Geplanter Umzug in Nußbaumpark:Kulturstrand im Abseits

Geplanter Umzug in Nußbaumpark: Strand an der Corneliusbrücke. 2014 sollen die Urbanauten umziehen

Strand an der Corneliusbrücke. 2014 sollen die Urbanauten umziehen

(Foto: Catherina Hess)

Bands neben der Klinik: Im nächsten Jahr soll der Stadtstrand an der Isar in den Nußbaumpark am Sendlinger Tor wechseln - "völliger Unfug", wie die Urbanauten finden. Sie fürchten nun das Ende des Projekts.

Von Marco Völklein

Ein wahrer Politikerauftrieb wird in den nächsten Tagen bei Benjamin David stattfinden. Ob Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), Bayerns Kulturminister Wolfgang Heubisch (FDP) oder OB-Kandidat Josef Schmid (CSU) - alle werden am Stadtstrand der "Urbanauten" an der Corneliusbrücke vorbeischauen. Und Urbanauten-Chef David wird die Gelegenheit nutzen und ihnen allen ausführlich erklären, dass er gerne an der Isar bleiben möchte. Auch im nächsten Jahr. Und dass er auf keinen Fall, wie geplant, in den Nußbaumpark südwestlich des Sendlinger-Tor-Platzes wechseln will.

Vor zwei Jahren gab es eine lange Diskussion im Stadtrat, wie die Stadt mit dem "Kulturstrand" genannten Angebot der Urbanauten umgehen will. Schließlich einigten sich die Fraktionen auf folgende Lösung: David und seine Truppe soll von Jahr zu Jahr an anderen Plätzen in der Stadt Station machen - im Sommer 2011 am Professor-Huber-Platz vor der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), 2012 auf der Isar-Insel am Vater-Rhein-Brunnen nördlich des Deutschen Museums, heuer am bewährten Standort an der Corneliusbrücke. Und 2014 eben im Nußbaumpark südlich des Sendlinger-Tor-Platzes.

Diesen Standort allerdings hielt Urbanauten-Chef David nach eigener Aussage damals schon "für völligen Unfug". Vor allem wegen der nahen Kliniken könne man dort ein Kulturprogramm mit Bands und anderen Künstlern gar nicht aufziehen. "Nach kurzer Zeit hätten wir so massive Beschwerden, dass die Sache von selbst stirbt", sagt David. Ähnliche Erfahrungen hätten er und seine Mitstreiter bereits 2011 am Professor-Huber-Platz gemacht: Damals hätten sich vor allem die Lehrkräfte der juristischen Fakultät der LMU an dem Getümmel vor ihren Bibliotheks- und Bürofenstern gestört.

"Am Nußbaumpark würde sich das Ganze wiederholen", sagt David. "Außerdem ist es schwierig, für diesen Standort einen Gastronomiepartner zu finden." Denn selbst an der gut frequentierten Corneliusbrücke bleibe den Urbanauten unterm Strich bei einem Jahresumsatz von etwa 330.000 Euro "allenfalls eine schwarze Null". Was das wiederum für den im Vergleich dazu unattraktiven Standort am Nußbaumpark bedeute, "das kann unser Gastronomie-Partner ebenfalls gut einschätzen", sagt David. Daher will er sich dafür einsetzen, "dass der Kulturstrand an der Isar bleibt".

Unterstützung erhalten die Urbanauten dabei unter anderem von der FDP. Die hatte vor einem Jahr im Stadtrat beantragt, den Kulturstrand 2014 eben nicht im Nußbaumpark zu gestatten, sondern wieder am Vater-Rhein-Brunnen nördlich des Deutschen Museums zu erlauben. Der Nußbaumpark sei "von der Lage her unattraktiv und von der wahrscheinlichen Lärmbelästigung für Patienten der nahegelegenen Kliniken sehr problematisch", findet FDP-Fraktionschef und OB-Kandidat Michael Mattar. Mit dem Strand am Vater-Rhein-Brunnen dagegen sei "eine Naherholungsattraktion in der Innenstadt entstanden", die auch von Familien genutzt wurde.

Anfang Oktober wird sich der Stadtrat mit dem Antrag befassen. Wie die Sache ausgeht, ist offen. Allerdings: Bei der Debatte vor zwei Jahren hatte sich das Kreisverwaltungsreferat bereits gegen den Nußbaumpark ausgesprochen. Der Stadtrat aber hatte dennoch für den Standort votiert.

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