Geplantes Orientfestival:OB Reiter lehnt Kamelrennen auf der Theresienwiese ab

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Krasser Widerspruch zur Idee einer Naherholungsfläche: Oberbürgermeister Reiter hält nicht viel vom geplanten Orientfestival samt Kamelrennen auf der Theresienwiese- anders als sein Stellvertreter von der CSU.

Von Dominik Hutter und Christian Krügel

"1001 Nacht" auf der Theresienwiese - was sich nach dem Zauber Arabiens anhört, stößt im Rathaus wie auch beim Tierschutzverein auf ziemlich verhaltene Begeisterung und teilweise auch offene Ablehnung. Der Grund: Bei dem für Juni 2015 vorgesehenen Festival sind Kamelrennen geplant, die auf einer 1,8 Kilometer langen Sandstrecke stattfinden sollen - ohne Reiter, dafür aber mit Robotern, die von mitfahrenden Autos aus bedient werden. Zwar hat sich der für den Tourismus zuständige Bürgermeister Josef Schmid (CSU) in einer ersten Reaktion positiv geäußert. Damit steht er aber offenbar ziemlich alleine da.

Denn Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hält von der Idee nicht sehr viel, vor allem weil er um die Bedenken der Bezirksausschüsse (BA) weiß. Jede Aktion auf der Theresienwiese außerhalb von Tollwood, Frühlings- und Oktoberfest werde von Anwohnern äußerst kritisch gesehen, so dass er eine Zustimmung durch den BA für völlig unrealistisch halte, sagt Reiter.

Das geplante Orientfestival samt Kamelrennen auf der Theresienwiese stößt auf viel Kritik. (Foto: SZ Grafik)

Zudem stehe ein solches Projekt im krassen Widerspruch zu Ideen, die Theresienwiese außerhalb der Festzeiten wieder stärker als Naherholungsfläche zu nutzen. Ob Reiters Bedenken in der SPD-Stadtratsfaktion geteilt werden, ist noch offen. Das Thema hat die Politiker gerade erst erreicht, bislang gibt es noch keine offizielle Meinung.

Offenen Widerstand kündigen die Grünen an. Wäre das Thema nicht vertagt worden, so Stadtrat und Bezirksausschussmitglied Paul Bickelbacher, hätten die Grünen im BA Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt klar mit Nein votiert - eine Haltung, die der Politiker auch in seine Stadtratsfraktion tragen will. "Der Aufwand scheint mir übertrieben", sagt Bickelbacher, "das kann man den Anwohnern nicht zumuten." Denn das Arabienfest solle die komplette Theresienwiese einnehmen, was nicht einmal bei der Wiesn der Fall ist. 370 Lastwagenladungen Sand heranzutransportieren, sei zudem ökologisch bedenklich.

Seine Stadtratskollegin Katrin Habenschaden bringt vor allem Tierschutzaspekte ins Spiel. Es seien noch viele Fragen offen - etwa, wie die Kamele nach München kommen oder wie sie untergebracht werden. Allein die Zusicherung der Veranstalter, derart kostspielige Tiere würden ohnehin sorgsam behandelt, reiche für einen umfassenden Tierschutz nicht aus.

Ähnlich argumentiert auch der Münchner Tierschutzverein. Zwar habe man sich mangels Informationen noch keine fundierte Meinung bilden können, sagt Sprecherin Judith Brettmeister. Prinzipiell aber seien Tiere nicht für die Unterhaltung der Menschen gedacht, und das sei bei einem Kamelrennen in München zweifellos der Fall. Unter das Wildtierverbot fielen Kamele nicht, sie würden in den arabischen Ländern bekanntlich wie Haustiere gehalten.

Im BA hingegen befassten sich Vertreter der Rosa Liste bereits mit Inhalten - und zwar mit denen der bei dem Orientfestival geplanten Länder-Pavillons. Ihnen war es, wie auch anderen BA-Mitgliedern, wichtig, dass dort auch politische Themen zur Sprache kommen, etwa die Rechte von Frauen und Homosexuellen in den arabischen Ländern. Im Exposé der Veranstalter kommt das nicht vor.

Stattdessen heißt es dort: Die Diskussionen insbesondere über die Vergabe und die Bedingungen der Fußball-WM 2022 in Katar ließen erkennen, "wie groß der Kommunikationsbedarf der arabischen Welt ist, über (berechtigte) kritische Fragen hinaus das generelle Verständnis für Kultur, Land und Leute insbesondere in der westlichen Welt zu stärken".

© SZ vom 01.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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