Gericht:Auf Diebestour im Supermarkt

31-Jähriger beklaut Rentnerinnen - und hebt mit ihren EC-Karten viel Geld ab

Von Christian Rost

Seine Opfer waren ausschließlich weiblich, zwischen 60 und 84 Jahre alt und passten beim Einkaufen nicht sonderlich gut auf ihre Wertsachen auf. Dies nutze der 31-jährige Fadil B., um sich sechs Mal in Supermärkten in München Geldbeutel aus Einkaufswagen zu schnappen und dann mittels der erbeuteten EC-Karten die Konten seiner Opfer leerzuräumen. Am 17. Juni 2014 wurde er von einem Ladendetektiv und einem Zeugen in einem Rewe-Markt in der Forstenrieder Allee gestellt. Seit diesem Mittwoch muss sich der Maurer wegen gewerbsmäßigen Diebstahls am Landgericht München I verantworten.

Der 3. Strafkammer unter dem Vorsitz von Anton Winkler lagen dermaßen viele eindeutige Beweise für die Taten des Mannes vor, dass es keinen Zweck gehabt hätte, die Diebstähle und Abhebungen an Geldautomaten zu leugnen. Beinahe jedesmal, wenn Fadil B. nach einem Geldbeutel gegriffen und danach mit den erbeuteten EC-Karten größere Summen abgehoben hatte, war er entweder fotografiert oder gefilmt worden von Überwachungskameras. Die Bilder kannte auch der Angeklagte, und deshalb ließ er seine Verteidigerin Ruth Sarow erklären: "Die Anklage ist richtig. Er schämt sich." Mehr als 10 000 Euro erbeutete Fadil B. bei seinen Taten.

Er leidet an Schizophrenie und ist spielsüchtig, weshalb der Kosovare einerseits nie richtig beruflich Fuß fassen konnte in Deutschland und in München schließlich im Männerwohnheim an der Pilgersheimer Straße Unterschlupf suchen musste. Andererseits benötigte er dauernd Geld, weil er stundenlang in Spielhallen an Automaten Geld verdaddelte. Er habe die Casinos erst verlassen, wenn alles Geld weg gewesen sei, sagte der Angeklagte.

Seine Sucht finanzierte er sich seit dem 10. März 2012 bis zu seiner Festnahme vor allem mit den Diebstählen. Gleich bei seiner ersten Tat in einem Penny-Markt in Neuhausen erbeutete er 4000 Euro. Er hatte einer 69-Jährigen aus deren Rucksack den Geldbeutel gestohlen. Wie die anderen sechs Opfer auch, hatte sich die Frau die Geheimnummer ihrer EC-Karte notiert und den Zettel ebenfalls in ihrer Börse aufbewahrt. So war es ein Leichtes für Fadil B., anschließend ihr Konto zu leeren. Einer 82-Jährigen stahl er den Geldbeutel in einem Rewe-Markt an der Schleißheimer Straße, aber auch in Norma-, Tengelmann- und Aldi-Märkten lauerte er auf Taschen in Einkaufswagen. Wie er sich beim Beklauen der Damen gefühlt habe?, fragte Richter Winkler. Der Angeklagte: "Das war schon schlimm für mich", er habe aber trotzdem weitergemacht.

In seinem krankheitsbedingten Wahn glaubte er nämlich, eine Berühmtheit zu sein. Er hielt sich für einen Millionär, der sich alles leisten könne. Seit er mit Medikamenten behandelt wird, hat sich sein Realitätssinn wieder eingestellt. Die Therapie will er fortsetzen. Für das Gericht gilt er als vermindert schuldfähig. Der Prozess dauert an.

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