Gerhard Polts Kochbuch:Starke Stücke ohne Mützenhuberei

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Der bayerische Kabarettist und Sternekoch Lothar Eiermann stellen im Gourmet-Tempel "Tantris" ihr Kochbuch vor.

Von Franz Kotteder

Es gibt ja nur wenige Leute, die im Tantris über die Frage räsonieren dürfen, wie man mit einem allzu trockenen Sandkuchen umgehen darf und wie nicht.

Gerhard Polt. (Foto: Foto: AP)

Oder darüber, was man von einer Ratte in einer Metzgerei zu halten hat. Passt halt nicht recht zu einem Restaurant, in dem das Mittagessen mindestens 150 Euro kostet, wenn man nicht zufällig eingeladen ist.

Wunderbare Zeichnungen

Es darf das aber mindestens einer, nämlich Gerhard Polt. Der stellt heute Mittag ein Buch vor, das er zusammen mit dem Sternekoch Lothar Eiermann vom Schlosshotel Friedrichsruhe und mit SZ-Redakteur Gottfried Knapp geschrieben hat und das der Münchner Kunstprofessor Gerd Dengler mit "ganz wunderbaren Zeichnungen" (Eiermann) illustriert hat: "Starke Stücke oder: Der ganze Geschmack" heißt es und ist im Swiridoff-Verlag erschienen.

Lothar Eiermann ist seit 20 Jahren gut befreundet mit den Polts, mit Tantris-Chef Hans Haas und auch mit Eckart Witzigmann, der sich selbstverständlich an diesem Tag die Ehre gibt, an seiner alten Wirkungsstätte der Buchpremiere beizuwohnen. Es war naheliegend, diesen Ort zu wählen. meint Polt: "Ich hab' gehört, da herinnen isst man nicht schlecht!"

Das erweist sich als richtig - auch, weil Eiermann aufkocht. Und was der kann, wissen nicht nur Besucher des Schlosshotels Friedrichsruhe, wo er seit mittlerweile 30 Jahren als Küchenmeister und Geschäftsführer fungiert. Gerhard Polt mokiert sich vorab ein wenig über das Besteck ("schaut aus wie ein medizinisches Skalpell") und erzählt einen Fußballerwitz.

Aktueller Anlass

Schließlich gibt es einen aktuellen Anlass: Wildmoser festgenommen! Nichts Besonderes, findet der Satiriker: "Mei, Bestechung, des ist doch der ganz normal existierende Byzantinismus!" Später liest er kurze Geschichten vor aus dem Buch. Da geht es nicht um edle Küche, aber irgendwie schon auch ums gute Essen. Eiermann und Polt sind beide laut Knapp aufgewachsen "in unmittelbarer Nachbarschaft einer Metzgerei".

Das prägt, macht resistent gegen die "Sternen- und Mützenhuberei" (Eiermann) der amtlichen Gastrokritik und stählt nicht nur die Geschmacksnerven.

Die "Starken Stücke" sind jedenfalls ein ausnehmend gelungenes Exemplar des Genres "Kochbuch" - auch wenn einem, offen gestanden, das Rezept für staubtrockenen Sandkuchen dann doch abgeht.

© SZ v. 10.3.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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