldbeutel entwendete.

Sie musste dann aber feststellen, dass mit ihrer EC-Karte 1000 Euro von ihrem Konto abgehoben worden waren. Die Karte hatte sie samt Geheimnummer in ihrem Geldbeutel aufbewahrt. Darin befanden sich außerdem 140 Euro in bar. Um 70 Euro Bargeld brachte V. eine ebenfalls 70-jährige Rentnerin, die in der Streitbergstraße unterwegs war, als er in ihre Handtasche fasste und mit dem erbeuteten Geldbeutel flüchtete.

Auf dem Nachhauseweg vom Einkaufen wurde eine 80-Jährige von Zeki V. überfallen. Er war ihr von einem Supermarkt aus gefolgt und versteckte sich in einem Gebüsch, um die Frau anzuspringen und ihr die beiden Einkauftaschen zu entreißen, in denen sich neben Lebensmitteln auch ihre Wohnungsschlüssel befanden. Das Opfer wehrte sich nach Kräften, stürzte aber zu Boden, als der körperlich weit überlegene V. kräftig an den Taschen riss. Er brachte diese schließlich an sich und lief davon.

Opfer leiden an psychischen Folgen der Überfälle

Beim Sturz erlitt die Seniorin ein Hämatom am linken Handgelenk und Schmerzen. Heute leidet sie vor allem noch an den psychischen Folgen der Tat. Laut Staatsanwaltschaft verriegelt sie seit dem Raub stets ihre Wohnungstür und blickt sich auf der Straße aus Angst vor Verfolgern immer wieder um.

Das letzte Opfer des Räubers wurde eine 90-jährige, demente Seniorin, die inzwischen gestorben ist. Sie wartete an einer Haltestelle auf den Bus, als V. ihr plötzlich die Handtasche gewaltsam entwand. Darin befanden sich 150 Euro. Samt seiner Beute wurde er wenige Minuten nach der Tat von einer Polizeistreife festgenommen. Die Frau bekam ihr Geld zurück.

Zeki V. steckte damals in finanziellen Schwierigkeiten. Als Gastronom hatte er in München einst mehrere Lokale betrieben, mit denen er nach und nach scheiterte. Er hatte zu trinken angefangen und den Überblick über seine Geschäfte verloren. Sein Anwalt Stephan Lucas sagte am Rande des Prozesses, V. schäme sich dafür, dass er sich wehrlose Frauen als Opfer ausgesucht habe.

Für die Taten muss der Angeklagte ins Gefängnis. Die Prozessbeteiligten verständigten sich darauf, dass V. im Gegenzug für sein Geständnis eine Haftstrafe von mindestens drei Jahren und zwei Monaten und maximal drei Jahren und acht Monaten erhält.

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